Insiderbericht |
31.07.2015 08:47:47
|
Deutsche Bank gibt Panne beim Speichern von Chat-Gesprächen zu
Von Christopher M. Matthews, Jenny Strasburg und Eyk Henning
LONDON (Dow Jones)-- Der Deutschen Bank steht möglicherweise neuer Ärger im Zusammenhang mit dem Libor-Skandal ins Haus. Eigentlich hatte sich das Institut bereits mit den Aufsehern auf die Zahlung von 2,5 Milliarden US-Dollar verglichen. Doch jetzt muss die Bank laut Insidern zähneknirschend eingestehen, dass ihre Angaben an die Regulierer unvollständig gewesen sein dürften, da versehentlich "Chat-Gespräche" zwischen ihren Mitarbeitern nicht gespeichert wurden.
Die Bank versuche jetzt händeringend die Aufzeichnungen doch noch zu rekonstruieren, könnte jedoch eine unbekannte Anzahl Chats, die bis ins Jahr 2005 zurückreichten, unwiederbringlich gelöscht haben. Dieses Eingeständnis brockt der Deutschen Bank neuerliche regulatorische Probleme ein. Das Geldhaus wurde bereits von den Regulierern scharf dafür gerügt, nicht ausreichend Daten aufzuzeichnen. Dazu zählt auch das Löschen von Hunderten Audio-Dateien, die laut britischen Finanzaufsehern für ihre Ermittlung in die Libor-Manipulation hätten relevant sein können.
Die Deutsche Bank zeigte das Problem bei den Regulierern schon im Mai an, darunter der New Yorker Behörde für Finanzdienstleistungen. Das erfolgte laut den Insidern einen Monat, nachdem sich der Finanzkonzern mit einer Handvoll Behörden in den USA und Großbritannien auf einen Vergleich geeinigt hatte. "Nachdem wir diesen Softwarefehler in einem unserer internen Nachrichtensysteme entdeckt hatten, schalteten wir sofort die Regulierer ein und arbeiten aktuell mit diesen zusammen, um das Problem zu beheben", erklärte die Bank in einer E-Mail. "Wir waren in der Lage, einen Großteil der Chats über Sicherheitskopien wiederherzustellen."
Die Bank hofft, dass die Wiederherstellung in einem Monat über die Bühne gegangen sein wird, so einer der Insider. Insgesamt habe die Deutsche Bank keine Kommunikation gefunden, die neu oder relevant für die Libor-Ermittlung sein könne. Die Behörde für Finanzdienstleistungen, New Yorks wichtigster Bankenaufseher, hat eine Untersuchung in den Vorfall angekündigt. Es wird ermittelt, ob potenzielle Vergehen, die in den Libor-Vergleich mit hätten einfließen müssen, wegen der Panne nicht berichtet wurden. Die Beamten schauen auch genau hin, ob der Fehler möglicherweise absichtlich herbeigeführt wurde und wann die Bank ihn entdeckte.
Noch steht der Vorfall ganz am Anfang der Aufklärung. Letztlich könnte die Deutsche Bank mit einem blauen Auge davonkommen und keine absichtlichen Vergehen aufgedeckt werden. Allerdings wäre es auch möglich, dass der Vergleich vom April noch einmal auf den Prüfstand kommt, so einer der Insider. Die New Yorker Behörde könne versuchen, neuerliche Strafen dafür zu verhängen, dass die Bücher und Aufzeichnungen nicht akkurat geführt wurden.
Bei dem Vorfall dreht es sich um das interne Nachrichtensystem "DB Chat" - eines von mehreren der Deutschen Bank. Es wurde vor allem von Mitarbeitern genutzt, die nichts mit den Handelsaktivitäten zu tun haben, darunter aus der IT und dem Back Office. Doch zu diesen Nutzern zählten auch Personen, deren E-Mail-Konten und Daten während der Libor-Ermittlung ins Visier der Behörden gerieten. Die Plattform wurde nämlich auch von einigen Mitgliedern der Rechts- und Compliance-Abteilung der Bank genutzt.
Der New Yorker Regulierer sorgt sich um die Art und Weise, wie Finanzinstitute mit ihren internen Chat-Aufzeichnungen umgehen. Die Finanzaufseher schickten jetzt einen Brief an die Firma Symphony Communication, die Nachrichtensoftware vertreibt, welche bald von den weltgrößten Banken eingesetzt wird. Darin hakt die Behörde nach, wie es um die Speicherfähigkeiten des Systems bestellt ist.
Eigentlich hatte die Deutsche Bank gehofft, den Libor-Skandal endlich hinter sich zu lassen. In den Vergleich vom April willigten nicht nur die Behörde für Finanzdienstleistungen, sondern auch das US-Justizministerium, die Börsenaufsicht CFTC und die britischen Aufseher der FCA ein. Im Juni hatten die Deutsche-Bank-Chefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen ihren Rückzug angekündigt. Zuvor hatten die Aufseher der deutschen BaFin die Bank kritisiert. Die Regulierer stießen sich an der Unternehmenskultur, der Art der internen Ermittlungen und der versuchten Marktmanipulation. Derweil bleibt die BaFin am Ball: Sie will untersuchen, ob Spitzenmanager ausreichend aktiv wurden, um die Libor-Manipulation zu stoppen.
Kontakt zu den Autoren: unternehmen.de@dowjones.com
Mitarbeit: Devlin Barrett.
DJG/DJN/axw/kla
(END) Dow Jones Newswires
July 31, 2015 02:47 ET (06:47 GMT)
Copyright (c) 2015 Dow Jones & Company, Inc.- - 02 47 AM EDT 07-31-15
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!
Nachrichten zu Deutsche Bank AGmehr Nachrichten
09:30 |
Minuszeichen in Frankfurt: DAX gibt zum Start nach (finanzen.at) | |
20.01.25 |
Starker Wochentag in Frankfurt: LUS-DAX notiert zum Ende des Montagshandels im Plus (finanzen.at) | |
20.01.25 |
Gute Stimmung in Frankfurt: DAX schlussendlich in der Gewinnzone (finanzen.at) | |
20.01.25 |
Freundlicher Handel in Frankfurt: So performt der DAX am Nachmittag (finanzen.at) | |
20.01.25 |
Börse Frankfurt in Grün: LUS-DAX verbucht Zuschläge (finanzen.at) | |
20.01.25 |
Overweight für Deutsche Bank-Aktie nach JP Morgan Chase & Co.-Analyse (finanzen.at) | |
20.01.25 |
LUS-DAX-Handel aktuell: LUS-DAX am Montagmittag in der Gewinnzone (finanzen.at) | |
20.01.25 |
Börse Frankfurt in Grün: DAX verbucht am Montagmittag Zuschläge (finanzen.at) |
Analysen zu Deutsche Bank AGmehr Analysen
20.01.25 | Deutsche Bank Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
13.01.25 | Deutsche Bank Buy | UBS AG | |
13.01.25 | Deutsche Bank Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
10.01.25 | Deutsche Bank Buy | Warburg Research | |
09.01.25 | Deutsche Bank Buy | Goldman Sachs Group Inc. |
Aktien in diesem Artikel
Deutsche Bank AG | 18,81 | 0,26% |