02.11.2016 09:55:47

Deutsche-Bank-Chefvolkswirt geht EZB hart an

In einer aktuellen Studie kommt der Ökonom zu dem Urteil, dass die EZB-Politik der Eurozone inzwischen mehr schade als nutze. Das "selbstgefällige Auftreten" ihres Präsidenten Mario Draghi findet Folkerts-Landau daher "zunehmend unangebracht".

   Die Zentralbanken des Eurosystems kaufen derzeit monatlich Anleihen für 80 Milliarden Euro. Viele Ökonomen erwarten, dass sie dieses Programm demnächst um mindestens ein halbes Jahr verlängern wird. Zudem verlangt die EZB von Geschäftsbanken 0,40 Prozent Zinsen für Überschusseinlagen. Sie begründet das damit, dass sie auf diese Weise die Finanzierungsbedingungen der Unternehmen verbessern will. Das würde zu mehr Investitionen führen, die Arbeitskräftenachfrage erhöhen und damit letzten Endes auch die Inflation.

   Mario Draghi hatte die EZB-Politik kürzlich vor dem Deutschen Bundestag verteidigt und gesagt, dass die EZB-Maßnahmen Schlimmeres verhindert hätten und die Konjunkturerholung auf Kurs hielten. Folkerst-Landau hält dem entgegen: "Tatsächlich hat der Euroraum seit der 'Whatever it takes'-Rede von Herrn Draghi im Jahr 2012 kaum Wachstum, dafür aber die schlechteste Arbeitsmarktentwicklung im Vergleich mit anderen Industrienationen, zweistellige Arbeitslosenquoten, eine Jugendarbeitslosigkeit von über 20 Prozent, nicht tragfähige Verschuldungsquoten sowie weit hinter dem eigenen Ziel der Zentralbank zurückbleibende Inflationsraten verzeichnet", konstatiert der Chefvolkswirt der Deutschen Bank.

   Zu den negativen Folgen der Geldpolitik, die laut Folkerts-Landau inzwischen schwerer wiegen als ihre Vorteile, zählt der Deutsche-Bank-Chefvolkswirt:

   1. Die Anleihekäufe der EZB hätten zwar tatsächlich zu einer Verringerung der Risikoaufschläge für Anleihen der Peripherieländer geführt - letzten Endes würden dadurch jedoch die Aussichten auf Reformen fast zunichte gemacht.

   2. Die Anleihekurse hätten ihre Signalfunktion verloren.

   3. Das Eurosystem nehme erhebliche Kreditrisiken auf seine Bücher, damit habe sich das

   Risiko für die Bilanzen der Kernländer und deren Steuerzahler erhöht

   4. Die Sparer werden in Mitleidenschaft gezogen

   5. Die EZB verhindere eine schöpferische Zerstörung, stattdessen würden  die Vermögenspreisblasen immer größer

   Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

   DJG/hab/kla

   (END) Dow Jones Newswires

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)

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