Volkswagen Aktie
WKN: 766400 / ISIN: DE0007664005
18.06.2015 18:35:49
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Deutsche Autokonzerne suchen Partner für Kartendaten-Allianz - Kreise
Von Hendrik Varnholt
FRANKFURT (Dow Jones)--Die deutschen Premium-Autohersteller suchen Verbündete, um sich den Zugang zu besonders genauen Kartendaten zu sichern: Audi, BMW und Daimler werben nach den Angaben von drei Insidern für eine branchenweite Kartendaten-Allianz. Es gelte, in jedem Fall ein Monopol amerikanischer oder asiatischer Technologieunternehmen auf digitale Straßenkarten zu verhindern, sagten zwei der informierten Personen. Die Daten sind eine Voraussetzung, um selbstfahrende Autos zu entwickeln.
Zur Keimzelle der Karten-Allianz soll sich nach der Vorstellung der deutschen Hersteller die zum Verkauf gestellte Nokia-Tochter Here entwickeln. Audi, BMW und Daimler bemühen sich gemeinsam um die Übernahme des Kartendaten-Anbieters. Sollten sie den Zuschlag für das Unternehmen erhalten, wollten sie Anteile an dem Anbieter möglichst an andere Automobilunternehmen, unter Umständen aber auch an branchenfremde Investoren abgeben, sagten die Informanten. "Je mehr Hersteller sich beteiligen, desto besser", sagte eine der Quellen.
In dem Bieterkampf um Here planen aber auch mehrere Internetunternehmen und Finanzinvestoren, bis zum Ablauf der Angebotsfrist in der Nacht zum Freitag verbindliche Gebote abzugeben. Die Bemühungen der Autokonzerne um ein gemeinsames Auftreten in der Konkurrenz zu Technologieunternehmen könnten deshalb noch an Bedeutung gewinnen: Es liege im Interesse der meisten Autohersteller weltweit, ein Kartendaten-Monopol von Technologieunternehmen zu verhindern, sagten zwei der informierten Personen.
Elektronische Landkarten sind die Grundlage etwa von Navigationssystemen. Zudem lassen sich praktisch nur mit der Hilfe besonders genauer Kartendaten Autos computergesteuert auf Straßen lenken. In dem Zukunftsgeschäft mit selbstfahrenden Fahrzeugen droht den Automobilkonzernen die Konfrontation mit den Technologiekonzernen: Google etwa hat schon den Prototyp eines vom Computer gelenkten Fahrzeugs vorgestellt.
Zudem gewinnen Software und Daten auch im traditionellen Autogeschäft immer mehr an Bedeutung. Kunden wollen etwa ihre Smartphones mit der Fahrzeugelektronik verbinden. Die Fahrzeughersteller wehren sich dagegen, auf dem Weg die Kontrolle über einen Teil ihrer Produkte zu verlieren. Doch zum Beispiel Google und Apple drängen mit ihren Betriebssystemen schon heute auf die Bildschirme von Unterhaltungssystemen moderner Autos.
Die Autohersteller wollten mit ihren Bemühungen um eine globale Zusammenarbeit im Geschäft mit digitalen Straßenkarten verhindern, dass allzu viele Daten aus ihren Autos in die Datenbanken der Technologieunternehmen flössen, sagten zwei der Insider. Fortschrittliche Kartenanbieter haben in der Regel Zugriff auf Echtzeit-Informationen über ihre Nutzer. Auf dem Weg sammeln sie etwa Angaben über Staus und Baustellen.
Im Wettstreit um Nokia Here rechnen sich die deutschen Hersteller auch angesichts ihres Zugangs zu Nutzerdaten gute Chancen aus. Die Autokonzerne brächten am ehesten die Voraussetzungen mit, um den Datenbestand des Kartenanbieters ständig zu aktualisieren, sagten zwei der informierten Personen. Die deutschen Premium-Autohersteller gehören zudem zu Heres wichtigsten Kunden. Ein Insider hatte den Anteil von Audi, BMW und Daimler am Umsatz des Unternehmens schon im April auf rund 30 Prozent geschätzt. Der Informant stellte damals auch in Aussicht, die Autohersteller könnten auf die Geschäftsbeziehung mit Here verzichten, sollten sie nicht den Zuschlag für den Kauf erhalten.
Die Konkurrenten der deutschen Konzerne im Kampf um Nokia allerdings sind finanzkräftig. Zu den Kaufinteressenten gehört nach den Angaben von vier Insidern etwa der chinesische Internetkonzern und Google-Konkurrent Baidu. Interesse an Nokia Here hat den Informationen zufolge zudem der amerikanische Mitfahr-Vermittler Uber.
Uber lehnte einen Kommentar dazu ab. Baidu reagierte am Donnerstag zunächst nicht auf eine Anfrage. Nokia ließ mitteilen, der Konzern prüfe seine Möglichkeiten für Here. Am Ende des Prozesses könne ein Verkauf stehen. Nicht ausgeschlossen sei aber auch, dass Nokia den Kartenanbieter behalte. So hatte sich zuvor auch Konzernchef Rajeev Suri geäußert.
(Mitarbeit: Ilka Kopplin und Eyk Henning)
Kontakt zum Autor: hendrik.varnholt@wsj.com
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June 18, 2015 12:04 ET (16:04 GMT)
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