10.02.2016 12:56:00
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Deka-Chefökonom Kater sieht Misstrauensstimmung an den Finanzmärkten
Es sei nicht begründet, was derzeit stattfindet, "so schlecht sieht es nicht aus", meinte Kater zu konjunkturellen Lage am Mittwoch in Wien. "Wir sind in der Nullzinswelt angekommen." Während des Hineinkommens in die Nullzinsphase seien die Kurse gestiegen. Wenn diese Phase vorbei sei, tendierten die Kurse seitwärts und die laufenden Erträge zu Null. Unabhängig von der derzeitigen Episode an den Märkten sei man nun hier angekommen.
Der Startschuss zum derzeitigen Misstrauen sei von China gekommen. Die Krise im Industriesektor mit Überkapazitäten sei 2015 offengelegt worden. Weltweit sei in der Industrie kein Wachstum mehr vorhanden, das Geschäftsmodell in China und auch den Emerging Markets sei ausgereizt. China habe aber noch Luft nach oben, ein neues Geschäftsmodell sei nötig etwa mit höherwertigen Produkten und mehr Forschung und Entwicklung. Das falle zusammen mit den möglichen Problemen aus der Währungsliberalisierung.
Ein weiteres Problem komme aus der Ölpreisentwicklung. Die erste Halbierung von 100 auf 50 Dollar je Fass sei schön gewesen, die zweite Halbierung erzeuge mehr Schäden. Ob die Nettobilanz positiv sei, lasse sich noch nicht sagen. In Deutschland seien die Schwellenländer für die Exporte wichtig, in Österreich deren Bedeutung aber noch größer. Kater verwies auf die Risiken und Bedeutung Russlands - Stichwort Sanktionen und Ölpreis - für die Wirtschaft in Osteuropa. Das müsse auch der österreichische Markt mittragen. Er sieht vorerst hier keine fundamentale Änderung. Beim Ölpreis sieht die Dekabank die Talsohle erreicht und rechnet mit 45 Dollar je Fass. Die Nachfrage nach Öl werde wieder steigen.
In Österreich habe die Wirtschaft die Talsohle durchschritten, sie werde im ersten Quartal wieder wachsen. Ein längerfristiges Problem sei die Arbeitslosigkeit. Die wirtschaftlichen Zahlen würden in Österreich stabil bleiben, vorausgesetzt, dass die Weltwirtschaft nicht alles verhagle.
Kater verweist aber angesichts des weltweit nicht sehr hohen Wachstums auch auf Risiken für die globale Konjunktur. Die Vermutung der Kapitalmärkte, dass eine Rezession komme, könnte doch nicht so weit entfernt sein.
Zur politischen Situation in Europa meint Kater, dass weder ein Aufbruchsszenario noch ein Negativszenario eines Auseinanderbrechens Europas passieren werde. Es sieht vielmehr ein Szenario mit europäischen Institutionen und Gesetzestexten bei einer gleichzeitig vermehrten nationalen Vielfalt. "Übrig bleiben wird ein Interesse am Binnenmarkt", die Grenze der politischen Integration sei gegenwärtig erreicht. Grenzkontrollen seien Transaktionskosten, aber verkraftbar, wichtig, sei dass auf beiden Seiten der Grenze dieselben Regeln gelten. Auf einen Ausstieg Großbritanniens würden die Finanzmärkte mit großer Verunsicherung reagieren.
Vonseiten der Notenbanken sei mit weiteren Aktionen rechnen, diese seien aber keine Wunderwaffen mehr. Bei den Unternehmensgewinnen sieht Kater eine globale Stagnation.
(Schluss) itz/sp
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