27.06.2016 13:45:54
|
DSW: Nach Brexit muss Deutsche Börse Fusionspläne anpassen oder begraben
Von Manuel Priego Thimmel
FRANKFURT (Dow Jones)-- Nach der Entscheidung der Briten, die EU zu verlassen, mehren sich die kritischen Stimmen gegen den geplanten Zusammenschluss der Deutschen Börse mit der London Stock Exchange (LSE). Unter den bisherigen Parametern mache eine Fusion keinen Sinn mehr, sagt die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Die DSW geht nicht davon aus, dass die hessische Börsenaufsicht dem Zusammenschluss zustimmen wird.
"Das Vorhaben war bereits vor dem Austritt-Votum Großbritanniens mehr als zweifelhaft", sagt DSW-Vizepräsident Klaus Nieding. Er kritisiert nicht nur den geplanten Firmensitz der Holding in London. Nieding geht davon aus, dass allen Beteuerungen zum Trotz der Aktienhandel nach einer Fusion faktisch im Wesentlichen in London stattfinden werde. "Nach der Brexit-Entscheidung darf ... deshalb eine Börsenfusion unter den bisherigen Vorzeichen gar nicht mehr in Frage kommen", fordert Nieding.
Firmensitz eher in ehemaligen Kolonien als in London
Die Frage nach dem Unternehmenssitz ist nach Einschätzung der DSW aus aufsichtsrechtlicher Sicht entscheidend. Die Erleichterungen durch den sogenannten "Europäischen Pass", also der Entfall einer Doppelaufsicht bzw -genehmigungspflicht gelten nur für Unternehmen mit Sitz innerhalb der Mitgliedstaaten der EU. Folglich könne eine fusionierte neue Börsengesellschaft eher noch im Bereich früherer Kolonien wie der französischen Karibikinsel Saint-Martin ansässig sein als in London.
"Die Führung der Deutschen Börse sollte daher ihre bisherigen Fusionspläne nochmals kritisch hinterfragen und massiv anpassen oder ganz begraben. Die Börsenaufsicht kann nach dem Brexit einem Sitz der fusionierten Börse in London jedenfalls nicht zustimmen", so der DSW-Vizepräsident.
Hessisches Wirtschaftsministerium hat bereits vertiefte Prüfung angekündigt
Das Hessische Wirtschaftsministerium hat bereits am Freitag eine vertiefte Prüfung der Fusionspläne angekündigt. "Wir prüfen alle Aspekte der Börsenfusion, das ist unser gesetzlicher Auftrag und genau das tun wir", sagte Minister Tarek Al-Wazir in einem Interview mit mehreren Fernsehsendern. "Natürlich stellen sich jetzt noch ein paar zusätzliche Fragen, zum Beispiel was die Möglichkeit angeht, die Aufsicht auszuüben, je nachdem, wo der Sitz (der künftigen Gesellschaft) ist."
Ungemach droht dem geplanten Zusammenschluss nicht nur von der Aufsicht, sondern auch von den Aktionären. Nach dem "Brexit" müssen sich diese nämlich fragen, ob das vereinbarte Umtauschverhältnis noch das Kräfteverhältnis der Börsenbetreiber widerspiegelt. Denn selbst wenn in der Gesamtabwägung eine Fusion für die Aktionäre besser sei, so müsse doch eine Neubewertung des Deals stattfinden, so Roland Pfänder von Oddo Seydler. Die Standalone-Bewertung der Börsenbetreiber habe sich nach dem "Brexit" offensichtlich verschoben.
Deutsche Börse sieht nach Brexit keine Notwendigkeit an dem Deal zu rütteln
Die LSE-Aktionäre sollen am 4. Juli über den Zusammenschluss abstimmen. Die Aktionäre der Deutschen Börse können ihre Anteile bis zum 12. Juli andienen. Insgesamt müssen 75 Prozent der Deutsche Börse-Aktionäre der Fusion zustimmen. Nach den bisherigen Plänen sollen die Deutsche Börse-Aktionäre 54,4 Prozent an dem neuen Börsenbetreiber halten.
Die Deutsche Börse sieht nach dem "Brexit" keine Notwendigkeit an den vereinbarten Bestimmungen des Zusammenschlusses zu rütteln. Es bleibt abzuwarten, ob sie diese Position wird durchhalten können.
Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com
DJG/mpt/jhe
(END) Dow Jones Newswires
June 27, 2016 07:18 ET (11:18 GMT)
Copyright (c) 2016 Dow Jones & Company, Inc.- - 07 18 AM EDT 06-27-16

Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!
Nachrichten zu London Stock Exchange (LSE)mehr Nachrichten
10:04 |
FTSE 100-Titel London Stock Exchange (LSE)-Aktie: So viel Gewinn hätte eine London Stock Exchange (LSE)-Investition von vor einem Jahr eingebracht (finanzen.at) | |
21.03.25 |
Verluste in Europa: STOXX 50 präsentiert sich zum Handelsstart leichter (finanzen.at) | |
20.03.25 |
FTSE 100 aktuell: FTSE 100 verbucht zum Ende des Donnerstagshandels Abschläge (finanzen.at) | |
20.03.25 |
Schwache Performance in Europa: STOXX 50 liegt zum Ende des Donnerstagshandels im Minus (finanzen.at) | |
20.03.25 |
Schwacher Wochentag in Europa: STOXX 50 nachmittags leichter (finanzen.at) | |
20.03.25 |
Schwacher Wochentag in Europa: STOXX 50 notiert mittags im Minus (finanzen.at) | |
20.03.25 |
Schwacher Handel: FTSE 100 zeigt sich mittags leichter (finanzen.at) | |
18.03.25 |
STOXX 50-Handel aktuell: STOXX 50 verbucht zum Handelsende Zuschläge (finanzen.at) |
Analysen zu London Stock Exchange (LSE)mehr Analysen
21.03.25 | London Stock Exchange Buy | UBS AG | |
05.03.25 | London Stock Exchange Outperform | RBC Capital Markets | |
28.02.25 | London Stock Exchange Hold | Deutsche Bank AG | |
28.02.25 | London Stock Exchange Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
27.02.25 | London Stock Exchange Buy | Goldman Sachs Group Inc. |
Aktien in diesem Artikel
Deutsche Börse AG | 266,90 | -0,19% |
|
London Stock Exchange (LSE) | 134,00 | 0,00% |
|