13.08.2014 12:44:30

DIW: Löhne hätten in vielen Branchen stärker steigen können

   BERLIN (AFP)--Die Löhne hätten in den vergangenen zehn Jahren in zahlreichen Branchen in Deutschland stärker nach oben gehen können. Die Entgeltsteigerungen für die Arbeitnehmer seien im Schnitt pro Jahr um 0,3 Prozentpunkte hinter dem zurückgeblieben, was angesichts der Wirtschaftsleistung möglich gewesen wäre, heißt es in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. Vor allem in wichtigen Industriezweigen wie im Maschinen- oder Fahrzeugbau wäre demnach mehr drin gewesen.

   Das DIW untersuchte die Lohnentwicklung innerhalb einzelner Branchen und verglich sie mit deren Produktionsentwicklung. Die Forscher fanden dabei heraus, dass die Tarifpartner den Verteilungsspielraum in vielen Sektoren nicht ausschöpften. Arbeitgeber profitierten also stärker von der wachsenden Wirtschaftsleistung als ihre Beschäftigten.

   "Besonders überrascht, dass für den unzureichenden Lohnanstieg vor allem bedeutende Industriezweige verantwortlich sind", erklärte DIW-Arbeitsmarktexperte Karl Brenke. Mit Sektoren wie dem Maschinenbau, dem Fahrzeugbau, der Metallerzeugung oder der chemischen Industrie seien ausgerechnet die Branchen hinter ihren Möglichkeiten zurückgeblieben, in denen die Unternehmen bereits relativ hohe Löhne zahlten und die Entgelte teils auch kräftig gestiegen seien. Gemessen aber an dem, was die Konzerne verdienten, hätten die Lohnerhöhungen seit 2003 pro Jahr um 0,8 Prozentpunkte höher ausfallen müssen, als sie es taten, erklärte Brenke.

   In einigen anderen Wirtschaftsbereichen seien die Entgelte dagegen stärker gestiegen, als es verglichen mit der Wirtschaftsleistung angemessen gewesen wäre. "Das war etwa bei den Unternehmensdienstleistungen wie den freiberuflichen und technischen Diensten sowie in der Forschung und Entwicklung der Fall", erklärte Brenke. Zuletzt seien auch im Handel die Löhne zu stark gestiegen.

   Angesichts der in der Studie zu Tage getretenen unterschiedlichen Entwicklungen in einzelnen Bereichen sollten Gewerkschaften in Tarifauseinandersetzungen ihre Lohnforderungen nicht an einem gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt, sondern jeweils an der mittelfristigen Entwicklung der einzelnen Branche ausrichten, riet der Arbeitsmarktexperte. "Pauschalforderungen etwa nach einem Plus von mindestens 3 Prozent sind nicht sinnvoll, wenn beispielsweise eine Vier vor dem Komma im Fahrzeugbau, bei Teilen der Chemieindustrie oder im Maschinenbau obligatorisch sein sollte", beschrieb Brenke.

   Auch gesamtwirtschaftlich erzeuge es positive Effekte, wenn die Betriebe die Löhne zahlten, die sie zahlen könnten, ohne Schaden zu nehmen. "Höhere Löhne dürften die Inlandsnachfrage ankurbeln", erklärte Brenke. Davon könnten deutsche wie ausländische Unternehmen profitieren, und die hohen deutschen Außenhandelsüberschüsse würden sinken.

   Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

   DJG/smh

   (END) Dow Jones Newswires

   August 13, 2014 06:42 ET (10:42 GMT)- - 06 42 AM EDT 08-13-14

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!