2000 Stellen gestrichen 23.03.2016 09:49:40

Credit Suisse dampft Investmentbank noch stärker ein

Treffen soll es vor allem das schwankungsanfällige Investmentbanking, wo weitere 2000 Stellen wegfallen, wie das Institut am Mittwoch in Zürich mitteilte. So will die Bank ihre Kosten bis 2018 nun um 4,3 Milliarden Schweizer Franken (3,9 Mrd Euro) drücken, das sind noch einmal 800 Millionen mehr als bislang geplant.

Damit justiert der seit Sommer amtierende Vorstandschef Tidjane Thiam seine erst im Oktober vorgestellte Strategie bereits nach. Sein ursprünglicher Umbauplan war von vielen Analysten als zu zaghaft kritisiert worden. Beobachter hatten schon im vergangenen Herbst härtere Einschnitte im Investmentbanking angemahnt. An der Börse wurden die verschärften Pläne positiv aufgenommen. Der Kurs der Credit Suisse-Aktien sprang zum Handelsstart in Zürich sogar kurzzeitig um rund vier Prozent in die Höhe, lag zuletzt aber nur noch mit rund einem Prozent im Plus.

Die Schweizer Großbank befindet sich in einer ähnlich schwierigen Lage wie die Deutsche Bank. Beide Institute hatten nach der Finanzkrise Einschnitte im Investmentbanking lange gescheut und die Folgen der verschärften Regeln unterschätzt. Die Geldhäuser betreiben etwa weiter ein umfangreiches Anleihengeschäft, das auch wegen der strengeren Kapitalvorgaben der Aufsichtsbehörden erheblich an Profitabilität eingebüßt hat.

Zusätzlich erschwert wird die Lage derzeit von der großen Unsicherheit an den Kapitalmärkten. Das ließ die Geschäfte im Investmentbanking in den ersten beiden Monaten dieses Jahres regelrecht einbrechen. Viele Institute, auch die Deutsche Bank, haben daher bereits auf schwache Ergebnisse eingestimmt. Dem schloss sich Thiam nun an. "Die Kombination aus einer hohen und unflexiblen Kostenbasis, der große Anteil von illiquiden Beständen im Anleihengeschäft und historisch niedrige Kundenaufträge haben zu enttäuschenden Resultaten geführt", sagte der Manager. Die Erträge im Handelsgeschäft lägen im ersten Quartal voraussichtlich um 40 bis 45 Prozent unter dem Vorjahreswert. "Deshalb haben wir sofort gehandelt."

Anlagen, die nicht mehr in die eigentliche Strategie passen, sollen nun radikaler abgebaut werden. Dafür nahm das Institut den Angaben zufolge seit Jahresbeginn weitere Abschreibungen von 346 Millionen Dollar in Kauf. Künftig sei es das Ziel, im Investmentbanking mit weniger Einsatz von teurem Eigenkapital stabilere Erträge zu erwirtschaften, sagte Thiam. Die Risikopositionen in der Handelssparte sollen nun auf 60 Milliarden Dollar (53 Mrd Euro) gedrückt werden, das Ziel im Oktober waren noch 83 bis 85 Milliarden. Zudem verschärfte das Management sein Ziel für die Gesamtverschuldung der Bank.

Zudem will Credit Suisse dieses Jahr Geschäftsteile in der Größenordnung von mindestens einer Milliarde Franken verkaufen. Allerdings gestaltete sich der Verkauf von Anlagen in den ersten Monaten branchenweit schwierig. So hatte der Finanzvorstand der Deutschen Bank, Marcus Schenck, erst am Dienstag eingeräumt, dass der Umbau des größten deutschen Geldhauses wegen der Turbulenzen an den Märkten in den ersten Monaten gebremst worden sei. Es habe kaum Interessenten für diverse Geschäfte gegeben. Schenck deutete zugleich an, dass auch die Deutsche Bank konsequenter Kosten senken müsse.

Die Credit Suisse ist mit konkreten Angaben schon einen Schritt weiter. Die Kostenbasis will Thiam mit den neuen Vorgaben bis 2018 auf unter 18 Milliarden Franken drücken. Im vergangenen Jahr lagen sie bei 21,2 Milliarden Franken und soll 2016 bereits um 1,7 Milliarden sinken. Dazu sollen allein im laufenden Jahr rund 6000 Stellen wegfallen, anderthalb Mal so viele wie bislang vorgesehen.

Seit Jahresbeginn hat Credit Suisse sich den Angaben zufolge schon mit 2800 Beschäftigten auf ein Vertragsende geeinigt. Die verschärften Einschnitte schlagen allerdings erst einmal teuer zu Buche. Das Management rechnet 2016 mit Umbaukosten von einer Milliarde Franken, rund 400 Millionen mehr als bislang vorgesehen.

Thiam will die Credit Suisse stärker auf die Vermögensverwaltung ausrichten. Um Geld in die Kassen zu holen, soll zudem das Privatkundengeschäft in der Schweiz im kommenden Jahr an die Börse gebracht werden. Das Vorhaben sei auf Kurs, hieß es. An ihrem Dividendenversprechen will die Credit Suisse nicht rütteln. Für die Phase des Umbaus will das Institut seinen Aktionären jedes Jahr 70 Rappen je Aktie als Dividende ausschütten./enl/stw/stb

ZÜRICH (dpa-AFX)

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