25.11.2015 11:30:45

US-Zinsanstieg kann laut Constancio Umkehr von Risikoprämien auslösen

   Von Hans Bentzien

   FRANKFURT (Dow Jones)-- Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht nach Aussage ihres Vizepräsidenten Vitor Constancio nur geringe systemische Risiken für das Finanzsystem des Euroraums. Bei der Vorstellung des halbjährlichen Finanzstabilitätsberichts nannte Constancio aber einige Risiken für die Finanzstabilität, die in den nächsten beiden Jahren von Bedeutung sein könnten. An erster Stelle steht eine Umkehr der globalen Risikoprämien, die unter anderem durch einen Anstieg der US-Zinsen ausgelöst werden könnte.

   "Gemeint ist damit ein Anstieg von Anleiherediten und Kursverluste bei Aktien, die entweder durch höhere US-Zinsen ausgelöst werden können oder durch die Anfälligkeit der Schwellenländer", sagte Constancio bei der Vorstellung des Berichts in Frankfurt. Eine US-Zinserhöhung sei früher oder später zu erwarten.

   Viele Beobachter rechnen damit, dass die US-Notenbank ihre Leitzinsen im Dezember erstmals seit fast zehn Jahren anheben wird. Das könnte zu einem Anstieg der Renditen von US-Staatsanleihen führen und das Zinsniveau auch in anderen Volkswirtschaften heben. Die EZB hat ihre Bereitschaft bekundet, ihre Geldpolitik weiter zu lockern, sollte es zu einer ungewollten Straffung der Refinanzierungsbedingungen kommen.

   Als weitere Ursachen für eine Umkehr der Risikoprämien nannte Constancio ein schwaches Wachstum im Euroraum. Verstärkt werden könnte diese Entwicklung der Risikoprämien von einer niedrigen Sekundärmarktliquidität.

   Ein Risiko für die Finanzstabilität stellen laut Constancio auch die niedrigen Gewinne der Banken dar, die der EZB-Vizepräsident aber nicht auf die niedrigen Leitzinsen, sondern auf das schwache Wirtschaftswachstum zurückführte.

   Ebenfalls ein Risiko seien Sorgen hinsichtlich der Schuldentragfähigkeit der Staaten und der Unternehmen und das starke Wachstum des Schattenbankensektors.

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