Erwartungen übertroffen 12.02.2015 11:51:37

Commerzbank steigert Gewinn und bunkert Geld für Rechtshändel

Auf den ersten Blick sehen die Zahlen der Commerzbank gut aus, doch beim genaueren Hinsehen finden Analysten für ihren Geschmack zu viele Haare in der Suppe. Sorgen machen ihnen Prozessrisiken, die nun auch für die Commerzbank immer mehr zum Problem werden. Auch die hohen Kosten und die immer noch zu dünne Kapitaldecke sorgen für Unmut bei den Analysten. Das sind Gründe genug für Anleger, am Tag der Bilanz die Aktie zu verkaufen. Am Vormittag behauptet sie sich mit 11,25 Euro in einem festen Gesamtmarkt nur knapp.

Eine Bürde sind die Rückstellungen für Rechtsrisiken. Diese erhöhten sich im vergangenen Jahr von 934 Millionen Euro auf rund 1,4 Milliarden Euro. 2014 stellte die Bank 484 Millionen Euro zusätzlich für solche Fälle zurück. Das sind 222 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Es kommt aber noch mehr auf die Bank zu: "Ich gehe davon aus, dass noch für 2014 weitere Rückstellungen notwendig sind", kündigte Finanzvorstand Stephan Engels an. Details nannte er nicht.

Grund für die hohen Rechtskosten sind drohende Strafen in den USA. Die Amerikaner verdächtigen europäische Banken, gegen Sanktionen wie gegen Iran und das Geldwäschegesetz verstoßen zu haben. Dafür sollen sie zahlen, und nicht zu wenig. Auch die Deutschen Bank muss mit Strafzahlungen rechnen. Bei der Commerzbank haben sich die Gespräche mit den US-Behörden laut Engels "in den vergangenen Tagen intensiviert". Wie das Wall Street Journal berichtet hatte, gehen Insider davon aus, dass die Bank für beide Verfahren bis zu 1 Milliarde Euro bezahlen könnte. Die Behörden standen mit der Commerzbank demnach zunächst wegen der Verletzung von Sanktionen im September kurz vor einem Abschluss, bei dem die Bank 600 bis 800 Millionen Dollar hätte zahlen können. Dann jedoch wurden die Ermittlungen mit Untersuchungen wegen laxer Geldwäsche-Kontrollen gegen die Bank zusammengelegt.

Die Kosten wären kein Problem, wenn die Bank noch mehr verdienen würde. Doch in der Kernbank konnten das höhere Zinsergebnis und gestiegene Erträge in der Mittelstandsbank die Belastungen nicht ausgleichen.

Zu schaffen machen der Bank insbesondere die Kosten. Die Eigenkapitalrendite vor Steuern von 9,2 Prozent im Gesamtjahr werde nicht die Kapitalkosten decken, kritisiert Analyst Dirk Becker von Kepler Cheuvreux. Trotz Wachstum bei den Kundenzahlen und Krediten seien die Einnahmen zu gering.

Dabei macht die Bank große Fortschritte. Besonders in den Segmenten Privatkunden und Mittelstandsbank läuft es gut. Im Privatkundenbereich stieg das operative Ergebnis im Gesamtjahr um 87,5 Prozent auf 420 Millionen Euro. Dazu trugen 288.000 Nettoneukunden bei und ein Wachstum beim Zinsüberschuss. In der Mittelstandsbank legte das operative Ergebnis um 9,6 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro zu. Hier profitierte die Bank von einer um 27,2 Prozent niedrigeren Risikovorsorge für Kreditausfälle. Das Kreditvolumen stieg um 8 Prozent. Und auch die polnische Tochter MBank trieb das Ergebnis im Segment Central & Eastern Europe an. Operativ verdiente die Bank mit 364 Millionen Euro 40 Prozent mehr als im Vorjahr.

Das konnte die Analysten am Bilanztag allerdings nicht friedlich stimmen. Ein weiteres Haar in der Suppe ist ihrer Einschätzung nach die Kapitalausstattung. Mit einer Kernkapitalquote (CET1) von 9,5 Prozent sei die Bank im Vergleich zu den europäischen Wettbewerbern immer noch zu schwach aufgestellt, kritisierte Analyst Becker. Die Bank ist sich dessen bewusst und will nachbessern, auch bei der Verschuldungsquote. Die Leverage Ratio soll bis 2016 von 3,7 Prozent auf 4 Prozent steigen.

Vorstandschef Martin Blessing selbst ist mit den Zahlen "nicht unzufrieden". Um die Börse zufrieden zu machen, muss er allerdings noch etwas mehr tun.

  

DJG/igo/mln/mgo

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