Erstmals seit fünf Jahren 12.02.2016 12:28:50

Commerzbank schafft Milliardengewinn - Aktie zweistellig im Plus

Deutschlands zweitgrößtes Kreditinsitut profitierte von einer verbesserten Qualität ihres Kreditportfolios und einem starken Ergebnisbeitrag des Privatkundengeschäfts. Im laufenden Jahr soll der Konzerngewinn weiter steigen. "2015 war aus meiner Sicht insgesamt ein ordentliches Jahr für die Commerzbank", sagte Martin Blessing auf seiner letzten Bilanzpressekonferenz als Commerzbank-Vorstandschef. Er hatte bereits im Herbst bekanntgegeben, seinen bis Ende Oktober laufenden Vertrag nicht zu verlängern. Einen Nachfolger präsentierte die Bank bislang noch nicht. Blessing verabschiedet sich mit einer Dividende. Die Ausschüttung, die erste seit acht Jahren, soll wie angekündigt 20 Cent je Aktie betragen. Erfreulich war zudem der Fortschritt beim Abbau der Bilanzrisiken und die Stärkung des Kapitalpuffers.

Commerzbank-Aktie haussiert

Am Markt kommen die Zahlen gut an. Die Aktie legte am Freitagmittag zeitweise mehr als 16,5 Prozent zu. "Die operativen Erträge liegen ebenso über den Erwartungen wie der operative Gewinn", sagte ein Händler. Die Aktie hatte zuvor seit Jahresbeginn ein Drittel eingebüßt und war am Vortag nochmals der größte Verlierer im DAX. Analyst Philipp Häßler von Equinet hebt vor allem die erhöhte Kernkapitalquote und den weiteren Abbau der nicht zum Kerngeschäft zählenden Schiffsbeteiligungen hervor. Der Ausblick sei zwar enttäuschend, angesichts der sehr schwierigen Marktverhältnisse aber verständlich.

Für das "herausfordernde Jahr" 2016 geht die Bank davon aus, ein leicht über dem Vorjahr liegendes Konzernergebnis zu erreichen. Die Kosten sollen stabil bleiben, die Risikovorsorge wird voraussichtlich leicht zulegen. Die Commerzbank will ihren Marktanteil in den Kernbanksegmenten weiter steigern.

Kosten bei Commerzbank weiterhin hoch

Trotz aller Fortschritte ist zu bedenken, dass die Commerzbank noch mit einer niedrigen Profitabilität und relativ hohen Kosten zu kämpfen hat. Bei der Eigenkapitalrendite und dem Verhältnis von Aufwand und Ertrag ist die Bank weit von ihren Zielen für 2016 entfernt. Die Eigenkapitalrendite der Kernbank betrug im abgelaufenen Jahr 8,1 Prozent, die Commerzbank hatte sich 2012 für Ende diesen Jahres einen Wert von über 10 Prozent vorgenommen. Die Cost-Income-Ratio (CIR) belief sich auf 72 Prozent. Hier sind rund 60 Prozent für dieses Jahr angepeilt.

Keine neuen Mittelfristziele bei Commerzbank

Dies wird jedoch wohl nicht erreicht. "Aus heutiger Sicht ist es sehr wahrscheinlich", dass diese Ziele bis zum Ende des Jahres nicht erreicht werden, sagte Blessing. Seit Einführung der Ziele 2012 habe sich das Zinsumfeld massiv verändert. Zudem seien die regulatorischen Kosten in den vergangenen Jahren stärker gestiegen als damals abzusehen war. Bei der Abwicklung des Abbauportfolios, der Kapitaldecke und der Verschuldungsquote wurden die Ambitionen hingegen vorzeitig erreicht. Neue Mittelfristziele wollte Blessing nicht geben. "Hier werde ich selbstverständlich meinem Nachfolger nicht vorgreifen."

Commerzbank-Gewinn über Erwartung

Im Gesamtjahr steigerte die Bank ihren Nettogewinn auf 1,06 Milliarden Euro von 266 Millionen im Vorjahr. Die von Dow Jones Newswires befragten Analysten hatten der Bank 1,03 Milliarden Euro zugetraut. Im vierten Quartal schnitt sie mit 187 Millionen Euro nach einem Verlust von 280 Millionen im Vorjahr ebenfalls besser ab als von Analysten erwartet. Gründe waren die deutlich geringere Risikovorsorge und die niedrigeren Rechtsrückstellungen.

Das operative Ergebnis stieg im Gesamtjahr auf 1,9 Milliarden Euro von 689 Millionen Euro im Vorjahr, im vierten Quartal betrug es 376 Millionen Euro. Dazu trug in erster Linie das Privatkundengeschäft bei, das 2015 netto rund 286.000 Neukunden zählte. Das operative Ergebnis des Segments stieg im Gesamtjahr um zwei Drittel auf 751 Millionen Euro. Die Mittelstandsbank jedoch musste sowohl im Jahr als auch im Quartal wegen höherer Kosten und der anhaltend niedrigen Zinsen einen Gewinnrückgang verkraften. Auch in den Segmenten Central & Eastern Europe sowie Corporates & Markets sank jeweils das operative Ergebnis.

Commerzbank will Segment "Non-Core" wird auflösen

Während die Erträge vor Risikovorsorge auf Konzernebene um 1 Milliarde auf 9,76 Milliarden Euro zulegten, stieg der Verwaltungsaufwand auf 7,16 von 6,93 Milliarden Euro an. Dabei schlugen die Europäische Bankenabgabe mit 119 Millionen und Währungseffekte mit 85 Millionen Euro zu Buche.

Beim Abbau der nicht mehr zum Kerngeschäft gerechneten Aktiva kam die Bank weiter voran. Insgesamt wurden die Portfolios im Bereich der "Non-Core-Assets" (NCA) seit 2012 bis Ende 2015 von 160 auf 63 Milliarden Euro reduziert. NCA soll nun aufgelöst und in eine neue Struktur überführt werden. Portfolios mit hoher Qualität und niedrigem Risiko werden auf die Kernbank übertragen, der Rest in der neuen "Asset & Capital Recovery Unit" (ACR) gebündelt.

Kernkapitalquote steigt auf gute 12 Prozent

Ihre Kapitaldecke hat die Commerzbank weiter gestärkt. Die harte Kernkapitalquote CET 1 bei voller Anwendung der Kapitalvorschriften nach Basel 3 lag zum Jahresende bei 12,0 Prozent nach 9,3 Prozent im Vorjahr.

DJG/mgo/cbr

Von Matthias Goldschmidt

FRANKFURT (Dow Jones)

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