24.10.2014 14:16:48
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Commerzbank erwartet schleppendes Wachstum in Eurozone - aber keine Rezession
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Volkswirte der Commerzbank erwarten keine Rezession in der Eurozone. "Das Wachstum dürfte jedoch weiter sehr schleppend verlaufen", sagte Chefvolkswirt Jörg Krämer am Freitag in Frankfurt. Für das laufende Jahr erwartet er ein Wachstum von 0,7 und im kommenden Jahr von 0,8 Prozent.
Es gebe derzeit keine großen Fehlentwicklungen wie beispielsweise die Immobilienblase in Spanien vor dem Jahr 2008, die durch eine Rezession "korrigiert" werden müssten. "Länder wie Spanien, Irland und Portugal haben ihre Wirtschaft reformiert und arbeiten sich aus dem Tal heraus", sagte Krämer. In Frankreich seien die Lohnstückkosten zwar zu stark gestiegen und die privaten Haushalte hätten zu viele Schulden angehäuft. Aber die Übertreibungen seien deutlich weniger ausgeprägt als beispielsweise in Spanien vor der Krise.
Die jüngste Wachstumseintrübung seit dem Sommer erklärt Krämer vor allem mit der nachlassenden Nachfrage aus den Schwellenländern. Die Russlandkrise dürfte hingegen kaum eine Rolle gespielt haben, da das Handelsvolumen mit dem Land niedrig sei. Der russische Anteil am deutschen Außenhandel gehe schon seit vier Jahren zurück, ohne große Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft.
Krämer ist sich sicher, dass die Europäische Zentralbank (EZB) Anfang des kommenden Jahres zu breit angelegten Staatsanleihekäufen greifen wird. "Die Konjunkturerwartungen der Notenbank sind zu optimistisch und die Inflationserwartungen sind zuletzt trotz der Maßnahmen der EZB weiter gefallen." Die bereits angelaufenen Kaufprogramme von Pfandbriefen (Covered Bonds) und Kreditpaketen (ABS) dürften die Erwartungen der EZB nicht erfüllen. So sind laut Krämer institutionelle Investoren wie Versicherungen kaum bereit, die als sicher geltenden Pfandbriefe zu verkaufen. Dies gelte auch für die jüngst ins Gespräch gebrachten Käufe von Unternehmensanleihen.
Der Konjunktur sollten breit angelegte Staatsanleihekäufe kaum helfen, sagte Krämer. Es sei normal, dass nach einer Finanzkrise das Wachstum länger schwach und die Inflation niedrig bleibe. "Die Anleihekäufe dürften daher am Wachstumsausblick kaum was ändern, sondern lediglich die Vermögenspreise nach oben treiben", sagte Krämer. "Freuen dürfen sich die Finanzminister der Peripherieländer und die Banken, die Staatsanleihen gekauft haben."
Die Warnung vor Deflationsgefahren hält Krämer für übertrieben: "Die Vergangenheit hat gezeigt, dass eine milde Deflation das Wirtschaftswachstum nicht belastet." Der Eurokurs werde jedoch angesichts der Liquiditätsflut der EZB weiter unter Druck geraten. Bis Ende 2015 dürfte der Euro, der am Freitag bei 1,2659 US-Dollar notierte, laut Krämer bis auf 1,15 US-Dollar fallen. Dies dürfte vor allem den Peripherieländern helfen, die dank einer höheren Inflation ihre Schulden leichter abbauen können und deren Wettbewerbsfähigkeit dann steige.
Krämer erwartet angesichts der weiteren Lockerung der Geldpolitik eine anhaltende Vermögenspreisinflation. Davon dürften die Aktienmärkte profitieren und der Dax bis zum Jahresende bis auf 10 200 Punkte steigen. Am Freitag notierte der Index bei knapp unter 9 000 Punkten. Auch die Renditeaufschläge für Anleihen der Krisenländer dürften nach dem jüngsten Anstieg wieder fallen. Viele Anleger suchten händeringend nach Rendite. "Die Anleger wissen, dass im Notfall die EZB bereit steht."/jsl/fr/stb
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