04.04.2014 12:45:47

Commerzbank-Chefvolkswirt rät EZB zu "Politik der ruhigen Hand"

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Commerzbank hält keine weitere Lockerung der Geldpolitik durch die Europäische Zentralbank (EZB) für notwendig. "Angesagt wäre vielmehr eine Politik der ruhigen Hand", sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer am Freitag in Frankfurt. Seiner Einschätzung nach ist eine gefährliche Deflationsentwicklung in der Eurozone nicht in Sicht.

Krämers Erwartung unterscheidet sich von vielen Ökonomen, die eindringlich vor einer deflationären Entwicklung warnen. Die niedrigen Energiepreise helfen laut Krämer vielmehr den Unternehmen im Währungsraum und stützten die Kaufkraft der Haushalte. "Die Ursachen für die schwache Inflationsentwicklung in der Eurozone sind durchaus erwünscht", sagte der Ökonom. Die teilweise negativen Inflationsraten aufgrund sinkender Arbeitskosten in einigen südeuropäischen Ländern verbesserten außerdem die Wettbewerbsfähigkeit der betroffenen Staaten. Dies stabilisiere die Währungsunion, so Krämer.

EZB-Präsident Mario Draghi hatte am Donnerstag großangelegte Anleihekäufe zur Stützung der Konjunktur für den Fall signalisiert, dass die Inflation sehr niedrig bleibt. "Die EZB schaut zu sehr auf einzelne Monatszahlen bei der Inflationsentwicklung", sagte Krämer. Im März war die Inflationsrate in der Eurozone überraschend auf 0,5 Prozent gefallen. Krämer erwartet jedoch, dass die Inflationsrate im April auf 0,8 Prozent anzieht und die EZB nicht handeln muss.

"Die EZB steht jedoch nach den starken Worten von Draghi unter enormen Handlungsdruck, falls die Inflationsrate im April nicht steigen sollte", sagte Krämer. Die EZB werde dann wohl Staatsanleihen kaufen. Zusätzlich sei auch der Kauf von besicherten Anleihen (Coverd Bonds) denkbar. Der Markt von Unternehmensanleihen sei hingegen zu klein, zudem würde die EZB so die Bedingungen für die Unternehmensfinanzierung zu sehr verzerren. Laut Krämer ist der Kauf von Staatsanleihen in der Eurozone aber kein wirksames Instrument im Kampf gegen die Deflation. "Es erleichtere jedoch den Finanzministern die Finanzierung der Staatsschulden."/jsl/jkr

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