FRANKFURT (dpa-AFX) - Staatsanleihenkäufe durch die Europäische Zentralbank (EZB) sind in greifbare Nähe gerückt. "Die Diskussion ist weit vorangeschritten. Wir haben vergangene Woche viele technische Details diskutiert", sagte Direktoriumsmitglied Benoît Coeuré der "Welt" (Dienstag). "Wir sind auf jeden Fall in der Lage, am 22. Januar eine Entscheidung zu treffen. Was nicht bedeuten muss, dass wir tatsächlich schon entscheiden."
Der EZB-Rat kommt nächste Woche Donnerstag (22.1.) erstmals in diesem Jahr zu einer Sitzung mit geldpolitischen Entscheidungen zusammen. Seit Wochen feilen die Währungshüter an einem Programm zum Kauf von Unternehmens- und Staatsanleihen in großem Stil - im Fachjargon "Quantitative Easing" (QE). Die US-Zentralbank Fed hatte auf diese Weise erfolgreich Hunderte Milliarden in die Wirtschaft gepumpt.
Befürworter hoffen, auch im Euroraum mit Anleihenkäufen die Konjunktur anzukurbeln und zugleich die zuletzt gefährlich niedrige Teuerung wieder in Richtung des EZB-Ziels von knapp unter 2,0 Prozent zu treiben. Andernfalls wird Deflation befürchtet - also eine Abwärtsspirale aus sinkenden Preisen und schrumpfender Wirtschaft.
Anleihenkäufe sind im EZB-Rat sehr umstritten. Bundesbank-Präsident Jens Weidmann und EZB-Direktoriumsmitglied Sabine Lautenschläger warnten mehrfach öffentlich vor zu großen Risiken. Eine knappes "Ja" für Anleihenkäufe im 25-köpfigen EZB-Rat hielte Coeuré nicht für empfehlenswert: "Je mehr Ratsmitglieder zustimmen, desto sicherer bin ich mir, dass wir alle Argumente für und gegen ein Anleihenprogramm ausreichend abgewogen haben und die Risiken minimiert wurden."/ben/DP/jsl