10.06.2014 08:38:31
|
Clinton sieht Merkel als "mächtigste Staatschefin in Europa"
WASHINGTON (AFP)--Die frühere US-Außenministerin Hillary Clinton hat in ihrer mit Spannung erwarteten Autobiografie eine Lobeshymne auf die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verfasst. Merkel sei "die mächtigste Staatschefin in Europa", schreibt Clinton in dem Buch "Hard Choices" (deutscher Titel: "Entscheidungen"), das am Dienstag erscheint. "Während meiner Zeit als Außenministerin wuchs meine Bewunderung für diese entschlossene, kluge und ehrliche Frau, die mir gegenüber nie verhehlte, was sie dachte."
Clinton beschreibt, wie sie die heutige Kanzlerin im Jahr 1994 kennenlernte. Damals sei sie als First Lady mit ihrem Ehemann Bill Clinton auf Staatsbesuch in Bonn gewesen, Merkel amtierte zu dieser Zeit im Kabinett von Bundeskanzler Helmut Kohl als Ministerin für Frauen und Jugend. "Eine junge Frau, die es noch weit bringen wird" - mit diesen Worten sei ihr Merkel vorgestellt worden.
"Angela und ich blieben über die Jahre in Kontakt", erinnert sich Clinton. Nach ihrer Wahl zur Bundeskanzlerin im Jahr 2005 sei es angesichts der von Männern dominierten Politik in Europa dann "herzerfrischend zu beobachten" gewesen, "wie Angela Leben in die Bude brachte". Merkels Neugier "auf die Welt" empfand die frühere US-Außenministerin als "willkommene Abwechslung zu manch anderen Staatschefs, die wirkten, als wüssten sie schon alles, was sich zu wissen lohnt".
Clinton stellt Merkels ruhige und überlegte Art dem Temperament des früheren französischen Staatschefs Nicolas Sarkozy gegenüber, der im persönlichen Umgang "noch theatralischer" gewesen sei, als er ohnehin schon in der Öffentlichkeit gewirkt habe. Sitzungen mit Sarkozy seien immer ein "Abenteuer", aber durchaus unterhaltsam gewesen. Immer wieder sei der Franzose aufgesprungen, habe wild gestikuliert und die Übersetzer mit schnellen Sätzen ins Schwitzen gebracht.
Clinton lobt Merkel außerdem für ihre Führungsrolle während der Schuldenkrise in der Eurozone. Zwar habe auch sie damals befürchtet, dass "eine zu strenge Sparpolitik in Europa das Wachstum noch mehr bremsen" würde, schreibt die frühere First Lady, Senatorin und Außenministerin. "Man konnte ihren fiskal-, geld- und währungspolitischen Maßnahmen zustimmen oder nicht, aber ihre unbeirrbare Entschlossenheit rang mir Bewunderung ab, sie 'trug Europa auf ihren Schultern', wie ich es 2012 formulierte."
In dem Buch blickt Clinton vor allem auf ihre Erlebnisse als Außenministerin während der ersten Amtszeit von Präsident Barack Obama zurück und widmet sich einer Reihe von außenpolitischen Themen. Besonderen Wert misst sie dabei den Beziehungen zu den Verbündeten in Europa bei. Die transatlantische Allianz sei "mehr wert als Gold", schreibt sie. Trotz der Differenzen unter Obamas Vorgänger George W. Bush über den Irakkrieg seien die USA und Europa eine starke "Wertegemeinschaft" geblieben, die das Bekenntnis zu Demokratie und Freiheit eine.
Auf die jüngsten Verstimmungen im transatlantischen Verhältnis wegen der Überwachungsprogramme des US-Geheimdiensts NSA geht Clinton nur oberflächlich ein. "Weltweit griff Empörung um sich, weil die Vereinigten Staaten angeblich die privaten Handys von Verbündeten wie der deutschen Kanzlerin Angela Merkel und der brasilianischen Präsidentin Dilma Rousseff abgehört hatten", schreibt sie. Die Weitergabe der NSA-Dokumente durch Edward Snowden bezeichnet Clinton als "Geheimnisverrat".
DJG/smh
Dow Jones Newswires
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!