13. Fünfjahresplan 05.05.2016 12:32:00

China hält an ambitioniertem Wachstumsziel fest

Im 13. Fünfjahresplan wurde für 2016 eine Wachstumsrate von 6,5 bis 7 Prozent angesetzt. Das bilaterale Außenhandelsvolumen mit Österreich überstieg die 11-Milliarden-Euro-Marke, bei erstmals seit 2003 fallenden Exporten (-2,2 Prozent) und einem Anstieg der Importe um 8 Prozent.

Wie der österreichische Wirtschaftsdelegierte in China, Martin Glatz, in einem Gespräch mit Journalisten ausführte, bedeute der im März verabschiedete Plan für 2016 bis 2020 eine Fortschreibung des 12. Plans, bei allerdings verändertem Umfeld. Die Lohnkosten seien gestiegen (Abwanderung etwa nach Myanmar), und es gelte, Überkapazitäten zu reduzieren. Sozialpakete zur Armutsbekämpfung - auch die Überalterung bereitet Peking Sorgen -, Innovationen, Umweltschutz und "Green Development" stehen im Fokus.

Die Öffnung des Landes soll weitergehen. In diesem Kontext stehen Wachstumsinitiativen im Westen Chinas, die unter dem Motto "Seidenstraße" laufen. Der Ausbau sozialer Netze und regionale Konzepte sollen die ländlichen Gebiete fördern und zu größerer Ausgeglichenheit führen. Die Pekinger Führung peilt "eine gemäßigt wohlhabende Gesellschaft bis 2020/21" an - rechtzeitig zum Jubiläum der Kommunistischen Partei soll dieses Ziel erreicht sein. Nach Einschätzung von Glatz dürfte bis dahin die Zentralregierung in diversen Provinzen die Zügel straffer anziehen.

Für das Seidenstraßen-Projekt zu Land und zur See gelte "Europa ist das Ziel", so der Wirtschaftsdelegierte. Infrastrukturprojekte, die europäische und asiatische Verkehrskonzepte integrieren, sind nur der Anfang. Die ÖBB sei interessiert. Österreich müsse sich in Südosteuropa und Zentralasien künftig auf chinesische Konkurrenten einstellen, "soll das dortige chinesische Engagement genau verfolgen". 16 Länder Osteuropas sind an dem Projekt beteiligt. Zur Finanzierung wurde ein 40-Milliarden-US-Dollar-Fonds geschaffen. Das Projekt unter dem Motto "Going West" trage auch zur politischen Stabilisierung in China bei, betonte Glatz. "Viele chinesische Provinzen hängen sich an."

International verfolgten die Chinesen heute eine Zweifachstrategie. Sie widmen sich weiter der Gewinnung von Rohstoffen, parallel dazu suchen sie nach Zugängen zu westeuropäischer Infrastruktur - siehe Hafen von Piräus - und Technologien, auch "grünen", sowie nach neuen Absatzmärkten. Der Wirtschaftsdelegierte erinnerte daran, dass zwischen der Volksrepublik und der EU über ein Investitionsschutzabkommen verhandelt werde. Er sieht darin "einen Test für ein eventuell späteres Freihandelsabkommen".

Währungspolitisch forciert China den Renminbi als Handelswährung, um ein Gegengewicht zum US-Dollar zu schaffen. Ende 2015 verbuchte Peking einen ersten Internationalisierungserfolg, als der Internationale Währungsfonds (IWF) den Renminbi neben Euro, US-Dollar, britischem Pfund und Yen als weltweite Reservewährung akzeptierte. Der IWF konstatierte aber auch einen großen Anstieg der Unternehmensverschuldungen in China. Staatliche Stahlfirmen produzierten Überkapazitäten und seien konkursreif. Dieser Herausforderung werde sich China stellen müssen. Das Vertrauen in die Börse sei seit dem Crash erschüttert, aber auch, weil diese vielen Chinesen als Ersatz für das verbotene Glücksspiel diene.

Chinas Wirtschaft zeichnet sich durch einen starken Strukturwandel aus. Die verlängerte Werkbank war gestern; heute tritt China zunehmend als Konkurrent ausländischer Anbieter auf. Für die Partner bringt das eine Neuorientierung des Exportgeschäfts mit sich. Chinesische Direktinvestitionen im Ausland (2015 118 Mrd. US-Dollar, plus 14,7 Prozent) sind jetzt beinahe gleich hoch wie ausländische Investments in China. 2015 stiegen die Konsumausgaben im Inland um 15,4 Prozent an, der Dienstleistungssektor trug erstmals mit 50,5 Prozent mehr als die Hälfte zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei.

Österreich zieht im Außenhandel eine positive Bilanz. In Asien ist China der mit Abstand wichtigste Handelspartner, nimmt generell für Österreich Rang fünf ein. Chinas Einfuhren stiegen 2015 auf 7,9 Mrd. Euro, wobei elektronische Geräte boomten und Textilprodukte stagnierten. Österreichs Exporte sanken auf 3,3 Mrd. Euro, mit starken Einbrüchen bei Kfz und Glaswaren und einem Anstieg bei Maschinen(-teilen) und Pharmaprodukten. Als positives Zeichen wird die Eröffnung einer Filiale der Bank of China in Wien gewertet.

Österreich ist mit rund 600 Niederlassungen von 450 Firmen in China vertreten. Eine Umfrage der Außenhandelsorganisation der Wirtschaftskammer ergab laut Glatz, dass der Konkurrenzdruck, auch durch chinesische Unternehmen, stärker werde. Über 40 Prozent der befragten Firmen gaben an, ihr größter Konkurrent stamme aus China. Dennoch, so Glatz: "Jene, die dort sind, bleiben dort." Für Herbst plant die WKÖ eine Art "Silk Road Exploration"; die an mehreren Orten Chinas und auch im kasachischen Almaty Station machen soll.

Chancen tun sich auf, weil der Raum Peking für 2022 für die Olympischen Winterspiele auserkoren wurde. Der zu erwartende Boom birgt Chancen für österreichische Firmen bei der Entwicklung von Skigebieten sowie bei der Wintersportausrüstung. Glatz: "Österreich kann sich hier positionieren." Kürzlich war eine Delegation von Produzenten aus dem Wintersportsektor in China. Und in Österreich boomt der Tourismus aus dem Reich der Mitte. 2015 stieg die Zahl der Ankünfte gegenüber 2014 um 43,6 Prozent auf 715.000 Personen. Auch Hoteleinkäufer waren mit dabei.

APA

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