13.11.2014 12:57:00
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CEE-Wirtschaft läuft 2014 besser: Vorsprung zu EU schrumpft aber 2015
In der Ukraine könnte wegen des Konflikts mit Russland die Wirtschaft heuer um 8 Prozent einbrechen - nach einer Stagnation im Vorjahr -, schätzt das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW). Auch in Russland laufe die Wirtschaft schlechter, das BIP-Wachstum dürfte sich von 1,3 Prozent 2013 auf heuer 0,5 Prozent verringern. 2016 sollen die beiden Länder dann um 1,8 bzw. 1,9 Prozent zulegen, erklärten die WIIW-Experten am Donnerstag. Für Russland schätzen sie die Kosten des Konflikts auf rund ein Prozent des BIP - primär wegen erhöhter Investitionsrisiken und der EU-Finanzsanktionen.
In der Ost-Region sind die Aussichten für das BIP-Wachstum 2014 unterschiedlich: Für zwölf Länder sieht das Institut eine Verbesserung, für neun Länder eine Verschlechterung. Am Westbalkan sollten sich die Wachstumsaussichten ab 2015 verbessern, sagte der WIIW-Ökonom Sandor Richter vor Journalisten.
Am besten stehen laut Richter derzeit die Peripherie-Länder Kosovo, Kasachstan und Türkei da, aber aufgrund ganz spezifischer Bedingungen. Im Mittelfeld relativ weit vorn - gleich nach Polen - kommt Ungarn mit heuer voraussichtlich 3 Prozent Wachstum, das sich aber 2015 auf 2,2 Prozent abschwächen dürfe, da die Wirkung etwa der "Wahlzuckerln" nachlasse und ausländische Investoren durch die rechtlichen Unsicherheiten entmutigt seien.
Schlusslichter sind neben der Ukraine heuer - und wahrscheinlich auch 2015 - Serbien und Kroatien: In beiden Ländern schrumpft die Wirtschaft 2014, kommendes Jahr dürfte es bestenfalls für eine Stagnation reichen. In beiden Fällen hänge die schlechte Entwicklung aber teilweise mit der Hochwasser-Katastrophe vom heurigen Frühjahr zusammen.
Den Mittelfrist-Trend für die elf neuen EU-Mitgliedsstaaten (NMS) der Region sieht das WIIW "insgesamt positiv". In den meisten Ländern werde sich das BIP-Wachstum graduell beschleunigen. Ausnahmen seien Ungarn und Slowenien - für die ein langsameres Plus gesehen wird - sowie Polen, wo der relativ starke Anstieg anhalten soll.
Auch wenn das Wachstum der NMS-11 mit jeweils 2,6 Prozent 2014 und 2015 um 1,8 bzw. 1,5 Prozentpunkte besser ausfallen soll als im Euroraum (bzw. um 1,3 bzw. 1,1 Prozentpunkte besser als der EU-28-Schnitt), verlieren in der Ost-Region die Exporte nach und nach ihre Bedeutung als Wachstumsmotor - diese Rolle wird im Zeitraum 2013-15 zusehends durch Investitionen und den Konsum übernommen. Auch EU-Mittel sind ein wichtiger Teil der NMS-Gesamtnachfrage, so Richter - interessanterweise ist dieser Beitrag relativ gesehen gerade im immer wieder gegen andere EU-Staaten opponierenden Ungarn besonders hoch.
Vielen Ost-Staaten könnte freilich eine Periode einer "kreditlosen Erholung" der Wirtschaft bevorstehen, sagte der WIIW-Experte und verwies dazu auf das schwache Kreditwachstum der letzten drei Jahre, vielfach war das Volumen sogar rückläufig. "Dieses Wachstum wird sicher mäßiger und nicht so dynamisch sein wie bei einem funktionierenden Finanzsystem mit leicht erreichbaren Krediten", so Richter.
Ob der Anteil "fauler Kredite" an den Gesamtausleihungen in vielen Ländern Mittel-, Ost- und Südosteuropas bereits den Höhepunkt erreicht hat, wagt der Experte nicht abzuschätzen. Die Tendenz sei jedenfalls nicht besonders ermutigend - denn außer im Baltikum, wo es einen Rückgang gebe, stagniere oder wachse das Volumen in anderen Ländern.
Positiv sei, dass die Haushaltsdefizite in der Region generell nur mäßig hoch seien. "Viele Länder müssen also keine Budgetkonsolidierung durchführen, was die Wirtschaft bremsen würde. Manche Länder hätten sogar einen Spielraum für eine offensivere Budgetpolitik", so Richter. Als vier negative Ausnahmen nennt er bei den Defiziten Kroatien und Slowenien sowie Serbien und die Ukraine. Die Staatsverschuldung jedoch sei in einigen Ländern dramatisch hoch und in einer "schwierigen Situation", etwa in Slowenien, Kroatien, Serbien, Albanien und der Ukraine. Noch höher, nämlich bei 90 Prozent des BIP, liege die Staatsverschuldung freilich in der EU-28, ähnlich hoch wie in Slowenien auch in Ungarn (mit rund 80 Prozent), doch sei Ungarn das einzige dieser Problemländer, das im Zeitraum 2011-15 eine Schuldensenkung schaffen dürfte.
(GRAFIK 1335-14, Format 88 x 172 mm/134 x 124 mm bzw. 88 x 96 mm/134 x 72 mm (nur BIP)) (Forts. mögl.) sp/ivn
ISIN WEB http://www.wiiw.ac.at/

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