26.10.2015 12:04:40

Deutsche Bundesbank: Niedrigzinsen belasten Sparer weniger als behauptet

FRANKFURT (dpa-AFX) - Einige Ökonomen warnen seit Jahren vor den Folgen der historischen Niedrigzinsen für die deutschen Sparer. Auch die Deutsche Bundesbank gehört traditionell zu den Mahnern. Doch nun kommt sie in ihrem am Montag veröffentlichten Monatsbericht zu dem Schluss: Befürchtungen, dass sich das Sparen für die Deutschen nicht mehr lohne, seien unbegründet. Die Renditeeinbußen der Sparer seien gar nicht so groß, wie man denken könnte. Sie führten auch nicht dazu, dass die Deutschen mehr in riskantere Anlageformen wie Aktien investieren.

Dass der Einfluss der Niedrigzinsen auf den deutschen Sparer weniger groß ist als man denken könnte, hat laut der Bundesbank zwei Gründe. Der eine ist die niedrige Inflation. Sie führe dazu, dass die reale Rendite auf gespartes Geld, also die Rendite unter Berücksichtigung des Preisniveaus, gar nicht so gering sei, wie oft befürchtet. Zwar war die reale Rendite auf Bankeinlagen nach der Finanzkrise in den negativen Bereich gerutscht. Dies habe es seit den 90er Jahren aber schon häufiger gegeben.

Der zweite Grund, warum die Niedrigzinsen für die Sparer nicht so verheerend sind wie oft befürchtet: Die Sparer lagern ihr Geld nicht bloß auf Bankkonten, sondern investieren auch in Wertpapiere. Diese aber werfen mehr Geld ab als Bankeinlagen. Bei Lebensversicherungen beispielsweise bewegte sich die reale Rendite laut Bundesbank stets im positiven Bereich und ist seit 2012 wegen der gesunkenen Inflationsrate wieder auf das Niveau der frühen 90er und mittleren 2000er Jahre gestiegen. Noch größer ist die Rendite bei Aktien, wenn auch mit dem Nachteil, dass die Kurse stark schwanken.

Betrachtet man alle Anlageformen der Haushalte zusammen, dann hat die durchschnittliche Rendite laut Bundesbank zwischen 2008 und 2015 bei 1,5 Prozent gelegen. Zwar ist das deutlich weniger als zuvor. Denn zwischen 1991 und 2007 waren es durchschnittlich 3,5 Prozent. Aber: Berücksichtigt man die Effekte der niedrigen Inflation und der größeren Renditen bei Wertpapieren, dann ist die Gesamtrendite "nicht so niedrig, wie es die nominalen Zinsen auf Bankeinlagen auf den ersten Blick vermuten lassen", schreiben die Bundesbanker.

So lassen sich die Deutschen durch die Niedrigzinsen auch nicht am Sparen hindern. Die Haushalte legen weiterhin 9 Prozent ihres verfügbaren Einkommens zurück, so die Bundesbank. Das ist genauso viel wie zur Jahrtausendwende, als die Zinsen deutlich höher waren.

Außerdem führen die Niedrigzinsen auch nicht dazu, dass die Deutschen von den Bankeinlagen abrücken und riskantere Anlageformen wählen. Im Gegenteil: Der Anteil der als sicher geltenden Sichteinlagen bei den Banken ist seit der Krise sogar noch gestiegen. Die Experten der Bundesbank führen dies unter anderem auf eine "ausgeprägte Risikoaversion" der Haushalte zurück. Im Klartext: Die Deutschen gehen lieber auf Nummer sicher und nehmen im Zweifel Verluste in Kauf, als für die Aussicht auf eine höhere Rendite Risiken einzugehen./tos/bgf