12.04.2016 16:30:48
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Brüssel will Steuerzahlungen von Konzernen öffentlich machen
STRASSBURG (dpa-AFX) - In der Affäre um die "Panama Papers" dringt die EU-Kommission auf mehr Steuertransparenz im Ausland. Multinationale Konzerne sollen künftig gezwungen werden, ihre in EU-Staaten und in Steueroasen entrichteten Abgaben öffentlich zu machen, wie die Behörde am Dienstag mitteilte. Die EU-Kommission will damit ihren Kampf gegen Steuervermeidung verstärken. Am Ende müssten die EU-Staaten und das Europaparlament zustimmen.
Schätzungen zufolge entgehen Ländern in der Europäischen Union jährlich 50 bis 70 Milliarden Euro an Einnahmen durch Steuervermeidung. Die EU-Kommission hatte bereits Anfang des Jahres ein umfassendes Gesetzespaket dazu vorgestellt. Unter anderem sollen Konzerne Gewinne dort versteuern, wo sie erwirtschaftet werden.
Die Brüsseler Behörde schlägt nun vor, dass Unternehmen, die in der EU aktiv sind und einen Jahresumsatz von mindestens 750 Millionen Euro aufweisen, ihre Steuerzahlungen nicht nur den Behörden, sondern auch der breiten Öffentlichkeit im Internet zugänglich machen.
Die ursprünglichen Pläne sahen nach Medienberichten vor, die Publikationspflicht zunächst nur für Geschäfte in EU-Staaten einzuführen. Nun sollen sie jedoch auch für Firmentätigkeiten in Steuerparadiesen gelten, die in einer schwarzen Liste erfasst werden sollen.
Konkret sollen die Konzerne in einzelnen Ländern unter anderem die Zahl ihrer Mitarbeiter, ihre Einnahmen vor Steuern und ihre gezahlten Abgaben auf ihren jeweiligen Firmen-Internetseiten veröffentlichen. In Deutschland dürften davon nach einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" etwa 1200 einheimische Unternehmen betroffen sein.
Im Fokus stehen jedoch vor allem ausländische Großkonzerne, die wegen Steuervermeidungspraktiken schon ins Brüsseler Visier geraten waren. Dazu gehören etwa der Online-Versandhändler Amazon und das Hightech-Unternehmen Apple.
"Einige multinationale Konzerne können heute durch komplizierte Steuer-Arrangements knapp ein Drittel an Steuern sparen im Vergleich zu Betrieben, die nur einem Land tätig sind", sagte der für Finanzstabilität zuständige EU-Kommissar Jonathan Hill.
Ein Medien-Konsortium hatte in der Affäre um die "Panama Papers" über Zehntausende Briefkastenfirmen berichtet, in denen Politiker, Prominente und Sportler aus aller Welt ihr Vermögen geparkt haben sollen. Die Enthüllungen waren durch ein Datenleck bei der Kanzlei Mossack Fonseca in Panama möglich geworden./asa/DP/men
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