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26.11.2013 15:32:34

Britischer Notenbankchef verteidigt Zinsversprechen

    LONDON/FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Vorsitzende der britischen Notenbank, Mark Carney, hat das Niedrigzinsversprechen der Bank of England verteidigt. Den Vorwurf mancher Beobachter, das Zinsversprechen sorge für Verwirrung über den geldpolitischen Kurs, wies Carney am Dienstag vor dem Haushaltsausschuss des Parlaments zurück. Trotz des gegenwärtig starken Wachstums hätten sich die kurzfristigen Zinserwartungen an den Finanzmärkten nicht verändert, argumentierte der Notenbankchef. Zugleich signalisierte Carney, dass die Bank of England ihren Leitzins so bald nicht anheben wird. Es sei noch viel "Leerlauf" im Arbeitsmarkt, sagte Carney etwa mit Verweis auf den hohen Anteil von Zeitarbeitern.

    Die britische Notenbank hat ihre Zinspolitik seit vergangenem Sommer an die Entwicklung am Arbeitsmarkt gekoppelt. Demnach sollen Zinsanhebungen so lange außen vor bleiben, bis die Arbeitslosenquote von derzeit 7,6 Prozent auf sieben Prozent gefallen ist. Regelmäßig betonen die Währungshüter, dass der genannte Wert kein Auslöser für automatische Zinsanhebungen sei, sondern lediglich eine Schwelle, von der an über höhere Zinsen nachgedacht werden soll.

    Noch im Sommer hatte die Bank of England erwartet, dass die Schwelle nicht vor Mitte 2016 erreicht wird. Weil die britische Wirtschaft in diesem Jahr aber einen starken Wachstumsschub erfahren hat, musste die Notenbank im November einräumen, dass die Arbeitslosigkeit viel schneller als von ihr erwartet fällt. Als Konsequenz zog sie den Zeitpunkt, von dem an Zinserhöhungen prinzipiell möglich werden, deutlich um etwa ein dreiviertel Jahr nach vorne. Damit näherte sie sich den Markterwartungen ein Stück weit an.

    "Unser Zinsversprechen gibt Unternehmen, Haushalten und Arbeitnehmern einen Ausblick auf ökonomische Bedingungen, die erfüllt sein müssen, bevor der Ausschuss seine Geldpolitik anpasst", sagte Carney. Genau dies bezweifeln aber einige Beobachter. Argumentiert wird etwa, dass der gewählte Schwellenwert schlicht ungeeignet sei, um Einblick in den geldpolitischen Kurs zu geben.

    Einem ähnlichen Vorwurf sieht sich zurzeit die US-Notenbank Fed ausgesetzt. Auch sie hat ihre Zinspolitik seit langem an die Arbeitslosenquote gekoppelt. Aufgrund von Sonderfaktoren ist die Quote in den vergangenen Monaten aber deutlich gesunken. Deswegen denkt die Federal Reserve darüber nach, ihren Schwellenwert für Zinsanhebungen von derzeit 6,5 Prozent zu verringern.

    Der Vizechef der Bank of England, Charles Bean, brachte ebenfalls diese Möglichkeit ins Spiel. Eine Verringerung des Schwellenwerts von sieben auf 6,5 Prozent setze aber eine gemeinsame Entscheidung des geldpolitischen Ausschusses voraus, sagte Bean.

    Der Notenbankvize brachte die Botschaft der Notenbank auf einen einfachen Nenner: Man habe keine Eile, ihre Geldpolitik zu straffen. Carney pflichtete dem bei, indem er eine Umfrage ins Feld führte, wonach zahlreiche Bankanalysten davon ausgingen, dass die Bank of England ihren Leitzins mit deutlichem Zeitverzug nach Erreichen des Schwellenwerts anheben werde./bgf/hbr

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