20.11.2014 15:38:00
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Britischer Aufschwung kurbelt auch Irland an
Einer der Wachstumsmotoren seien die Exporte, die aber vor allem in Richtung Großbritannien und USA gingen. "40 Prozent der Güter- und Dienstleistungsexporte macht Irland nicht mit der Eurozone", erklärte Nest. Österreich fährt im bilateralen Warenaustausch mit Irland ein Defizit ein.
Im ersten Halbjahr 2014 stiegen die heimischen Lieferungen von Gütern dorthin gegenüber der Vorjahresperiode zwar von 104 auf 185,2 Mio. Euro, doch die Warenimporte erhöhten sich gleichzeitig von 201 auf 216 Mio. Euro. Daraus errechnet sich für Österreich ein Fehlbetrag von 30,8 Mio. Euro.
2013 verdreifachte sich das Defizit im Warenaustausch auf 278 Mio. Euro. Die österreichischen Exporte nach Irland betrugen 822 Mio. Euro. Allerdings entfielen rund zwei Drittel davon auf Lieferungen, die nur einmalig im Zusammenhang mit der Wartung und dem Umbau von in Irland gemeldeten Flugzeugen erfolgten. Parallel dazu erreichten die Warenimporte aus Irland im Vorjahr ein Volumen von 1,1 Mrd. Euro.
Hinzu addierte sich für Österreich im Vorjahr ein Defizit beim Austausch von Dienstleistungen in Höhe von 138 Mio. Euro - Exporten von 276 Mio. Euro (plus 21 Prozent) standen hier laut Oesterreichischer Nationalbank (OeNB) Importe von 414 Mio. Euro (plus ein Drittel) gegenüber.
Die nun wieder belebte Wirtschaft in Irland war laut Nest die Grundlage für die Erstellung des irischen Staatshaushalts 2015 - jetzt wird wieder mehr ausgegeben. "Nach sechs Sparbudgets in Folge seit 2008 hat die Regierung mit Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen 30 Mrd. Euro aus dem Budget herausgenommen", so Nest. Jetzt steht ein "expansives Budget" auf dem Programm. Die Ausgaben sollen um eine halbe Milliarde Euro erhöht werden. "Das wird die Wirtschaft und den privaten Konsum beleben", ist der Handelsdelegierte überzeugt.
Irlands Wirtschaftspolitik war drei Jahre lang fremdbestimmt, denn das Land brauchte eine 67,5 Mrd. Euro starke Kapitalspritze von der Geldgeber-Troika aus Europäischer Zentralbank (EZB), EU und Internationalem Währungsfonds (IWF). Bis 75 Prozent davon zurückgezahlt sind, müssen sich die Iren zwei Mal pro Jahr Kontrollen der Troika gefallen lassen. Diese Woche ist sie wieder im Lande.
"Die beiden Hauptforderungen der Troika hat Irland erfüllt", sagte Nest: Im Bankensektor wurde Ruhe geschaffen und das staatliche Budget ist stabilisiert. Große Reformschritte seien aber noch im Gesundheitswesen, bei der Arbeitsmarktpolitik und bei den freien Berufen ausständig.
Bisher hat die Bevölkerung sämtliche Sparmaßnahmen der Regierung relativ duldsam ertragen. Erst die jüngste Forderung der Troika - die Einführung von Wassergebühren für die privaten Haushalte - treibt die Wähler auf die Barrikaden. "Die Höhe der Gebühr wurde gestern im Parlament beschlossen", berichtete Nest.
Da in den irischen Wohnungen und Häusern Wasserzähler noch nicht Usus sind, wird vorerst nicht nach dem tatsächlichen Verbrauch abgerechnet, sondern eine Pauschale kassiert - 160 Euro von Single-Haushalten und 260 Euro von größeren Haushalten. "Das hat enorme Wellen geschlagen." Der zuständige Minister habe sogar Morddrohungen erhalten. Die Budgeteinnahmen sollen sich durch die neue Wasserabgabe um eine halbe Milliarde Euro erhöhen.
(Schluss) kre/cs
WEB http://wko.at
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