Jahrelange Ermittlungen? 08.08.2016 08:33:46

Britische Anti-Korruptions-Behörde ermittelt gegen Airbus

Die Briten eröffneten nun ein Verfahren, nachdem sie bislang schon seit Monaten dem Thema nachgehen.

Airbus teilte mit, die Antikorruptionswächter des britischen Serious Fraud Office (SFO) hätten das Verfahren eingeleitet. Dabei gehe es um Verstöße bei der Beratung durch Dritte im zivilen Luftfahrtgeschäft, die die britische Regierung im April aufgedeckt hatte. Im Raum stehen die Vorwürfe des Betrugs, der Bestechung und der Korruption.

Der Flugzeugbauer betonte, weiterhin mit der SFO zu kooperieren. Die Behörde bestätigte am Wochenende ebenfalls die Aufnahme ihrer Ermittlungen, die offiziell im Juli aufgenommen worden seien. Solche Untersuchungen können sich über Jahre hinziehen.

Regierung brachte Fall im April ins Rollen

Die britische Regierung hatte im April mitgeteilt, weitere Informationen von Airbus über seine Auslandsvertreter angefordert zu haben. Damals ging es um die Frage, ob formelle Ermittlungen eingeleitet werden sollen. Airbus sprach damals von Unregelmäßigkeiten bei Anträgen für Exportkredite beim staatlichen britischen Exportkreditinstitut UK Export Finance, mit denen der Flugzeugbauer den Verkauf einiger seiner Maschinen hat unterstützen lassen.

Das Exportkreditinstitut wollte sich damals über die Praxis des Einsatzes von Auslandsvertretern informieren. Der Einsatz solcher Vertreter ist zwar erlaubt, muss jedoch offengelegt werden.

Keine Exportkredite mehr

Airbus war wegen der Untersuchungen von der Vergabe von weiteren Exportkrediten in Großbritannien ausgeschlossen worden. UK Export Finance hatte damals angekündigt, die Untersuchung rasch abschließen zu wollen, hatte aber nicht gesagt, wie lange Airbus auf die Unterstützung durch Exportkredite werde verzichten müssen.

Ohne solche Kredite wird der Cashflow des Flugzeugbauers belastet. Das Management wollte mit den Behörden zusammenarbeiten, um die Exportkredite wieder zugänglich zu machen. Dieser Prozess ist unabhängig von den nun aufgenommenen offiziellen Ermittlungen.

Frankreich und Deutschland hatten als Reaktion auf die Vorwürfe in Großbritannien ebenfalls zeitweise die Exportkredite für Airbus eingefroren. Der Flugzeugbauer erwartet, die finanzielle Unterstützung für einige Exporte bis Jahresende wieder zu erhalten.

Die nun aufgenommenen Ermittlungen sind schon das zweite Ermittlungsverfahren der SFO bei Airbus. Die Antikorruptionswächter nehmen schon die Transaktionen einer kleinen Airbus-Sparte in Saudi-Arabien unter die Lupe. Die Untersuchungen bei diesem Fall waren im Jahr 2012 aufgenommen worden. Auch hier will der Flugzeugbauer mit den Behörden kooperieren.

Börse reagiert kaum auf Ermittlungen

Händler werten die Berichte über Korruptionsuntersuchungen in Großbritannien nur als leicht belastend nur für Airbus. "Für den Markt problematisch ist, dass es keinerlei veröffentlichten Details geben soll bis zu einer möglichen Klageerhebung", sagt ein Händler: "Das macht die Sache nicht abschätzbar".

Große Befürchtungen über mögliche Strafzahlungen sollte der Markt aber nicht haben, sagt ein anderer Händler, der das Thema entspannt sieht: "Airbus hat die Sache selbst bei der Behörde gemeldet, insofern hat das nichts Überraschendes wie zum Beispiel bei VW und dürfte sich auf Einzelpersonen beschränken".

DJG/kla

LONDON (AFP)

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