30.09.2014 12:55:00

Brezinschek: Kiew gewinnt Ostukraine-Hoheit nicht so bald zurück

Kiew wird die Hoheit über die Gebiete in der Ostukraine nicht so rasch zurückgewinnen, nimmt Raiffeisen-Research-Leiter Peter Brezinschek an. Die Sanktionen würden jedenfalls bis ins 1. Halbjahr 2015 aufrecht bleiben, aber es drohe kein Gaslieferstopp. Die Ukraine-Krise dämpfe den Wachstumsausblick für Eurozone und CEE, sei aber an den Märkten eingepreist, sagte der Experte am Dienstag.

In der Ukraine-Krise seien freilich "die Abwärtsrisiken dominant", so Brezinschek in einem Pressegespräch - also die Gefahr einer weiteren militärischen Eskalation oder von außer Kontrolle geratenden Sanktionen. Das Basisszenario sehe das freilich nicht vor. Die Krise drücke auf die Konjunkturstimmung und erweise sich damit als Wachstumsdämpfer, könne aber nicht generell für die Konjunkturabschwächung verantwortlich gemacht werden.

"In den nächsten zwölf Monaten sehen wir im Ukraine-Konflikt mit 75- bis 80-prozentiger Wahrscheinlichkeit ein 'Durchwurschteln', also dass sich keine der beiden Seiten gesichtswahrend aus dem Krisenmodus herausschälen kann", sagte der Raiffeisen-Chefanalyst. Kiew werde nicht so rasch die Hoheitskontrolle speziell über die Gebiete Donezk und Lugansk (Luhansk) zurückgewinnen, es werde also bei den für 26. Oktober geplanten ukrainischen Parlamentswahlen "um vier bis viereinhalb Millionen weniger Wähler geben".

Solange Russland verdeckt in der Ukraine über ein Söldnerheer verfüge - und nichts anderes seien die Separatisten -, werde für eine Destabilisierung in dem Land gesorgt. Politisch zeichne sich noch keine Lösung ab, denn Russlands Präsident Wladimir Putin könnte eine wirtschaftlich gesundende Ukraine als "gefährlich" ansehen, argumentierte der Experte.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) sei mit seiner Zusage von Ende April, die Ukraine binnen zwei Jahren mit Kredithilfen von bis zu 17 Mrd. Dollar (13,4 Mrd. Euro) zu unterstützten, schon an seine satzungsgemäße Obergrenze gegangen. Die EU und die USA würden in den nächsten zwölf bis 24 Monaten sicher noch "zusätzliche Beiträge liefern" - "müssen", fügte Brezinschek hinzu. Jedenfalls werde die wirtschaftliche Gesundung des Landes stark von Auslandshilfe getragen werden. Doch auch in der Ukraine selbst stehe man vor etlichen ungelösten Problemen, etwa der Korruption oder der Frage, wie die Einkommen zwischen den Bevölkerungsgruppen aufgeteilt werden könnten. Auch bezüglich der Oligarchen-Einflusssphären sei das Land derzeit zweitgeteilt.

Wirtschaftlich sieht Raiffeisen Research die Aussichten für Russland und Ukraine noch immer düster und hat deshalb den BIP-Ausblick für 2015 für beide Länder reduziert. Aktuell erwartet man für Russland ein negatives Wachstum von minus 0,3 Prozent für 2014 und nur 0,5 Prozent Wachstum für 2015 - dem Land stehe ein langer Anpassungsprozess bei abflauender Konsumneigung bevor. Die Ukraine müsse sich gänzlich mit der Neuausrichtung ihrer Regionen- und Wirtschaftsstruktur beschäftigten, "hier erwarten wir ein negatives Wachstum von minus 7 Prozent für 2014 und minus 6,5 Prozent für 2015", so Brezinschek.

(Schluss) sp/ivn

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