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30.09.2014 12:17:00

Brezinschek: Im dritten und vierten Quartal Nullwachstum möglich

Österreich könnte im dritten bzw. vierten Quartal ein Nullwachstum drohen, sagte Raiffeisen-Chefanalyst Peter Brezinschek am Dienstag. Insgesamt sehen seine Experten - wie kürzlich das Wifo - für 2014 und 2015 lediglich 0,8 bzw. 1,2 Prozent reales Wirtschaftswachstum. Konsum und Investitionen würden sich nämlich erst in der zweiten Hälfte 2015 verbessern, sagte Brezinschek vor Journalisten.

Die von seinem Haus für heuer prognostizierten 0,8 bis 0,9 Prozent BIP-Plus könnten sich "eher als Obergrenze" erweisen - nämlich wenn das hier unterstellte Quartalswachstum von je 0,2 Prozent wie nach vorläufiger Rechnung im 2. Quartal jetzt im 3. und im 4. Vierteljahr doch nicht erreicht wird. Wegen der zuletzt schwachen Industriezahlen könnte das nämlich "durchaus zu hinterfragen und auf Null bis 0,1 Prozent reduziert sein", meinte Chefanalyst Brezinschek in einem Pressegespräch.

Österreich leide auch an hausgemachten Faktoren wie etwa einer in den letzten fünf Jahren deutlich verloren gegangenen Wettbewerbs-Attraktivität. Vergangene Lohnsteigerungen seien durch Inflation und "kalte Progression" aufgezehrt worden. Zugleich habe Österreich relativ gesehen zu hohe Lohnnebenkosten: Bei uns hätten sie seit der Wirtschaftskrise um 18 Prozent zugelegt, in der Eurozone um 13 und in Deutschland nur um 10 Prozent.

Zur geplanten Steuerreform sei jüngst rund um die Regierungsklausur in Schladming nur über Steuertarifsenkungen gesprochen worden, nicht aber wo man Ausgaben durchforsten könne, kritisierte der Experte. Auch von einer nötigen Reform des Finanzausgleichs sei keine Rede, dieser sei weiterhin ein Angriffs-Instrument von Ländern und Gemeinden auf den Bund.

2015 könnte seit längerem wieder ein Realeinkommenszuwachs drin sein, vermutet Brezinschek. Raiffeisen Research geht von 2,7 Prozent Lohnanstieg im kommenden Jahr aus bei einer geschätzten HVPI-Inflationsrate von 1,5 bis 1,7 Prozent und üblicherweise 0,4 bis 0,5 Prozentpunkten "kalter Progression". Zusätzliche Impulse könnte dem privaten Konsum die Steuerreform 2016 bringen, wodurch übernächstes Jahr dann 1,9 Prozent BIP-Plus möglich sein sollten. Damit könnte Österreich dann ebenso schnell wachsen wie die Eurozone, die unserm Land 2015 beim Wachstumstempo etwas davonziehen dürfte.

"Japanische Verhältnisse", also eine Deflation samt Stagnation oder Depression befürchtet Brezinschek für Österreich nicht, wie er auf eine entsprechende Frage sagte: "Ich bin überzeugt, dass das nicht der Fall sein wird." Dafür seien die Gegebenheiten zu unterschiedlich.

Für die relativ hohe Teuerung bei uns - im August war die Rate mit 1,5 Prozent wieder einmal die höchste im gesamten Euroraum - seien neben Wohnen auch damit verbundene administrative Kosten der Haupttreiber. Ferner verwies er auf den Tourismus-Sektor (Restaurants, Hotels) sowie u.a. Freizeit- und Nahrungsmittel-Ausgaben.

(Forts. mögl.) sp/itz

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