14.11.2016 14:40:00
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Brexit - Briten könnten Status der Norweger erhalten
Bei dem "Fertigteilprovisorium" könnten die Verhandlungspartner auf einen fertigen Satz von Regeln zurückgreifen. Es bliebe alles gleich, nur die Briten hätten bei EU-weiten Entscheidungen nichts mehr mitzureden.
Ein mögliches Szenario: Nach zwei Jahren EU-Austrittsverhandlungen - die Gespräche starten im März 2017 - könnte Großbritannien vorerst Mitglied des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) sein, um in Ruhe eine endgültige Lösung zu verhandeln. In vielen Fragen müssen die Briten mit jedem EU-Land einzeln bilaterale Verträge abschließen. So ein "transitional agreement" wäre nur eine begrenzte Zeit, etwa zwei Jahre lang, gültig.
"Die zwei Jahre wird man brauchen, um die Ehe zu entflechten", erwartet Kesberg. "2021 sehen wir dann die Trennung, nach dieser spekulativen Zeitrechnung." Jedenfalls sei dieses Fertigteilprovisorium, also das norwegische Modell, derzeit "fixer Bestandteil des politischen Diskurses". Neben Norwegen sind auch Liechtenstein und Island EWR-Mitglieder.
"Die übrigen 27 EU-Länder werden aber sagen, das kostet euch viel", schätzt der Handelsdelegierte. Denn die EU will "keine weiteren sieben Austrittsreferenden"; sie will den Deal also möglichst ungemütlich machen. Derzeit ist Großbritannien in der EU mit unter dem Strich rund 7 Mrd. Pfund jährlich der zweitgrößte Nettozahler nach Deutschland.
Ein Freihandelsabkommen Großbritanniens mit der EU sei wohl das wahrscheinlichste Szenario. "Wirft man einen Blick auf CETA (EU-Abkommen mit Kanada, Anm.), dann kann man sich vorstellen, wie lange das dauert" - bisher sind es sieben Jahre: Mit Kanada läuft der Prozess seit 2009 - auf den Verhandlungsabschluss 2014 folgen nun die Ratifizierungen.
(Schluss) kre/ggr

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