15.07.2016 11:02:00
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Brexit - Bank Austria senkt Wachstumsprognose 2017 auf 1,1 Prozent
Der Konjunkturindikator der Bank Austria zeigte im Juni - allerdings noch vor dem Brexit-Votum - eine deutliche Beschleunigung der Konjunktur und erreichte den höchsten Wert sei zwei Jahren. Sowohl in der Industrie als auch bei den Konsumenten hat sich die Stimmung verbessert.
Der Brexit verursache in Österreich brutto eine Wachstumseinbuße von etwa einem halben Prozentpunkt über zwei Jahre, so Chefökonom Stefan Bruckbauer. Als Folge des Brexit wird keine Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) erwartet, wohl aber, dass sie ihre lockere Geldpolitik um sechs Monate mindestens bis September 2017 verlängert.
Die Prognose für die Inflation wird für dieses Jahr weiter bei 1,1 Prozent gehalten, für 2017 verringern die Ökonomen ihre Erwartung um 0,1 Prozentpunkte auf 1,8 Prozent.
Insgesamt blieb das Wachstumstempo der österreichischen Wirtschaft im zweiten Quartal voraussichtlich etwas hinter jenem zu Jahresbeginn zurück, im ersten Halbjahr werde mit 1,5 Prozent aber der Vorjahreswert von 1 Prozent aber klar übertroffen, so Bruckbauer. Die anfängliche Skepsis in der Bevölkerung über die positive Wirkung der Steuerreform scheine sich langsam zu legen. Die Konsumentenstimmung habe sich im Juni auf den besten Wert seit zwei Jahren verbessert. Vermehr seien auch Erweiterungsinvestitionen getätigt worden. Bauinvestitionen hinkten allerdings noch nach.
In der zweiten Jahreshälfte werde die Verunsicherung durch das Brexit-Votum das Wachstumstempo dämpfen, aber auf das Gesamtjahr umgelegt durch die bessere Entwicklung im ersten Halbjahr kompensiert. Deshalb erwartet Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl für 2016 weiterhin 1,5 Prozent Wirtschaftswachstum.
Das höhere Wachstum habe in der ersten Jahreshälfte auch den Aufwärtstrend der Arbeitslosenquote unterbrochen. Für das Gesamtjahr senkt die Bank Austria ihre Prognose von 9,5 auf 9,3 Prozent. Gegenüber 2015 wird heuer zwar ein höheres Beschäftigungsplus erwartet, dieses werde aber aufgrund des wieder stärker steigenden Arbeitskräftepotenzials nicht ausreichen, um einen Anstieg der Arbeitslosigkeit zu verhindern.
Infolge der Brexit-Entscheidung gehen die Bank Austria-Ökonomen auch von einer etwas geringeren globalen Nachfrage und einem etwas geringerem Aufwärtsdruck bei den Rohstoffpreisen aus, weshalb sie ihre Inflationsprognose für 2017 um 0,1 Punkte auf 1,8 Prozent reduzieren.
Die negativen Einflüsse durch die Brexit-Entscheidung würden erst 2017 stärker spürbar werden. Die indirekten Effekte über die Exportpartner seien mindestens genau so negativ wie die direkten Effekte. Bruckbauer rechnet über die beiden Jahre 2016 und 2017 gerechnet brutto mit einem halben Prozentpunkt weniger Wachstum. Damit werde Österreich eher unterdurchschnittlich betroffen sein. Sollte die Unsicherheit allerdings noch länger dauern, könnte der Rückgang noch stärker ausfallen. Mittelfristig seien die Folgen für Österreich jedenfalls überschaubar, würden aber von den politischen Folgen abhängig bleiben. "Viel wird somit vom Umgang der Politik mit der Brexit-Entscheidung abhängen", so die Ökonomen.
(Schluss) ggr/gru
WEB http://www.bankaustria.at

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