Die britische Notenbank hat weitere Hinweise auf eine Leitzinserhöhung noch im laufenden Jahr gegeben.
Angesichts der Wirtschaftserholung sei man überrascht, dass die Märkte nur eine geringe Möglichkeit einer Zinserhöhung in diesem Jahr sehen, heißt es im am Mittwoch veröffentlichten Protokoll (Minutes) zur Sitzung des geldpolitischen Ausschusses vom 4. und 5. Juni.
Die Wirtschaft sollte ihr aktuell hohes Wachstumstempo beibehalten, erwartet die Bank of England (BoE). Die Konjunkturerholung stehe auf breiteren Füßen und sei nachhaltiger geworden. Allerdings müsse die Unterauslastung der Wirtschaft weiter verringert werden, bevor die Zinsen angehoben werden.
Die aktuellen Leitzinsen verschiedener Regionen
Euroland
Im Euroraum liegt der Leitzins seit 4. September 2014 bei 0,05 Prozent. Dies ist ein historischer Tiefstwert - nie zuvor war der Leitzins in den Euro-Ländern so niedrig.
USA
In den USA liegt der Leitzinssatz seit 16. Dezember 2008 in der Zinsspanne von 0 bis 0,25 Prozent.
Japan
Die japanische Zentralbank hat die Leitzinsen am 5. Oktober 2010 auf 0 bis 0,1 Prozent gesenkt und seitdem dort belassen.
Großbritannien
In Großbritannien liegt der Leitzins bei 0,5 Prozent und das sei dem 5. März 2009. Die Bank of England denkt momentan aber als eine der wenigen Zentralbanken darüber nach, den Leitzins bald wieder anzuheben.
China
China kämpft weiterhin mit einem schwächelnden Wachstum und einer hohen Inflation. Der Leitzins wurde daher am 5. Juli 2012 zum letzten Mal gesenkt und liegt seitdem unverändert bei 6,0 Prozent.
Schweiz
Aufgrund der massiven Überbewertung des Schweizer Frankens senkte die Schweizer Nationalbank am 3. August 2011 das Zins-Zielband auf 0 bis 0,25 Prozent. Die SNB fährt seitdem quasi einen Nullzinspolitik.
Russland
Der russische Leitzins liegt seit dem 31. Oktober 2014 bei 9,5 Prozent. Dies war bereits die vierte Anhebung des Leitzins seit März. Die russischen Währungshüter wollen sich damit gegen Kapitalflucht, Rubelverfall und Inflationsgefahr stemmen.
Die Zinserhöhungen werden laut BoE graduell erfolgen. Es wäre die erste Zinsanhebung nach der Finanz- und Bankenkrise. Damit würde die BoE als erste größere westliche Notenbank die Zinsen anheben.
Die Finanzmärkte zeigten sich wenig überrascht von dem Protokoll. Bereits am vergangenen Donnerstag hatte Notenbankchef Mark Carney die Märkte auf eine Zinswende vorbereitet. "Es könnte schneller als am Markt derzeit erwartet geschehen", sagte er.
Die Entscheidung, den Leitzins zunächst unverändert auf dem Rekordtiefstand von 0,5 Prozent zu belassen, ist laut dem Protokoll einstimmig gefallen. Einige Experten hatten vermutet, dass es hier Abweichler gegeben haben könnte.
LONDON (dpa-AFX)