09.01.2015 10:15:00

Billiges Öl - Für viele ein Segen, für manche ein Fluch

Innerhalb nur eines Jahres hat sich der Ölpreis wegen des Überangebots auf dem Markt auf derzeit um die 50 US-Dollar (42,49 Euro) pro Barrel halbiert. Das beschert nicht nur manchen Ölförderländern Budgetprobleme, sondern bringt vor allem auch die nordamerikanischen Schieferöl-Produzenten in Bedrängnis.

Vor einem Jahr kostete ein Fass (159 Liter) der Nordseesorte Brent noch 115 Dollar. Die amerikanische Sorte West Texas Intermediate (WTI) wurde mit 110 Dollar gehandelt. Zuletzt lag der Brent-Preis nur noch bei knapp über 51 Dollar, für ein Fass WTI wurden etwas mehr als 49 Dollar bezahlt und der Durchschnittspreis aller Ölsorten des OPEC-Kartells lag zuletzt bei weniger als 45 Dollar.

Während man andernorts das billige Öl als Gratis-Konjunkturspritze bejubelt, sind für Länder wie Russland, die sich zum Großteil durch Ölverkäufe finanzieren, magere Zeiten angebrochen. Zwar ist die Ölförderung für Russland bei durchschnittlichen Förderkosten von rund 50 Dollar insgesamt gerade noch rentabel, für den russischen Staat geht es aber schon ans Eingemachte.

Russland hat für heuer Staatsausgaben von 15,5 Billionen Rubel budgetiert - ohne neue Schulden geht sich das aber nur bei einem durchschnittlichen Ölpreis von 100 Dollar aus. Mit jedem Dollar, um den der Ölpreis sinkt, verliert Russland knapp 1,2 Mrd. Euro.

Während sich die politischen Führer in Washington und Brüssel über diese für sie glückliche Fügung freuen dürften, durch die ihre Sanktionspolitik gegen Russland kräftige Unterstützung erfährt, werden die Chefs der Ölkonzerne die Entwicklung wohl eher zähneknirschend zur Kenntnis nehmen.

Die Weigerung Saudi-Arabiens, einer Kürzung der Fördermengen zuzustimmen, kostet vor allem einige US-amerikanische Schieferöl-Förderer viel Geld. Die Investmentgesellschaft Morgan Stanley hat ihre Förderkosten auf durchschnittlich 65 Dollar pro Fass geschätzt. Die Rohöl-Gewinnung aus Ölsanden kostet im Schnitt 70 Dollar.

Für die meisten Ölförderer liegt die Schmerzgrenze so wie für Russland ungefähr beim aktuellen Ölpreis um die 50 Dollar - sinkt der Preis darunter, können die gesamten Förderkosten (inklusive Suche nach neuen Quellen) nicht mehr gedeckt werden. Solche Angaben sind natürlich immer mit Vorsicht zu betrachten und können nur als ungefähre Richtwerte dienen - je nach Lagerstätte können sich z.B. die Förderkosten in Russland von unter 30 bis über 70 Dollar bewegen.

Relativ kommod können die Ölförderer im Nahen Osten mit dem aktuellen Ölpreis leben, ihre durchschnittlichen Förderkosten werden auf 27 Dollar geschätzt, wobei die Bandbreite mit etwa 10 bis 37 Dollar relativ groß ist. Das gilt aber nur für die Ölförderer selbst. Etliche OPEC-Staaten - vor allem der Irak, der Iran, Nigeria und Venezuela - müssen wegen der geringeren Öleinnahmen ihre Budgets überziehen.

(GRAFIK 0036-15, Format 88 x 76 mm) (Schluss) ivn/sp

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