Weitere Gewinnwarnung 04.09.2014 09:20:00

Bilfinger-Aktie bricht ein: Prognosen erneut gekappt

Bilfinger kommt nicht zur Ruhe: Rund einen Monat nach dem Rücktritt von Vorstandschef Roland Koch muss das Management erneut die Prognosen zurückschrauben - und zwar erheblich. Es ist die dritte Gewinnwarnung des Bau- und Dienstleistungskonzerns innerhalb von zwei Monaten. Die in den vergangenen Wochen ohnehin stark gebeutelte Bilfinger-Aktie verliert am Donnerstag zeitweise annähernd elf Prozent.

Das Bilfinger-Management unter dem alten und neuen Chef Herbert Bodner will nach Kochs unrühmlichem Abgang nun offenbar reinen Tisch machen und hat die Geschäftslage nochmals analysiert. Mit dem Ergebnis, dass das Energiegeschäft noch schlechter läuft als erwartet und der geplante Konzernumbau länger braucht als geplant.

Die Senkung fällt drastisch aus. Das bereinigte EBITA wird nun nur noch bei mindestens 270 Millionen Euro gesehen, nach 419 Millionen im Vorjahr. Das bereinigte Konzernergebnis prognostiziert Bilfinger bei nur noch mindestens 160 Millionen Euro. Dazu kommt noch eine Wertberichtigung von rund 30 Millionen Euro auf Investitionen in den Produktionsstandort für Stahlfundamente von Offshore-Windkraftanlagen in Polen. Die Leistung soll im Rahmen der früheren Prognosen bei rund 7,7 Milliarden Euro liegen.

Anfang August hatte das Unternehmen einen Rückgang des bereinigten EBITA auf 340 bis 360 Millionen Euro sowie ein auf 205 bis 220 Millionen Euro sinkendes bereinigtes Konzernergebnis prognostiziert. Dieses lag 2013 noch bei 255 Millionen Euro. Ursprünglich war Bilfinger einmal von einem deutlichen Gewinnanstieg ausgegangen. Aufsichtsratschef Bernhard Walter hatte Koch bei seinem Abschied den Vorwurf hinterher geschickt, bei seinen Prognosen zu ehrgeizig vorgegangen zu sein.

Die Probleme sind die Gleichen wie in den vergangenen Monaten auch. Vor allem das Energiegeschäft macht Bilfinger zu schaffen. Zum einen lässt die Energiewende in Deutschland die großen Stromkonzerne Abstand von Investitionen in ihren Kraftwerkspark nehmen. Dadurch verdient auch Bilfinger als Dienstleister weniger. Zum anderen kommen geplante Bauvorhaben in Polen nicht voran, da das Land von Deutschland überschüssigen Windstrom geliefert bekommt. Die lukrativen Aufträge, an denen auch Bilfinger verdient hätte, liegen daher nun auf Eis.

Bilfinger kündigte daher an, dass für die betroffene Sparte Power eine "grundlegende Neuberwertung der Situation erforderlich" sei. "Aufgrund mangelnder Auslastung und des niedrigen Preisniveaus auf den für Bilfinger relevanten Märkten muss die Ergebniserwartung für 2014 nochmals deutlich zurückgenommen werden".

Auch das sonst so stabile Geschäftsfeld Industrial ist betroffen. Hier macht Bilfinger der Fracking-Boom in den USA zu schaffen. Durch die dadurch drastisch gesunkenen Gaspreise sparen die europäischen Kunden des Öl- und Gassektors in der Wartung und Instandhaltung. Die EBITA-Marge dürfte daher unter dem Vorjahreswert von 5,8 Prozent liegen.

Das alles ist zwar bekannt, aber der Mannheimer Konzern bekommt dies nicht in den Griff. Und eine rasche Erholung ist auch angesichts des aktuellen Marktumfeldes auch nicht zu erwarten.

Dazu kommt, dass die geplante Neuorganisation in der Industrie-Sparte, etwa der Aufbau einer nach Divisionen organisierten Struktur, mehr Zeit braucht. Der Umbau werde seine volle Wirkung erst im Geschäftsjahr 2015 entfalten, erklärte Bilfinger. "Änderungen im Management sowie neue Geschäftsprozesse benötigten mehr Zeit, um sich effektiv zu etablieren", hieß es. Einzig der Bereich Building & Facility läuft derzeit ohne Störungen.

Und auch die Mittelfristprognose wackelt. Doch zu dieser äußerte sich Bilfinger nicht. Dass soll zum dritten Quartal geschehen. Bilfinger will eigentlich bis 2016 einen Konzernumsatz von 11 bis 12 Milliarden Euro erreichen, dazu einen Konzerngewinn von 700 Millionen Euro. Die Prognose dürfte jedoch kaum zu halten sein, sie galt schon seit einiger Zeit als äußerst ambitioniert.

   DJG/ros

   Dow Jones Newswires

 

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