Hohe Abschreibungen 12.08.2015 09:10:46

Bilfinger mit Nettoverlust im zweiten Quartal

Wertberichtigungen auf die zum Verkauf stehende Sparte Power sowie hohe Restrukturierungskosten belasteten das Ergebnis. Ein Gewinn aus dem Verkauf von Anteilen des nigerianischen Baukonzerns Julius Berger sowie der Sparte Construction konnte dies nicht ausgleichen. Die operativen Kennziffern fielen jedoch nicht so schlecht aus wie erwartet. Insgesamt steht dem Konzern jedoch erneut ein schwieriges Jahr bevor.

Auf die Kraftwerkssparte Power schrieb Bilfinger im ersten Halbjahr 330 Millionen Euro ab. Operative Verluste sowie Restrukturierungskosten des Bereichs beliefen sich auf 100 Millionen Euro, wie das Unternehmen mitteilte. Der Konzern wies daher im zweiten Quartal einen Nettoverlust von 423 Millionen Euro aus, nach einem Gewinn von 47 Millionen Euro im Vorjahr.

Im Juni hatte Bilfinger wegen des anhaltend schwachen Power-Geschäfts vor einem deutlichen Konzernverlust für das Halbjahr gewarnt und die Sparte zum Verkauf gestellt. Die Veräußerung will Bilfinger bis Mitte kommenden Jahres abschließen. In der Bilanz wird der Bereich daher als nicht fortzuführendes Geschäft nur noch im Nettoergebnis ausgewiesen. Im fortgeführten Geschäft und bereinigt um Sonderfaktoren betrug der Konzerngewinn 31 Millionen Euro, 23 Prozent weniger als im Vorjahr.

Das bereinigte EBITA sank im zweiten Quartal leicht um 5 Prozent auf 53 Millionen Euro. Die Leistung stieg hingegen um 7 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro. Dabei entwickelt sich das Geschäftsfeld Building and Facility weiterhin positiv. Die Sparte Industrial leidet anhaltend unter den Auswirkungen des niedrigen Ölpreises sowie der geringen Nachfrage im Kraftwerkssektor. "Im ersten Halbjahr sind wir erwartungsgemäß hinter unseren Möglichkeiten zurückgeblieben", erklärte der seit Juli amtierende Vorstandsvorsitzende Per Utnegaard. Bei diesen Zahlen schnitt Bilfinger nicht so schlecht ab, wie Analysten es befürchtet hatten.

Für das laufende Jahr erwartet Bilfinger wegen der Abschreibungen wie bereits bekannt einen deutlichen Nettoverlust, wovon jedoch ein Großteil nicht zahlungswirksam ist. Dazu kommen weitere Belastungen aus Restrukturierungen. So dürften die Einmalaufwendungen für die neue Konzernstruktur "signifikant" ausfallen, kündigte Bilfinger an. Bei Industrial sieht der Konzern ebenfalls weiteren Bedarf. Die Belastungen dürften sich insgesamt auf 70 Millionen Euro belaufen, wobei 30 Millionen bereits im ersten Halbjahr verbucht wurden. Die Restrukturierungskosten im Kraftwerksbereich bezifferte Bilfinger auf rund 60 Millionen Euro, hier wurden bereits 13 Millionen im ersten Halbjahr eingestellt.

Für die fortzuführenden Aktivitäten erwartet der Konzern eine Leistung auf Vorjahresniveau von rund 6,2 Milliarden Euro, wobei er bei seiner Sparte Industriedienstleistungen von einem deutlichen Rückgang auf 3,4 Milliarden Euro ausgeht. Das bereinigte EBITA soll zwischen 150 und 170 Millionen Euro liegen und damit deutlich niedriger als im Vorjahr, als 262 Millionen Euro erreicht wurden. Hintergrund sind auch hier die Schwierigkeiten bei Industrial.

Das neue Management hat für den Oktober einen Kapitalmarkttag angesetzt. Dann will das Unternehmen die Ergebnisse der derzeit laufenden Prüfung der Unternehmensstruktur vorlegen. Dabei dürfte kaum ein Stein auf dem anderen verbleiben. "Die notwendigen Veränderungen gehen wir entschlossen an: Wir werden unsere Profitabilität steigern, die Komplexität im Konzern reduzieren, Prozesse vereinfachen und die Kosten in allen Bereichen senken", kündigte Utnegaard an.

FRANKFURT (Dow Jones)

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