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Noch weniger Gewinn 04.08.2014 19:50:32

Bilfinger-Chef Roland Koch wirft nach zweiter Gewinnwarnung hin

Gut drei Jahre stand Koch als Vorstandsvorsitzender an der Spitze des Bau- und Industriedienstleisters. Doch dem macht die Energiewende und die damit einhergehende Investitionszurückhaltung im Energiegeschäft zu schaffen, Bilfinger musste nun zum zweiten Mal in kurzer Zeit seine Jahresprognose senken - und Koch zog Konsequenzen: Mit Ablauf des 8. August tritt der Manager von seinem Posten zurück. Die Aktie verliert im nachbörslichen Handel 4,6 Prozent

Koch habe dem Aufsichtsrat ein einvernehmliches vorzeitiges Ausscheiden aus dem Amt angeboten, teilte der MDAX-Konzern mit. Und zwar mit der Begründung, nach der zweiten Gewinnwarnung in kurzer Zeit mit diesem Schritt "die Möglichkeit zu neuer Vertrauensbildung zu erleichtern und zugleich einen Dissens über die Einschätzung der kurzfristigen Unternehmensentwicklung und der daraus resultierenden Maßnahmen zu vermeiden".

Bis zum 31. Mai 2015 soll das Aufsichtsratsmitglied Herbert Bodner interimistisch den Vorstandsvorsitz übernehmen. Sobald ein Nachfolger für Koch gefunden ist, soll Bodner wieder in den Aufsichtsrat zurückkehren.

Bilfinger hatte die Jahresprognose am 30. Juni schon einmal gesenkt - und das nur wenige Minuten vor Beginn des Achtelfinales der deutschen Nationalelf gegen Algerien bei der Fußball-WM in Brasilien bekannt gegeben. Damit war der Mannheimer Konzern für viele Beobachter ziemlich überraschend aus der Erfolgsspur gerutscht, denn Koch hatte die Prognose für das laufende Jahr noch im Mai bekräftigt. Zudem hatte Bilfinger in den vergangenen Jahren den Wandel vom klassischen Baukonzern mit seinem risikoreichen Geschäft hin zu einem Dienstleister, der auf weitgehend stabile Margen blicken kann, erfolgreich gemeistert.

Doch angesichts der Investitionszurückhaltung im Energiegeschäft hat sich die Ergebniserwartung im Geschäftsfeld Power nochmals verschlechtert. Für die im Vorjahr mit fast neun Prozent margenstärkste Sparte im Konzern erwartet der Vorstand in diesem Jahr nur noch eine EBITA-Marge zwischen vier und fünf Prozent. Grund dafür ist unter anderem ein erst jetzt bekannt gewordener Projektverlust in Südafrika. Ende Juni hatte Bilfinger für die Sparte Power noch eine Marge von rund sechs Prozent in Aussicht gestellt.

Die Konzernleistung sieht Bilfinger jetzt bei rund 7,8 Milliarden statt 7,9 Milliarden Euro, das bereinigte EBITA soll nur noch 340 bis 360 Millionen Euro erreichen. Damit liegt die Spanne um 40 Millionen Euro unter der bisherigen Prognosespanne.

In Deutschland ist der Kraftwerksneubau nahezu zum Erliegen gekommen. Laut den letzten Aussagen des Branchenverbandes BDEW vom April sind 43 Prozent der 74 bis ins Jahr 2020 geplanten Kraftwerksneubauten in Frage gestellt. Bislang hatte das Bilfinger-Management fehlende Aufträge durch die Ausweitung des Geschäfts nach Osteuropa ausgleichen zu können. Doch die Energiewende strahlt längst auch in die Nachbarstaaten wie etwa Polen aus, die sich mit Investitionen ebenfalls zurückhalten - offenbar auch dank des billigen grünen Stroms aus Deutschland. So beklagte Koch, dass beispielsweise kostenloser deutscher Windstrom Kraftwerksneubauten in Polen verhindere.

Um gegenzusteuern hatte Bilfinger bereits ein straffes Restrukturierungsprogramm angekündigt. Kapazitäten sollen gesenkt und Investitionen überprüft werden. Auch Arbeitsplätze werden betroffen sein - Koch sprach von erheblichen Stellenstreichungen. Die Kosten für diese Maßnahmen bezifferte Bilfinger auf eine niedrige bis mittlere zweistellige Millionenhöhe.

Der Rechtsanwalt und langjährige CDU-Politiker Koch war von 1999 bis 2010 Ministerpräsident des Landes Hessen, ehe der heute 56-Jährige in die Wirtschaft wechselte und Mitte 2011 den Vorstandsvorsitz bei Bilfinger übernahm. Unter seiner Führung gab es jedoch offenbar Unstimmigkeiten im Vorstand. So verließ im vergangenen September das langjährige Vorstandsmitglied Thomas Töpfer das Unternehmen - wegen unterschiedlicher Auffassung über die Umsetzung der Geschäftspolitik. Im Jahr zuvor war bereits Klaus Raps, ebenfalls lange Jahre bei Bilfinger, aus dem Konzern ausgeschieden.

Mitarbeit: Britta Becks

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

DJG/sha/brb

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