12.02.2016 14:15:00

Beschäftigung von Ausländern steigt stärker als von Inländern

Die Warnung vor importierter Arbeitslosigkeit durch Arbeiterkammer-Direktor Werner Muhm sorgte heute für Beifall durch die FPÖ. Die Regierung solle sich hier Großbritannien als Vorbild nehmen. Die Industriellenvereinigung (IV) rechnete vor, dass die Beschäftigung von Ausländern stärker steigt als von Inländern, sieht das aber nicht als das eigentliche Arbeitsmarktproblem.

Laut IV-Aussendung stieg die Beschäftigung von ausländischen Personen im Jänner gegenüber dem Vorjahresmonat um 4,9 Prozent, bei Inländern legte sie um 0,5 Prozent zu. "Richtig ist, dass dieser (Anstieg der Beschäftigung, Anm.) überwiegend auf die steigende Beschäftigung von Nicht-Österreicherinnen und -Österreichern zurückzuführen ist", so IV-Generalsekretär Christoph Neumayer in einer Aussendung. Allerdings sei die Arbeitslosigkeit primär hausgemacht, man brauche besser qualifizierte Arbeitnehmer.

Zum Hintergrund: Anfang 2014 öffnete Österreich nach Ablauf der EU-Übergangsfristen den Arbeitsmarkt für Rumänen und Bulgaren, Wifo und IHS rechneten damals mit jährlich 5.500 zusätzlichen Zuwanderern - gekommen sind aber bei weitem mehr. Im August 2015 waren schließlich 50.135 Bulgaren und Rumänen am Arbeitsmarkt tätig, weitere 6.315 waren arbeitslos.

Vor zehn Jahren lebten 6.248 bulgarische Staatsbürger in Österreich, zehn Jahre später sind es 19.607. Bei den rumänischen Staatsbürgern stieg die Zahl von 17.750 auf 73.374, geht aus den Zahlen der Statistik Austria hervor. Zum Vergleich: Die Zahl der Türken blieb mit rund 110.000 stabil, bei Deutschen wuchs sie von 91.194 auf 170.475 Personen.

AMS-Angaben zufolge liegt die Arbeitslosenquote bei den in Österreich lebenden Rumänen bei 10,8 Prozent und bei den Bulgaren bei 13,1 Prozent. Noch höher ist sie einem früheren Bericht der "Presse" zufolge allerdings bei den in Österreich lebenden Türken mit 17,6 Prozent. Das Land Salzburg hatte 2015 eine Bildungsstudie veröffentlicht, wonach Jugendliche aus Familien aus dem ehemaligen Jugoslawien zu etwa 25 Prozent ihre Ausbildung abbrechen, bei türkischen Familien mehr als 50 Prozent.

AK-Direktor Muhm hatte in der heutigen Ausgabe der "Kronen Zeitung" gemeint, dass die Arbeitslosigkeit in Österreich "in hohem Maß importiert" ist. Es solle auf EU-Ebene über die Notfallklausel zum Schutz des Arbeitsmarktes debattiert werden. Unter anderem darüber, die Personenfreizügigkeit zu befristen oder einzuschränken, so Muhm. Offenbar im Hinblick auf Osteuropa meinte er, es ginge nicht, dass sich Länder bei der Asylfrage unsolidarisch zeigen, aber alle Vorteile der Europäischen Union in Anspruch nehmen.

AK-Präsident Rudolf Kaske gab sich dazu zurückhaltend. Entscheidend sei, dass die Wirtschaft investiere und nachdenken müsse man angesichts der großen Zahl an Überstunden auch über die Verteilung der Arbeit.

Größer war da schon die Freude der FPÖ. "Schutzmechanismen für den Arbeitsmarkt sind ein Gebot der Stunde. Die FPÖ fordert das seit Jahren", so FPÖ-Sozialsprecher Herbert Kickl. Er will bei der parlamentarischen Plenarsitzung übernächste Woche einen Antrag für eine sektorale Schließung des Arbeitsmarktes stellen, dies werde der "Elchtest" für die SPÖ, meinte er heute, Freitag. Auf Kritik stieß Muhm mit seiner Warnung bei den AUGE/UG - Alternative, Grüne und Unabhängige GewerkschafterInnen. Deren Bundessprecherin Klaudia Paiha sprach von "billigen Populismus". NEOS-Sozialsprecher Gerald Loacker wiederum meinte an der Arbeitslosigkeit sei vor allem die Arbeiterkammer durch ihre Regulierungswut schuld. Jedenfalls würden mehr Arbeitssuchende nicht automatisch zu mehr Arbeitslosen führen.

(Schluss) stf/gru

WEB http://www.arbeiterkammer.at http://www.iv-net.at/

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