Muss auch Cromme gehen? |
16.09.2013 14:42:32
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Bei Siemens ist das Stühlerücken noch lange nicht vorbei
Die Familie des Firmengründers Werner von Siemens bringt sich jedenfalls hinter den Kulissen in Position. Nathalie von Siemens soll darauf erpicht sein, in den Aufsichtsrat einzuziehen. Die weit verzweigte Familie besitzt laut Siemens-Webseite rund sechs Prozent der Anteile und stellt traditionell ein Mitglied des Aufsichtsrats. Gegen Nathalie von Siemens spricht, dass mit ihrem Einzug aktuell zwei Familienmitglieder zugleich über die Geschicke bei Siemens mitbestimmen würden. Vor allem Großaktionären wie dem US-Investor Blackrock könnte das zu viel sein.
Die Lösung dafür ist aber in Reichweite: Wie das Wall Street Journal Deutschland aus dem Umfeld der Siemens-Familie erfuhr, wird erwartet, dass sich der derzeitige Repräsentant der Familie, Gerd von Brandenstein, Ende des Jahres in den Ruhestand zurückzieht. Bei Siemens gibt man sich in diesem Zusammenhang schmallippig: "Spekulationen kommentieren wir nicht", heißt es aus der Siemens-Zentrale.
Die nötige Expertise bringt die 42-Jährige jedenfalls mit: Vor ihrer Zeit als Chefin der Siemens-Stiftung bekleidete sie mehrere Posten bei Siemens selbst, darunter in der Unternehmenskommunikation und bei der Entwicklung der Konzernstrategie. Für sie spricht auch, dass ihre Berufung in den Aufsichtsrat die Frauenquote nach oben treiben dürfte. Das könnte nicht zuletzt wegen des Ausscheidens von Barbara Kux aus dem Vorstand wichtig sein, deren Vertrag im Herbst ausläuft.
Ein Interview von Nathalie von Siemens erst am Wochenende ist ein weiteres Indiz dafür, dass sie Ambitionen hat. "Uns als Familie liegt daran, dass wieder Ruhe einkehrt", mahnte sie in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung - und brach damit das übliche vornehme Schweigen der Nachfahren des Konzerngründers, die sich normalerweise nicht in das Tagesgeschehen einmischen. Mehr wollte sie aber auch auf Nachfrage nicht sagen.
Allerdings wäre sie keine Lösung für die Suche nach einem Nachfolger für Ackermann. Schließlich war der frühere Chef der Deutschen Bank nicht nur einfacher Kontrolleur, sondern Stellvertreter von Oberaufseher Gerhard Cromme. Daher ergeben sich zwei Szenarien: Ackermanns Nachfolger rückt direkt auf den Stellvertreterposten nach oder aber ein bestehendes Mitglied des Kontrollgremiums wird Vize, der neue Aufsichtsrat bekleidet nur ein einfaches Amt.
Auf einen traditionellen Helfer kann der Münchener Elektronikkonzern dabei offenbar nicht bauen: Die Deutsche Bank wird dem Handelsblatt zufolge künftig nicht mehr mit einem hochrangigen Manager im Siemens-Aufsichtsrat vertreten sein. Angesichts der immensen Herausforderungen, vor denen die beiden Vorstände des Bankhauses, Anshu Jain und Jürgen Fitschen, im eigenen Hause stehen, kann das nicht weiter verwundern. Gegen Fitschen spricht dabei auch noch seine Nähe zu Ackermann. Sprecher der Bank und von Siemens wollten die Personalie am Sonntag nicht kommentieren.
Angesichts der kniffeligen Suche könnte es also durchaus darauf hinauslaufen, dass am Mittwoch ein Kandidat in das Kontrollgremium gewählt wird, dessen Namen man erst einmal googeln muss. Es wäre nicht das erste Mal: Suez-Chef Gerard Mestrallet und Güler Sabanci von der gleichnamigen türkischen Industrieholding waren solche Fälle.
Wie auch immer die von Ackermann hinterlassene Lücke letztlich gefüllt wird: Das Stühlerücken bei Siemens ist damit jedenfalls noch lange nicht vorbei. Einzelne Aufsichtsräte sollen sich nach Informationen der Süddeutschen Zeitung längst nach einem Nachfolger für Chefaufseher Gerhard Cromme selbst umsehen. Sie machen ihn für die Turbulenzen bei der Ablösung des geschassten Konzernvorstands Peter Löscher verantwortlich. Das einzige, was den Vorsitzenden derzeit rette, sei der Mangel an Alternativen.
Dass sich aus den Reihen der Kontrolleure keiner als Nachfolger aufdrängt, dafür hat der machtbewusste Cromme selbst gesorgt. Um erst gar keine Rivalen in seiner Nähe zu haben, ist der Aufsichtsrat schwach besetzt. Bayer-Chef Werner Wenning dagegen hat zu viele andere Kontrollmandate und sitzt erst seit Anfang des Jahres im Siemens-Kontrollgremium, Allianz-Chef Michael Diekmann ist unter anderem mit der Euro-Krise in seinem eigenen Haus voll beschäftigt und soll den Job auch gar nicht wollen. Zudem würde seine Berufung als oberster Kontrolleur die überwunden geglaubte Deutschland AG - Diekmann ist seit 2008 bei Siemens im Aufsichtsrat, Cromme amtierte bei der Allianz elf Jahre lang - wieder aufleben lassen. Die aber verträgt sich nicht mehr mit dem Selbstverständnis des Versicherungskonzerns.
Bleibt der seit längerem als Cromme-Nachfolger gehandelte Linde-Chef Wolfgang Reitzle, der im Mai bei dem Gasehersteller ausscheiden wird. Bislang soll er nicht gefragt werden sein, heißt es. Ohnehin könne dies nur einer machen: Cromme selbst. Das aber wird der Chefaufseher so schnell ganz sicher nicht tun: Schließlich wäre dies das Signal, dass Crommes Zeit als Aufsichtsratschef bei Siemens endgültig vorbei ist.
DJG/uqu/kgb/mgo
Dow Jones Newswires
Von Ursula Quass und Bill Boston
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