02.12.2014 10:26:31
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Bei E-Autos droht Deutschland zu scheitern
Von Ilka Kopplin
Die Elektromobilität droht in Deutschland zu scheitern. Unter den derzeitigen Bedingungen wird es Ende des Jahrzehnts auf deutschen Straßen nur 500.000 E-Autos geben - und damit lediglich die Hälfte des eigentlichen Ziels von einer Million Stromern. Die von der Bundesregierung eingesetzte Nationale Plattform Elektromobilität (NPE) schlägt in ihrem am Dienstag vorgelegten Fortschrittsbericht daher Alarm: Nur wenn eine Reihe zusätzlicher Maßnahmen ergriffen werde, sei dieses Ziel noch erreichbar.
Bis Ende 2017 werden nach Ansicht der Experten Fördermaßnahmen von 2,2 Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung notwendig sein. Denn die Experten aus Politik, Wissenschaft und Industrie fordern unter anderem Mittel für Kaufanreize und für den Ausbau der Infrastruktur. Die Finanzierung dieser Maßnahmen ist allerdings noch unklar.
"Die Bilanz ist gemischt", sagte denn auch der Vorsitzende der Plattform, Henning Kagermann, über die Ergebnisse der Marktvorbereitungsphase, also der vergangenen vier Jahre seit Gründung der Plattform im Jahr 2010. Auf der Angebotsseite sei Deutschland zwar schon in die Spitzengruppe vorgerückt. Immerhin böten die deutschen Autobauer schon jetzt 17 E-Modelle an, weitere 12 sollen im kommenden Jahr folgen. Die Hersteller würden ihr Portfolio stetig weiter ausbauen.
Das Problem ist nur: Dieses Angebot wird von den Autofahrern kaum angenommen. Lediglich 24.000 E-Autos dürften Ende des Jahres insgesamt auf deutschen Straßen fahren und damit nur rund ein Viertel der ursprünglich zu diesem Zeitpunkt angepeilten 100.000 Fahrzeuge. "Als Leitmarkt sind wir leider nur im Mittelfeld", sagt deshalb auch Kagermann. Zum Vergleich: In Frankreich fahren mehr als 37.000 Stromer, in den Niederlanden 38.200 und in den USA gar knapp 224.000 E-Autos.
Um das ambitionierte 1-Million-Ziel bis 2020 zu erreichen, müsse man daher "unbedingt zusätzliche Maßnahmen in die Wege leiten", sagte Kagermann. Bis 2017 müssten beispielsweise rund 2,2 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung gesteckt werden. Unklar ist, wie die Kosten dafür aufgeteilt werden sollen: Die NPE empfiehlt, die Kosten zwischen Bundesregierung und Industrie zu teilen.
Zu den erwarteten Kosten gehören auch rund 550 Millionen Euro für den Ausbau der Infrastruktur, vor allem bei Ladestationen. Derzeit gibt es erst rund 4.800 solcher Stationen. Ende des Jahrzehnts dürften zwar 85 Prozent der benötigten Ladestruktur privat verfügbar sein, heißt es. Doch fünf Prozent der Lademöglichkeiten werden im öffentlichen Raum benötigt, haben die Experten auf Grundlage des 1-Million-Ziels berechnet. Und das sind immerhin rund 70.000 sogenannter Ladepunkte an Straßenlaternen, in Parkhäusern, oder auch Raststätten.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist nach Ansicht der Nationalen Plattform der Aufbau einer eigenen Batteriezellen-Fertigung in Deutschland. Die Batterie macht immerhin rund 40 Prozent der Wertschöpfung eines E-Autos aus. "Wir wissen, dass wir zur Zeit keine lückenlose Wertschöpfungskette in Deutschland haben", sagte deshalb auch Detlef Wetzel, der erste Vorsitzende der IG Metall, mit Blick auf den Fortschrittsbericht. Deutschland sei im Bereich der Zellen abhängig von asiatischer Produktion.
Im Moment sei das kein Hemmnis, da es mit der aktuellen Batteriegeneration sogar Überkapazitäten auf dem globalen Weltmarkt gebe, heißt es im Bericht. Doch wenn der Markt für Elektroautos in den nächsten Jahren so richtig anlaufe, sei eine eigene Zellfertigung sinnvoll. Im kommenden Jahr will die NPE deshalb einen Plan vorlegen, der aufzeigt, "ob, in welcher Weise und wann eine Batteriezellfertigung etabliert werden kann", heißt es in dem Papier.
Experten sind dahingehend durchaus skeptisch. So schreiben die Analysten von Roland Berger Strategy Consultants in ihrem neuesten "Index Elektromobilität", dass es unwahrscheinlich ist, dass Europa in signifikantem Maß an der globalen Zellfertigung teilhaben wird.
In Deutschland hatte der Autobauer Daimler erst kürzlich das Aus der eigenen Zell-Fertigung über seine Tochter Li-Tec öffentlich gemacht. Im Dezember 2015 werden im sächsischen Kamenz dann die letzten Zellen produziert.
Kontakt zum Autor ilka.kopplin@wsj.com
DJG/iko/kgb
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