08.06.2016 12:08:46

BdF-Gouverneur verteidigt EZB-Politik gegen deutsche Kritik

   Von Andreas Kißler

   BERLIN (Dow Jones)--Frankreichs Zentralbankgouverneur Francois Villeroy de Galhau hat die aktuelle Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) gegen Kritik aus Deutschland verteidigt, zugleich aber gemahnt, unkonventionelle geldpolitische Maßnahmen nur umsichtig einzusetzen.

   "Die Situation in Deutschland ist nicht so verschieden", hob er mit Blick auf die gesamte Währungszone hervor, für die die EZB ihre Geldpolitik mache. Villeroy de Galhau bezog sich auf das Inflationsniveau und eine Gefahr von Deflation. "Die Gefahr zu niedriger Inflation und sogar Deflation ist viel präsenter" als die Gefahr zu hoher Inflation. "Deutschland ist in dieser Hinsicht keine Insel", warnte er.

   Derzeit gebe es insgesamt keine Negativauswirkungen der niedrigen Zinsen auf die Banken, meinte der Gouverneur der Banque de France (BdF), der Mitglied des EZB-Rats ist, bei einer Veranstaltung in Berlin. So genanntes "Helikoptergeld" der Zentralbank lehnte er ausdrücklich ab.

Helikoptergeld brächte mehr Schaden "Unser Mandat erlegt uns eine Pflicht auf zu reagieren, um die Wirtschaft der Eurozone - einschließlich der deutschen - davor zu schützen, was eine tödliche Gefahr von Deflation wäre", erklärte der Franzose. Die Ergebnisse der Politik der Notenbank müssten aber "mittelfristig" bewertet werden, forderte er in seiner auf Englisch gehaltenen Rede bei einer Konferenz des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW).

   Ausdrücklich betonte Villeroy de Galhau einen Erfolg jüngster Politikmaßnahmen der EZB. "Wir befinden uns nur 15 Monate nach dem realen Start von QE in der Eurozone, aber wir können bereits einige positive Effekte beobachten", erklärte er. Die Geldpolitik sei aber kein Ersatz für eine Politikkoordination, hob er mit Blick auf die Regierungen der Eurozone ausdrücklich hervor.

   Auch wandte sich der BdF-Gouverneur gegen Kritik an den unkonventionellen Maßnahmen der EZB, nach der die ultralockeren Zinsen die Sparer und Banken schädigen könnten. "Wir haben die Rentabilität der Banken aufmerksam überprüft", sagte er, "und es gibt keine Anzeichen, dass dies 2015 insgesamt Schaden anrichtet." Außerdem könne die EZB ihre Entscheidungen nicht auf einzelne Gruppen abstellen.

   Allerdings seien "nicht alle unkonventionellen Instrumente legitim", betonte er. "Es gibt Grenzen, wie negativ die Zinsen werden können." Diese Art unkonventioneller Maßnahmen solle deshalb, obwohl nützlich, "mit Sorgfalt" genutzt werden. So genanntes "Helikoptergeld" zur direkten Unterstützung der Wirtschaftssubjekte durch die Zentralbank brächte nach seiner Ansicht "mehr Schaden als Nutzen", sagte Villeroy de Galhau. "Wir brauchen es nicht, und es ist nicht auf dem Tisch - lassen sie mich das sehr klar sagen."

   Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com

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   June 08, 2016 05:37 ET (09:37 GMT)

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