Börsengang geplant 27.05.2015 15:50:00

Bayer-Chef Dekkers stimmt Aktionäre auf Life-Science-Konzern ein

Das Unternehmen will sich, wie bereits im Vorjahr bekannt gegeben, von seiner Kunststoffsparte MaterialScience trennen und die Sparte bis spätestens 2016 an die Börse bringen. "Vorstand und Aufsichtsrat sind überzeugt, dass Bayer als reines Life-Science-Unternehmen exzellente Wachstumsperspektiven hat", sagte der Manager vor knapp 2.500 Gästen. Die Bayer AG könne so ihre Stärken auf ideale Weise ausspielen.

Dekkers hob dabei unter anderem die Kompetenzen in Forschung und Entwicklung sowie im Vertrieb, die dynamische Pipeline an innovativen Produkten sowie die starken Marken hervor.

Die künftige Ausrichtung des Unternehmens auf die Life-Science-Geschäfte (Pharma und Agrarchemie) soll auch in der Satzung der Bayer AG berücksichtigt werden, worüber die Aktionäre abstimmen werden. Bei Healthcare und CropScience werde sich Bayer auf das organische Wachstum konzentrieren, erklärte der Konzernlenker. Zudem will das Unternehmen die Integration des Geschäfts mit rezeptfreien Medikamenten von Merck & Co und von Dihon weiter vorantreiben.

Zur geplanten Trennung von MaterialScience sagte Dekkers, die sogenannte Design-Phase sei abgeschlossen. Die zukünftigen gesellschaftsrechtlichen und organisatorischen Strukturen seien ausgearbeitet. Sie sollen in den kommenden Monaten umgesetzt werden. Bis zum 1. September soll die wirtschaftliche und rechtliche Trennung von der Sparte abgeschlossen sein. Dann wird MaterialScience aus dem Bayer-Konzern und dem Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag ausscheiden. Analysten taxieren den Unternehmenswert des Teilkonzerns auf acht bis elf Milliarden Euro.

In der zweiten Jahreshälfte will Bayer voraussichtlich auch entscheiden, welche der möglichen Varianten das Unternehmen für den geplanten Börsengang nutzen wird. Noch ist offen, ob es ein IPO oder ein Spin-off (Abspaltung) geben wird.

Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) wollte unter anderem wissen, welche Vor- und Nachteile die beiden Varianten hätten. Grundsätzlich ermögliche die Variante des Spinn-offs eine vollständige Separierung des MaterialScience-Geschäfts von Bayer, sagte Dekkers. Im Vergleich zu einem IPO dauere dieser Prozess jedoch zeitlich beträchtlich länger und setze auch die Zustimmung der Aktionäre auf einer Hauptversammlung voraus. Bei einem IPO werde in einem ersten Schritt in der Regel nur eine Minderheit der Anteile des Unternehmens an die Börse gebracht, erklärte der Konzernlenker. "In diesem Fall würde Bayer Material Science weiterhin konsolidieren", sagte er.

"Wir sind überzeugt, dass MaterialScience als selbstständiges Unternehmen hervorragende Aussichten auf nachhaltigen Erfolg hat", sagte Dekkers. Das Unternehmen besitze eine starke globale Präsenz in Asien. Mit den einzelnen Produktlinien belege die Sparte jeweils Platz eins oder zwei im Wettbewerb. Das neue Unternehmen werde das viertgrößte Chemieunternehmen in Europa sein. Spitzenreiter ist mit weitem Abstand BASF, gefolgt von Akzo Nobel und Evonik.

Parallel zum Börsengang arbeitet Bayer auch an einer Neuorganisation und einer vollständigen Ausrichtung auf die Life-Science-Geschäfte. Derzeit überprüft das Unternehmen die Organisationsstruktur. Es gehe dabei nicht darum, Arbeitsplätze abzubauen, sagte Dekkers. "Wir erwarten nach wie vor, dass die Gesamtzahl der Beschäftigten bei Bayer in den nächsten Jahren - weltweit und in Deutschland - stabil bleiben wird", erklärte der Manager. Weitere Einzelheiten nannte er nicht. Die neue Konzernstruktur soll am 1. Januar 2016 implementiert werden.

Keine Angaben machte Dekkers zu den Gerüchten um einen bevorstehenden Verkauf des Geschäfts mit Diabetes-Messgeräten Diabetes Care. Zuletzt war das chinesische Technologieunternehmen Sinocare als Interessent gehandelt worden. Es sei selbstverständlich dass sich Bayer ständig Gedanken mache über die Zusammensetzung des Portfolios, sagte er lediglich. Für Diabetes Care gelte dabei das Gleiche wie für andere Geschäfte: Das Unternehmen informiere über Portfoliomaßnahmen stets unverzüglich, sobald es sich mit der Gegenseite geeinigt habe, erklärte der Manager.

Zur Aufstellung und etwaigen Zukäufen von Bayer nach einem möglichen Zusammengehen von Monsanto mit Syngenta wollte Dekkers sich nicht äußern. Monsanto will sich Branchenkreisen zufolge mit milliardenschweren Geschäftsverkäufen die Zustimmung der Wettbewerbshüter zur geplanten Übernahme des Schweizer Agrochemiekonzerns sichern. Dabei, so wird spekuliert, könnte der US-Konzern nach möglichen Käufern für das US-Saatgutgeschäft von Syngenta Ausschau halten und dabei möglicherweise bei BASF und Bayer anklopfen. "Wir erkennen, dass Mitbewerber ein enges Zusammenspiel des Saatguts- und des Pflanzenschutzgeschäfts anstreben", sagte Dekkers hierzu. Bayer verfolge schon seit vielen Jahren die Strategie Saatgut- und Pflanzenschutzprodukte aus einer Hand zu vermarkten.

Zum Stand der Integration des erworbenen Consumer Care Geschäfts von Merck und Co sagte Dekkers, die Integration verlaufe planmäßig. Im neuen Consumer Care Geschäft von Bayer seien rund 2.000 bisherige Mitarbeiter von Merck und etwa 8.800 Beschäftigte von Bayer unter einem Dach zusammengeführt worden. Der Integrationsprozess sei mit der Entscheidung über die Besetzung aller wesentlichen Managementfunktionen erfolgreich gestartet. Noch vakante Positionen im Einkauf und in der Forschung und Entwicklung werde Bayer bis Ende Juni besetzen, erklärte der Manager. "Wir steuern das ehemalige Consumer-Care-Geschäft von Merck & Co mittlerweile in 95 Prozent aller Länder", erklärte er. Bayer erwarte ab 2017 Umsatzsynergien in Höhe von etwa 400 Millionen Dollar sowie erhebliche Kostensynergien in der Größenordnung von 200 Millionen Dollar pro Jahr.

Es gab auch Kritik auf dem Aktionärstreffen. Joachim Krekel von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) monierte unter anderem den hohen Schuldenstand bei Bayer nach dem Zukauf des Merck-Geschäfts. "Die Finanzverbindlichkeiten sind explodiert bei uns", erklärte er. An die Adresse des Finanzvorstandes Johannes Dietsch richtete er die Frage: "Wie gut können sie schlafen mit dieser Verschuldung"?

   DJG/hoa/kla

   Dow Jones Newswires

  Von Heide Oberhauser-Aslan

KÖLN (Dow Jones)

Weitere Links:

Analysen zu Bayermehr Analysen

07.01.25 Bayer Market-Perform Bernstein Research
09.12.24 Bayer Neutral UBS AG
03.12.24 Bayer Neutral JP Morgan Chase & Co.
27.11.24 Bayer Kaufen DZ BANK
21.11.24 Bayer Neutral UBS AG
Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!

Aktien in diesem Artikel

Bayer 21,10 2,13% Bayer