02.12.2015 15:14:46

Bankenverband ermuntert deutsche Anleger zu mehr Risikobereitschaft

Von Madeleine Nissen FRANKFURT (Dow Jones)-- Der Bankenverband beobachtet die abnehmende Risikobereitschaft der deutschen Anleger mit Sorge. Zur Freiheit einer Gesellschaft, die sich weiterentwickeln und im Wettbewerb bewähren muss, gehöre immer auch die Freiheit und der Mut zum Risiko, sagte Hauptgeschäftsführer Michael Kemmer mit Blick auf eine Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach. Dieses hatte im Auftrag des Bankenverbandes bei einer Befragung zum Sicherheits- und Risikoempfinden der Bevölkerung festgestellt, dass die Risikoaversion der Deutschen in den vergangenen zwei Jahrzehnten erheblich zugenommen hat.

   Während im Jahr 1993 bereits 43 Prozent der Befragten zu dem Begriff "Risiko" eine spontan negative Reaktion zeigten, liegt dieser Anteil heute noch höher bei 60 Prozent. Diese Risikoscheu spiegelt sich auch in der Geldanlage wider. Fast 70 Prozent der Befragten ist eine möglichst hohe Sicherheit wichtiger als eine hohe Rendite. Lediglich 11 Prozent bewerten die Renditechancen höher als die Sicherheit. Die Besitzer von Aktien und Aktienfondsanteilen unterscheiden sich dabei nur marginal von dem Durchschnitt der Bevölkerung, wie die Studie zeigt.

   Offenbar haben die Kursverluste nach der Platzen der New-Economy-Blase die Anleger nachhaltig abgeschreckt. "Die darauf folgende Ernüchterung begrenzte für lange Zeit die Chancen, einen höheren Anteil der Bürger für Aktien zu gewinnen - selbst in einem anhaltenden Niedrigzinsumfeld", heißt es in der Studie. Michael Kemmer vom Bankenverband äußerte Verständnis für das Bedürfnis nach Sicherheit, er mahnte aber auch: Ohne Risiko sind Fortschritt und Innovation nicht zu haben.

   Die Deutschen nehmen aber offenbar in Kauf, lieber ihre Vermögen schmelzen zu sehen, als in Anlagen mit Risiken zu gehen. "Über die letzten zehn Jahre sparten die privaten Haushalte im Durchschnitt regelmäßig rund 10 Prozent ihres Einkommens", sagte Forscher Markus Grabka vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. "Dieses Geld wird vorrangig in sehr liquide Anlagen investiert, also in Sparbücher, Girokonten oder auch Tagesgelder, die häufig nicht einmal die Inflationsentwicklung ausgleichen." Die Art und Weise, wie die Bevölkerung ihr Geld anlegt, trage dazu bei, dass sie real am Ende weniger zur Verfügung hat.

   Grabka hatte im August dieses Jahres in einer Studie die Entwicklung des Geldvermögens privater Haushalte analysiert und war zu dem Ergebnis gekommen, dass dieses im Zeitraum 2003 bis 2013 unter Berücksichtigung der Inflation um 15 Prozent gesunken ist.

   Kontakt zur Autorin: Madeleine.Nissen@wsj.com

   DJG/mln/smh

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   December 02, 2015 09:10 ET (14:10 GMT)

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