03.12.2015 17:22:45
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Banken kritisieren weitere Lockerung der Geldpolitik
Von Madeleine Nissen FRANKFURT (Dow Jones)--Die Banken laufen Sturm gegen die Entscheidung der Europäischen Zentralbank, den Einlagenzins von minus 0,2 Prozent auf minus 0,3 Prozent zu senken. Mit der Entscheidung ging auch eine Verlängerung des Anleihekaufprogramms und Ausweitung des gesamten Kaufvolumens einher. Die Reaktion der Banken könnte nicht schärfer sein. Im besten Fall wurde dieser Schritt von den Verbänden als "unnötig" bewertet, die öffentlichen Banken sehen ihn gar als gefährlich an.
Mit dem anziehenden Wirtschaftswachstum in der Eurozone und der sich stabilisierenden Kerninflation ist nach Einschätzung der Banken die Zeit für geldpolitische Normalität gekommen. Den Märkten stehe nun ein kalter Entzug bevor, prognostizierte Liane Buchholz, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB). Die amerikanische Notenbank Fed werde vermutlich in zwei Wochen den US-Leitzins anheben und die Geldpolitik kontinuierlich normalisieren, sagte Buchholz. Sie warnte: "Je länger die EZB ihre expansive Geldpolitik aufrecht erhält, umso stärker werden die Auswirkungen des Ausstiegs spürbar."
Auch der Verband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) kritisierte die Entscheidung scharf. "Durch ihr ungeduldiges Agieren verstärkt die EZB die Liquiditätsschwemme ohne Not", sagte BVR-Chefvolkswirt Andreas Bley. Mit steigender Dauer der extrem expansiven Geldpolitik erhöhe sich die Gefahr einer Blasenbildung an den Kapitalmärkten, aber auch am Immobilienmarkt, warnte er.
Ernsthafte Deflationsrisiken, die eine solche Entscheidung rechtfertigen, kann auch der Bankenverband nicht erkennen. Die Risiken der extrem lockeren Geldpolitik würden auf jeden Fall größer, sagte Hauptgeschäftsführer Michael Kemmer. Angefangen bei verzerrten Risikobewertungen über mögliche Vermögenspreisblasen bis hin zu verschleppten Reformen.
Deutliche Worte fanden auch die Sparkassen. Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), bezeichnete die weitere Lockerung der Geldpolitik als schädlich. Für den europäischen Finanzmarkt sei die erneute geldpolitische Lockerung der EZB nicht nur unnötig, sondern auch gefährlich. "Wir warnen vor den Nebenwirkungen der expansiven Geldpolitik für die Sparer ebenso wie für die Volkswirtschaften", sagte Fahrenschon. Durch eine noch expansivere Geldpolitik steige das ohnehin schon erhöhte Risiko von Preisverzerrungen an den Geld- und Kapitalmärkten.
Kontakt zur Autorin: Madeleine.nissen@wsj.com
DJG/mln/kla
(END) Dow Jones NewswiresDecember 03, 2015 10:51 ET (15:51 GMT)
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