28.07.2016 14:50:00
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Banken im Stresstest - Österreicher mit Ostgeschäft strapaziert
Die Banken müssen beweisen, wie sie eine mehrjährige Krise überstehen können, ohne dass zu viel Kapital aufgezehrt würde. Dem Belastungstest mussten sich diesmal 51 EU-Institute aus 16 Ländern stellen. 37 Großbanken aus der Eurozone sind darunter, unter ihnen aus Österreich Erste Group und RZB (Raiffeisen Landesbanken Holding). Mit neun Großbanken ist die deutsche Bankenlandschaft am stärksten vertreten, aus Italien mussten fünf Institute in den Test.
Für 56 weitere ebenfalls geprüfte größere Banken aus dem Kontrollkreis der Europäischen Zentralbank (EZB) werden keine Einzelergebnisse publiziert. Aus Österreich betrifft das sechs weitere Häuser, deren Ergebnisse ebenfalls unter Verschluss bleiben sollen - sofern sie sich nicht selber äußern wollen. Alle sollen in der Folge sechs Monate Zeit haben, Schwachstellen zu beseitigen. Die Testergebnisse sind Basis für individuelle banken- und länderspezifische Kapitalvorgaben der Aufseher.
Im Vorfeld wurde erklärt, die Behörde werde diesmal keine "Durchfaller" auflisten. Dass die italienische Krisenbank Monte Paschi gerettet werden muss, war vorab bekannt. Der Fokus des diesjährigen Tests lag bisher überhaupt auf den italienischen Banken, die auf einem kritischen Berg von 360 Mrd. Euro an faulen Krediten sitzen. Die Italiener waren schon beim Stresstest von 2014 die großen Sorgenkinder.
Hohe Aufmerksamkeit von Anlegern hatte schon in den letzten Tagen die Deutsche Bank, die mit Blick auf den Stresstest von einem "herausfordernden Szenario" gesprochen hatte. Im Markt wird davon ausgegangen, dass anhand der Kapitalmindestquoten gleich nach dem Test "Rankings" entstehen, wer wie gut oder schlecht abgeschnitten hat. In Österreich wird erwartet, dass Raiffeisen im unteren Feld liegt. Die Erste wird von Analysten im Mittelfeld gesehen. Basis sind Zahlen von Ende 2015.
Analysten von Barclays haben vorab schon Mal berechnet, wie ausgewählte Großbanken basierend auf dem weniger strengen Stress-Szenario des Jahres 2014 abschneiden würden. Am besten kämen dabei, wie Reuters heute berichtete, die schwedischen Institute Swedbank und SEB weg. Am Ende des Tableaus liegen UniCredit, die Deutsche Bank und Monte dei Paschi.
Wie stark die Banken durch simulierte Krisen getroffen würden, variiert von Land zu Land. Nach Angaben von Standard & Poor's (S&P) vom Donnerstag sind dabei auch die österreichischen Banken einer besonders harten Probe ausgesetzt. Simulierte dramatische Aktienkurseinbrüche und stark fallende Immobilienpreise sowie Wechselkursverluste zusammen mit harten Schockannahmen für Osteuropa würden Abschreibungen und Kosten für faule Kredite in die Höhe treiben.
Südwesteuropäische Länder würden "weicher" gestresst, sagen Kritiker auch heuer wieder. So werde für die EU bzw. die Eurozone ein Rückgang des Bruttoinlandprodukts unter die Basis-Wachstumsrate bis Ende 2018 von 7,1 und 6,8 Prozentpunkten veranschlagt. Für Großbritannien werden 6,8 Punkte weniger angesetzt, für Deutschland 6,6 Prozent, für Italien 5,9 und für Frankreich 5,6 Punkte, schrieb die "NZZ" diese Woche. Für Russland oder die Türkei war von bis zu 10-prozentigen BIP-Absturzannahmen die Rede. Gerade auch für Teile des Heimmarktes österreichischer Großbanken im Osten und Südosten sind in den Simulationen kritische Konjunkturszenarien unterstellt.
Ein Spezialthema der Österreicher sind die Fremdwährungskredite (hauptsächlich Frankenkredite), die die Banken über ihre Töchter im Osten und Südosten in der Region vergeben haben. Dafür haben die Häuser bisher viel Geld zur Seite gelegt und auch einiges an Prozessrisiken eingefahren.
Ein mehrjähriger anhaltender Konjunktureinbruch könnte weitere Milliarden an Rücklagen für faule Kredite (NPL) nötig machen, meinen die Ratingexperten. Unter Stress-Annahmen rechnete Standard & Poor's heute vor, dass bei BNP Paribas mehr als 12 Mrd. Euro an zusätzlichem Kapital nötig werden könnten, um eine NPL-Deckungsquote von 80 Prozent zu erreichen - bei der österreichischen Erste Group wären es demnach mehr als 15 Mrd. Euro auf 80 Prozent Deckungsquote, und fast 10 Milliarden für 60 Prozent, schrieb S&P heute.
In der Erste Group reagierte man heute empört auf diese Rechnung: Das S&P-Papier enthalte "erschreckend dramatische inhaltliche Fehler", die nur von völliger Unkenntnis der Struktur zeugten, sagte ein Banksprecher. Ende des ersten Quartals lag die Deckungsquote bei 65 Prozent, somit könnten auch gar keine 10 Milliarden für 60 Prozent erforderlich sein. Die genannten Zahlen lägen meilenweit von Annahmen und Ergebnissen im Stresstest entfernt. Es sei nicht das erste Mal, dass die Ratingagentur im Vorfeld von Stresstests irreführende Studien veröffentliche, so der Erste-Sprecher.
(Schluss) rf/ggr/cri
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