11.09.2015 13:22:47

Bank of Japan will sich mehr Spielraum verschaffen

   Von Takashi Nakamichi

   TOKIO (Dow Jones)--Die Bank of Japan (BoJ) versucht sich mehr Handlungsspielraum zu verschaffen, indem sie ihre Ziele neu definiert. Doch die sinkenden Inflationserwartungen deuten an, dass sie nicht allzu lange untätig blieben kann.

   Im Vorfeld der geplanten Ratssitzung am Montag und Dienstag haben Vertreter der Zentralbank den wichtigsten Inflationsindikator des Landes so weit heruntergespielt, dass weitere Eingriffe nicht nötig scheinen. Der Verbraucherpreisindex fiel im Juli auf null und steht kurz davor, ins Negative zu rutschen.

   Investoren beobachten die Kerninflation genau, auf der die Preisprognosen der Zentralbank für die kommenden Jahre basieren. Mit den Vorgängen in der Bank vertraute Personen sagen jedoch, dass aus strategischer Sicht derzeit ein anderer Indikator wichtiger sei, den die BoJ selbst errechnet. Man könne über eine sinkende Kerninflation hinwegsehen, solange das die Erwartungen nicht zu stark belaste, sagt ein Insider.

   Der Indikator der BoJ, bei dem frische Lebensmittel und Energie herausgerechnet werden, stieg im Juli um 0,9 Prozent und damit so stark wie seit Anfang 2014 nicht mehr, sagen Insider. Diese Zahl liegt zwar immer noch weit unter dem Ziel der Bank von 2 Prozent, sie deutet jedoch an, dass die Grundinflationsrate sich auf 2 Prozent zubewegt. Die Kerninflation, bei der Energiepreise mit eingerechnet sind, sei vor allem wegen sinkender Ölpreise gefallen und nicht wegen konjunktureller Schwächen, sagen Insider.

   Zentralbankvertreter haben sich außerdem selbst entlastet, indem sie die Frist für ihr Inflationsziel von 2 Prozent unklar definierten. BoJ-Gouverneur Haruhiko Kuroda formulierte das zuletzt gerne mit den Worten: "Die Kerninflation wird die Zwei-Prozent-Marke wahrscheinlich ungefähr in den sechs Monaten bis September 2016 erreichen". Das ist kein Versprechen, sondern eine Prognose, sagen Insider.

   Dieser Richtungswechsel wird jedoch kaum zu weniger Spekulationen über weitere Wertpapierkäufe führen, da die Inflationserwartung laut einigen Indikatoren zuletzt gefallen ist. Laut einer Regierungsumfrage vom Mittwoch glauben etwa 60 Prozent der Verbraucher, dass die Inflation im nächsten Jahr 2 Prozent übersteigen wird, nach 62 Prozent vor einem Monat.

   "Wenn die Kerninflation deutlich unter null fällt, die BoJ jedoch nicht reagiert, werden einige Leute denken, dass die Zentralbank nichts gegen den Preisverfall tun wird", sagt Goshi Kataoka, Chefökonom bei Mitsubishi UFJ Research and Consulting. "Das wird sich negativ auf die Erwartungen auswirken."

   Wachsende Sorgen aufgrund der Konjunkturschwäche in Japan lassen eher fallende als steigende Inflationserwartungen vermuten. Sinken die Erwartungen, könnte das die Preise wiederum belasten - und den bevorzugten Preisindikator der BoJ.

   Die Logik hinter der letzten quantitativen Lockerung im Oktober deutet darauf hin, dass Kuroda es nicht so weit kommen lässt, sagen Ökonomen. Kuroda, der es sich zur obersten Priorität gemacht hat, die Inflationserwartungen bei 2 Prozent zu halten, weitete die Wertpapierkäufe damals aus, um fallenden Inflationserwartungen "vorzubeugen".

   Auch Kurodas Kollegen rechnen inzwischen mit einem geringeren Wachstum. Mehrere Mitglieder des Geldpolitischen Rats glauben, dass die japanische Zentralbank ihre Wachstums- und Kerninflationsprognosen für das Haushaltsjahr bis März 2016 bei einer Sitzung am 30. Oktober nach unten korrigieren muss, sagen Insider. Bei der Sitzung in der nächsten Woche berät sich das Gremium über seine Einschätzung der Wirtschaftsaussichten anderer Länder.

   Kataoka von Mitsubishi UFJ sagt, dass die BoJ nächste Woche ihr Wertpapierkaufprogramm von derzeit 80 Billionen Yen pro Jahr ausweiten könnte. Andere glauben, dass die Zentralbank im Oktober eine neue Runde der quantitativen Lockerung starten wird. Dazu könnte auch eine Absenkung der Zinsen gehören, die sie Geschäftsbanken für ihre Einlagen bei der Zentralbank zahlt. Dieser Satz liegt derzeit bei 0,1 Prozent.

   Am Donnerstag sagte Kuroda bei einer Rede vor dem Parlament, dass die BoJ eine solche Zinssenkung nicht in Erwägung ziehe. Jedoch fügte er an: "Es wäre gut für Finanzinstitute, wenn das die Renditekurve nach unten drücken würde. Es würde die Aufwärtsspirale in der Wirtschaft unterstützen."

   Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

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   September 11, 2015 06:51 ET (10:51 GMT)

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