Kein Hinweis auf Zinswende 13.08.2014 14:18:48

Bank of England sieht Wirtschaft besser ausgelastet

Weder dem neuen Inflationsbericht der Zentralbank noch Äußerungen von Notenbankchef Mark Carney konnten Beobachter eindeutige Fingerzeige entnehmen. "Es war für jeden etwas dabei", kommentierte Berenberg-Ökonom Robert Wood. Viele Analysten sahen unter dem Strich kaum Indizien für eine rasche Zinswende. Möglicherweise wartet die Notenbank also doch noch bis nächstes Jahr, bevor sie zur geldpolitischen Straffung schreitet.

Für diese Deutung spricht auch die Reaktion an den Finanzmärkten: Das britische Pfund geriet nach den Daten stark unter Druck und fiel zum US-Dollar auf den tiefsten Stand seit Anfang Juni. Die Renditen britischer Staatsanleihen gaben nach. Wegen des starken Wachstums der britischen Wirtschaft wird von der Bank of England erwartet, dass sie als erste große Notenbank eine Zinsanhebung nach der Finanz- und Wirtschaftskrise wagt. Mehrheitlich wird damit Anfang 2015 gerechnet, eine Minderheit von Ökonomen erwartet die Zinswende bereits Ende 2014.

WANN KOMMT DIE ZINSWENDE?

Für eine rasche Zinsanhebung spricht, dass die Bank of England den Zustand der heimischen Wirtschaft optimistischer bewertet. Verglichen mit dem letzten Inflationsbericht von vor drei Monaten sieht sie weniger konjunkturellen Leerlauf. Im Mittel gehen die Zentralbanker nun davon aus, dass ein Prozent der gesamtwirtschaftlichen Kapazitäten nicht ausgelastet sind. Im Mai war noch von 1,25 Prozent die Rede gewesen.

Gegen einen schnellen Richtungsschwenk steht die Einschätzung der Arbeitsmarktlage. Obwohl die Arbeitslosigkeit schnell zurückgeht, sieht die Notenbank immer noch viel Spielraum für Verbesserungen. Sie reduzierte das Niveau der Arbeitslosenquote, bis zu der kein Inflationsschub droht. Die Marke sinkt deutlich von 6,25 auf 5,5 Prozent.

LOHNWACHSTUM IMMER SCHWÄCHER

Nach Zahlen des Statistikamts ONS vom Mittwoch lag die Quote im Juni bei 6,4 Prozent und damit klar über der von der Notenbank veranschlagten inflationsneutralen Arbeitslosenquote (Nairu). Das heißt: Im Prinzip könnte die Geldpolitik noch eine ganze Weile locker bleiben, ohne dass aus Sicht der Zentralbank Inflationsgefahr droht.

Darüber hinaus spricht die Lohnentwicklung klar gegen eine schnelle geldpolitische Straffung. Wie ebenfalls aus Zahlen vom Mittwoch hervorgeht sind die durchschnittlichen Wochenlöhne im Juni erstmals seit der schweren Rezession nach der Finanzkrise gesunken. Ohne Bonuszahlungen fiel der Lohnzuwachs auf ein Rekordtief von 0,6 Prozent. Unter Berücksichtigung der Inflation von knapp zwei Prozent erleiden Arbeitnehmer also Reallohnverluste. Inflationsdruck ist von dieser Seite aus nicht auszumachen.

CARNEY BEKRÄFTIGT SACHTE WENDE

Notenbankchef Mark Carney bekräftigte bei der Vorstellung des Berichts, dass sich die Wirtschaft Großbritanniens ihrem "Normalzustand" nähere. Deswegen müssten die Leitzinsen - von rekordtiefem Niveau aus - beginnen zu steigen. Zugleich bekräftigte der Kanadier, dass die absehbare Zinswende vorsichtig vonstatten gehen werde. Die Wirtschaft sehe sich nach wie vor einigen Herausforderungen gegenüber./bgf/jkr

LONDON (dpa-AFX)

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