Zukunft Österreichs |
10.12.2014 17:00:00
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Bank Austria blickt mit Zuversicht auf wirtschaftliche Entwicklung
"Die Stagnation wird überwunden, aber das Wachstum bleibt auch 2015 und 2016 flach", so Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer am Mittwoch bei einem Pressegespräch in Wien. In Summe bräuchte Österreich mehr Wachstum aus sich heraus, mehr Konsum und Investitionen. Österreich könne auch nicht mehr darauf hoffen, dass Osteuropa Schulden macht, um damit österreichische Waren zu kaufen. Hier sei ein Umdenken notwendig. Das bisherige Expansionsfels Osteuropa sei zwar noch immer wichtig, aber kein Garant für gute Geschäfte mehr.
Der leichte Aufwärtstrend für die heimisch Wirtschaft in den kommenden beiden Jahren sollte hauptsächlich von der Industrie getragen werden, und hier wieder vor allem von der Elektro- und Fahrzeugindustrie sowie dem Maschinenbau. Für diese Sektoren prognostiziert Bruckbauer Wachstumsraten von 3 bis 6 Prozent.
Die globale Wirtschaft sollte 2015 etwas anziehen. Das Wachstum in den USA werde robust bleiben, auch Europa werde sich erholen. Die Weltwirtschaft werde mit 3,8 Prozent stärker wachsen als der Durchschnitt seit 1980 - dieser liege bei 3,5 Prozent. Das sollte sich positiv auch auf die heimische Wirtschaft auswirken.
Auch die auslaufenden Sparpakete sollten sich in Europa spürbar positiv auswirken. Fast einen Prozentpunkt zusätzliches Wachstum werde dadurch generiert, dass die Staaten weniger sparen müssten. Dagegen erwartet Bruckbauer vom Juncker-Programm keine entscheidenden Impulse: "Das ist nicht so ein realwirtschaftliches Ding", so der Ökonom. Erst mittelfristig werde das 315 Mrd. Euro schwere Programm sein Potenzial entfalten.
Von der Abschwächung des Euro auf durchschnittlich 1,18 Dollar erwartet sich Bruckbauer für 2015 einen positiven Wachstumseffekt von 0,3 Prozentpunkten. Das billigere Öl sollte mit rund einem Viertel Prozentpunkt zum Wachstum beitragen. Bruckbauer rechnet mit einem Jahresdurchschnittspreis von 75 Dollar je Barrel - um 25 Dollar weniger als 2014. Ein Haushalt erspare sich dadurch 150 Euro für Treibstoffe.
Auf den Finanzmärkten erwartet sich die Bank Austria etwas Entspannung durch die entstehende Bankenunion, aber auch Belastungen durch neue Regularien. Der Einfluss der Europäischen Zentralbank (EZB) auf den Kreditapparat sei derzeit dagegen Null. Weil die Banken nicht können oder wollen, wolle die EZB auch näher an die Kreditvergabe heran. Bis Ende 2016 werde die EZB bei den Zinsen aber nichts machen.
Der unter Druck stehende heimische Arbeitsmarkt sollte sich frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2015 entlasten. Die Arbeitslosenquote habe zwar im November mit 8,7 Prozent ihren Höhepunkt erreicht, dennoch werde der Jahresdurchschnittswert für 2015 auf 8,6 Prozent nach 8,4 Prozent in diesem Jahr steigen. Das Arbeitskräfteangebot werde nämlich durch Zuwanderung und Anstieg des Pensionsalters auch zunehmen.
Das größte Risiko für die weitere wirtschaftliche Entwicklung sieht Bruckbauer in der negativen Stimmung für Investitionen. Diese sei hartnäckiger als erwartet. Bei den Russland-Sanktionen sei eine Entwicklung in beiden Richtungen möglich. Bruckbauer erwarte sich keine Eskalation, zu stark seien die gegenseitigen Abhängigkeiten. Eine Eskalation wäre für Österreich eine Herausforderung - vor allem der Erklärungsbedarf wäre dann groß. Mehr verunsichern könnten da schon die anstehenden Wahlen in Spanien und Großbritannien oder ein schwächeres Wachstum in China. Das würde die Erholung in Österreich hinausschieben.
Österreich sei zwar wie Deutschland gut aus der Krise gekommen, bleibe aber seit 2013 in der wirtschaftlichen Entwicklung hinter Deutschland und auch der Eurozone zurück, erläuterte Bank-Austria-Ökonom Walter Pudschedl. Grund dafür sei die schwächelnde Inlandsnachfrage. Die Österreicher seien bei Konsum und Investitionen zurückhaltender. Auch bei der Kapazitätsauslastung hätte Österreich noch Raum nach oben, ebenso bei den Erweiterungsinvestitionen.
"Vor allem die Exporte tragen nicht mehr zum Wachstum bei", so Pudschedl. Der Grund dafür liege in der Zusammensetzung der Absatzmärkte. So hätten sich die Ausfuhren in die wichtigen Absatzmärkte Deutschland, Italien und Osteuropa nur schwach entwickelt. Nach Russland sind sie - nicht erst durch die Sanktionen - zweistellig gesunken. Hier liegt der Grund vor allem an Sotschi. Die olympischen Winterspiele dort hatten 2013 zu einem "Exporthügel" geführt. Dagegen konnten die Exporte in die USA, Schweiz, nach China und Großbritannien gesteigert werden.
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