01.12.2014 17:00:31
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Ausblick: Die EZB hält noch mal still
Von Hans Bentzien
Die Europäische Zentralbank (EZB) ist den wahlweise gefürchteten oder ersehnten Staatsanleihekäufen in den vergangenen Tagen gefühlt ein gutes Stück näher gerückt. Dramatische Kommentare ihres Präsidenten Mario Draghi zu niedrigen Inflationsraten und -erwartungen ließen die Erwartung wachsen, der EZB-Rat könnte vielleicht schon am Donnerstag einen Ankauf von Staatsanleihen beschließen. Bankvolkswirte gehen aber überwiegend davon aus, dass das noch nicht passieren wird.
Alle 49 der von Dow Jones Newswires befragten Experten rechnen mit einem unveränderten Hauptrefinanzierungssatz von 0,05 Prozent. Nicht komplett ausgeschlossen wird von einigen Experten, dass die EZB ihren Einlagensatz wieder auf null anhebt, um die Teilnahme an den gezielten, langfristigen Refinanzierungsgeschäften (TLTRO) attraktiver zu machen.
Aus dem gleichen Grund wird auch über die Streichung des Zinsaufschlags für TLTRO-Kredite spekuliert. Die EZB wird ihre Entscheidung am Donnerstag um 13.45 Uhr bekanntgeben. Präsident Mario Draghi wird sie in einer gegen 14.30 Uhr beginnenden Pressekonferenz erläutern.
Nach der Papierform ist die EZB-Ratssitzung am kommenden Donnerstag wie geschaffen für weitere geldpolitische Beschlüsse: Der volkswirtschaftliche Stab der EZB wird neue Inflations- und Wachstumsprognosen veröffentlichen, die die Fähigkeit der EZB zur mittelfristigen Bewahrung von knapp 2 Prozent Inflation in einem noch ungünstigeren Licht erscheinen lassen dürften.
Derzeit erwartet die EZB offiziell noch 0,6 Prozent Teuerung für 2014 und 1,1 sowie 1,4 Prozent für die Folgejahre. Diese Prognosen waren schon nicht mehr realistisch, bevor der Inflationsrückgang im November absehbar wurde. Nach Angaben von Eurostat betrug die Teuerung im vorletzten Monat des Jahres nur noch 0,3 Prozent.
EZB-Präsident Draghi hatte am vorvergangenen Freitag bei einem Kongress in Frankfurt gesagt: "Wir werden tun, was notwendig ist, um Inflation und Inflationserwartungen schnellstmöglich anzuheben, wie das unser Preisstabilitätsmandat von uns verlangt." Die kurzfristigen Inflationserwartungen bezeichnete Draghi als "extrem niedrig".
Auch die Arbeitsannahme der EZB, dass sich die Wirtschaft der Eurozone erholt - was für ihre Inflationsprognosen wichtig ist - dürfte durch die neuen Projektionen einen Schlag erhalten. Die EZB-Stabsprognose für das Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr von 1,6 Prozent ist nach einhelliger Einschätzung von Ökonomen viel zu optimistisch. Zum Vergleich: Die von Dow Jones Newswires befragten Ökonomen erwarten 1,0 Prozent Wachstum.
Was diese niedrigeren Prognosen für die EZB bedeuten, darüber gehen die Meinungen auseinander. Ken Wattret von BNP Paribas verweist darauf, dass Draghi eine deutliche Eintrübung des mittelfristigen Inflationsausblicks als Anlass für eine weitere Lockerung der Geldpolitik genannt habe. "Ich glaube, genau das werden die Stabsprojektionen zeigen", sagte er.
Mit Blick auf die Wachstums- und Inflationsprognosen meint dagegen Commerzbank-Volkswirt Michael Schubert: "EZB-Präsident Draghi hatte bereits im November betont, dass sich der EZB-Rat an der viel tieferen Konsensprognose orientiert. Nur wenn die Notenbank ihre Projektionen noch weiter nach unten revidiert - was wir nicht erwarten -, könnte dies den Rat zu neuen Maßnahmen veranlassen."
Es gibt weitere Argumente gegen einen Startschuss für das Quantitative Easing (QE) schon im Dezember: EZB-Vizepräsident Vitor Constancio sagte in dieser Woche, die EZB werde wahrscheinlich erst im ersten Quartal 2015 einschätzen können, ob die bereits beschlossenen Maßnahmen ausreichen würden, das selbst gesteckte Ziel für die Bilanzausweitung zu erreichen.
Ein wichtiger Meilenstein ist in dieser Hinsicht das am 11. Dezember anstehende gezielte Refinanzierungsgeschäft (TLTRO). Commerzbank-Volkswirt Schubert weist zudem darauf hin, dass die EZB mit dem Ankauf von Kreditverbriefungen (ABS) gerade erst begonnen hat und auch Covered Bonds erst seit rund einem Monat ankauft. "Selbst für eine Zwischeneinschätzung ihrer Wirkungen ist es also noch zu früh", argumentiert er.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@wsj.com
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December 01, 2014 10:30 ET (15:30 GMT)
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