07.04.2015 21:35:00
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Athen: USA bereit für Vermittlerrolle im Griechenland-Konflikt
WASHINGTON (AFP)--Die US-Regierung ist nach Angaben aus Athen bereit, im Streit zwischen Griechenland und seinen Geldgebern als Vermittler zu fungieren. Wie das griechische Finanzministerium am Dienstag mitteilte, versicherte die Regierung von US-Präsident Barack Obama während des Besuchs von Finanzminister Yanis Varoufakis am Sonntag und Montag in Washington, dass sie eine "Mittlerrolle" spielen wolle. Ziel sei es, zu einer "ehrlichen Einigung" zwischen Athen und seinen Partnern sowie zum Verbleib Griechenlands in der Eurozone zu kommen.
Varoufakis hatte in Washington dem Internationalen Währungsfonds (IWF) die fristgerechte Rückzahlung eines Kredits in Höhe von 460 Millionen Euro bis Donnerstag zugesichert. Außer mit der IWF-Chefin Christine Lagarde traf sich der griechische Finanzminister in Washington auch mit dem Staatssekretär für internationale Beziehungen im US-Finanzministerium, Nathan Sheets, sowie mit der Obama-Beraterin für internationale Wirtschaftsfragen, Caroline Atkinson.
Zuletzt hatte es Bedenken von Seiten der internationalen Gläubiger gegeben, ob Athen in der Lage ist, die Gelder wie vereinbart bis zum 9. April zurückzuzahlen. Derzeit steht Griechenland in Verhandlung mit seinen Kreditgebern über die Auszahlung der letzten Tranche des laufenden zweiten Hilfspakets.
Der Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz (SPD), warnte unterdessen den griechischen Regierungschef Alexis Tsipras vor einem Ausscheren aus der gemeinsamen Russlandpolitik der EU. Griechenland verlange und bekomme von der EU "viel Solidarität", sagte Schulz dem "Münchner Merkur" (Mittwochsausgabe). Umgekehrt könne die EU verlangen, dass Tsipras als Ministerpräsident eines EU-Mitgliedsstaats an der einheitlichen Haltung gegenüber Russland festhalte.
Tsipras reist am Mittwoch nach Moskau. Die Europäische Union hat im Zusammenhang mit dem Ukraine-Konflikt Strafmaßnahmen gegen Russland verhängt.
Schulz kritisierte auch die Athener Reparationsforderungen an Deutschland. Es sei "kontraproduktiv, diese emotional aufgeladenen Fragen mit der aktuellen Finanzierungskrise in Griechenland zu vermischen", sagte er. Für ihn seien - wie für die Bundesregierung - Fragen der Reparationsleistungen "politisch und juristisch geklärt".
Griechenland beziffert die Reparationsforderungen für die deutsche Besatzung während des Zweiten Weltkriegs auf 278,7 Milliarden. Für den von den Nazis 1942 auferlegten Zwangskredit verlangt Athen eine Rückzahlung von 10,3 Milliarden Euro. Die restliche Summe dient nach Angaben des stellvertretenden Finanzministers Dimitris Mardas zur Entschädigung von Bürgern sowie zur Wiedergutmachung von Kriegsschäden.
(Die Äußerungen von Schulz lagen AFP in redaktioneller Fassung vor.)
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
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(END) Dow Jones Newswires
April 07, 2015 15:24 ET (19:24 GMT)- - 03 24 PM EDT 04-07-15
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