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02.02.2015 13:48:00

Arbeitslosigkeit erreicht im Jänner neuen Rekord

Die Arbeitslosigkeit hat im Jänner einen neuen Rekord erreicht. Inklusive jener Personen, die sich in Schulungen des AMS befanden, waren zum Jahresauftakt 472.539 Personen ohne Job. Gegenüber Jänner 2014 ist das ein Anstieg von 5,1 Prozent. Ohne Schulungsteilnehmer betrug der Zuwachs sogar 9,8 Prozent. AMS-Chef Johannes Kopf bezeichnete das am Montag als "absolut ernst zu nehmende Situation".

"Da sieht man schon, dass die Konjunktur weiterhin sehr sehr schwach ist", sagte Kopf im Ö1-Mittagsjournal des ORF-Radio. Sowohl für heuer als auch für nächstes Jahr sieht der Arbeitsmarktexperte keinen Rückgang bei den Arbeitslosen. Nach nationaler Definition stieg die Arbeitslosenquote im Jänner um 0,8 Prozentpunkte auf 10,5 Prozent. Im EU-Vergleich steht Österreich aber immer noch Top da: Mit einer Arbeitslosenquote von 4,9 Prozent (nach Eurostat) hat Österreich nach Deutschland die zweitniedrigste Arbeitslosigkeit in der EU.

Schelte hagelte es von der FPÖ für Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ). Dieser habe vor einem Jahr noch "großspurig" davon gesprochen, dass er "zutiefst davon überzeugt" sei, dass es im Jänner 2015 weniger Arbeitslose geben werde, erinnerte FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl am Montag in einer Aussendung. Schon damals widersprach Hundstorfer damit Prognosen des AMS, wonach die Arbeitslosenzahl weiter auf 470.000 steigen wird.

Die Oppositionsparteien sowie unterschiedlichste Interessensvertreter von der Industriellenvereinigung über Wirtschaftskammer und ÖGB bis zum Pensionistenverband sehen nun die Regierung in der Pflicht, Impulse zu setzen, um die Rekordarbeitslosigkeit einzudämmen. Ganz oben auf der Forderungsliste stehen die Umsetzung der Steuerreform, eine Senkung der Lohnsteuer, Investitionen in Bildung und Wohnbau sowie ein Bonus-Malus-System für ältere Beschäftigte. Dabei geht es darum, dass Firmen, die zu wenig ältere Arbeitnehmer beschäftigen, Strafen zahlen und jene einen Bonus bekommen, die genügend Ältere im Betrieb haben.

Hundstorfer verwies in einer Aussendung darauf, dass die Arbeitsmarktpolitik "ohne eine nachhaltige Belebung der Konjunktur und der daraus folgenden Nachfrage nach Arbeitskräften" an ihre Grenzen stoße. Umso wichtiger seien "europäische Initiativen zur Belebung der Investitionen".

Besonders benachteiligt am Arbeitsmarkt waren einmal mehr ältere Menschen ab 50 Jahren (+13,7 Prozent), Ausländer (+18,9 Prozent) und behinderte Personen (+16,3 Prozent), die deutliche Zuwächse der Arbeitslosen verzeichneten. Nach Branchen betrachtet gab es den höchsten Anstieg mit 14,4 Prozent im Bereich Arbeitskräfteüberlassung (Leiharbeiter). Leicht überdurchschnittliche Zuwächse gab es im Handel (+10,3 Prozent) und im Tourismus (+9,9 Prozent).

Am meisten zur Gesamtarbeitslosigkeit trug aber die Bauwirtschaft bei: Fast ein Fünftel (18,5 Prozent) aller Arbeitslosen war vorher am Bau beschäftigt. Verglichen mit anderen Branchen stieg die Bauarbeitslosigkeit im Jänner mit 2,6 Prozent aber unterdurchschnittlich.

Im Bundesländervergleich stieg die Zahl der Arbeitslosen in Kärnten (+2,3 Prozent) und im Burgenland (+4,9 Prozent) am geringsten. Am höchsten war der Anstieg in Wien mit 19,1 Prozent, was zur Hälfte durch die sinkenden Schulungsteilnahmen zu erklären sei, erläuterte das Sozialministerium. In der Bundeshauptstadt ging die Zahl der Schulungsteilnehmer drastisch um 28,5 Prozent zurück. Österreichweit betrug der Rückgang fast 17 Prozent. Je mehr Schulungsteilnehmer es gibt, umso niedriger ist die Zahl der als arbeitslos gemeldeten Personen.

Das AMS begründete den Einbruch bei den Schulungsteilnehmern mit einem Strategiewechsel: Es würden nun Kurse mit längerer Laufzeit angeboten und bei gleichbleibendem AMS-Budget könnten dadurch weniger Arbeitslose in Schulungen geschickt werden, sagte AMS-Sprecherin Beate Sprenger zur APA. Auch werden die oftmals kritisierten Bewerbungstrainings - vor allem in Wien - deutlich zurückgefahren

Die Jugendarbeitslosigkeit stieg um 5,2 Prozent, wobei es bei den 15- bis 19-Jährigen sogar einen Rückgang von 2,5 Prozent gab. Allerdings waren auch Ende Jänner um 8,4 Prozent mehr Lehrstellensuchende vorgemerkt. Dem stand ein Anstieg von 7,3 Prozent beim Bestand an gemeldeten offenen Lehrstellen gegenüber. Damit ist die Lehrstellenlücke um 284 auf 3.328 angestiegen. Während die Zahl der offenen Lehrstellen die der Lehrstellensuchenden in Salzburg und Tirol übersteigt, kommen in Wien im Schnitt 6,5 Lehrstellensuchende auf eine offene Stelle.

(GRAFIK 0147-15, Format 88 x 160 mm) (Schluss) kan/gru

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