03.03.2014 13:19:00

Heimische Arbeitslosigkeit - ÖGB: Lage der Älteren am Arbeitsmarkt dramatisch

Noch nie waren in Österreich so viele Menschen im Alter über 50 Jahren erwerbstätig wie heute. "Mit 783.000 50plus sind heute rund 60 Prozent der 50plus erwerbstätig", stellt ÖVP-Seniorensprecherin Gertrude Aubauer fest. "Die Lage der Älteren am Arbeitsmarkt ist dramatisch. Wir müssen daher alles tun, damit Ältere länger Arbeit haben", fordert Bernhard Achitz, Leitender Sekretär des ÖGB.

Im Februar hat es laut Aubauer um 35.000 mehr Beschäftigte im Alter über 50 als noch im Februar 2013 gegeben, und leider auch um 15.343 Arbeitslose in diesem Alter mehr. Sie fordert, dass die im Regierungsprogramm vereinbarte Teilpension nun zur Jahresmitte in Kraft treten müsse. Damit könnten Männer und Frauen, die eine vorzeitige Pension antreten, eine echte Wahlmöglichkeit erhalten. Zusätzlich sollte die "Aufschub-Bonuspension" Frauen mit 60 und Männer mit 65 ermutigen, ihre Pension nicht anzutreten, sondern freiwillig noch einige Zeit (auch in Teilzeit) weiterzuarbeiten.

Achitz fordert in einer Presseaussendung, die Betriebe in die Pflicht zu nehmen. Es müsse für Unternehmen deutlich teurer werden, ältere Beschäftigte vor die Tür zu setzen. Das wäre etwa durch das Bonus-Malus-System möglich. Die Devise müsse "Umschulen statt Rauswerfen" lauten. Das sei auch im Interesse der Wirtschaft, die immer vor einem demografisch bedingten Fachkräftemangel warne.

Eine "Radikal-Reform" der Arbeitswelt fordert dagegen der Präsident des SP-Pensionistenverbands (PVÖ), Karl Blecha, angesichts der im Februar erneut überdurchschnittlich gestiegenen Arbeitslosigkeit unter den Über-50-Jährigen um gut 20 Prozent. "Wir brauchen ein radikales Umdenken in der Arbeitswelt, in den Köpfen der Firmenchefs und in den Personalabteilungen", so Blecha in einer Presseaussendung.

Dass heute Menschen ab 50 als "zu alt" für den Arbeitsmarkt gelten, sei ein Skandal. Es sei höchst an der Zeit, dass der falsche "Jugendwahn" in der österreichischen Arbeitswelt endlich der Vergangenheit angehöre. Blecha fordert einen Paradigmenwechsel in den Chefetagen, altersgerechte Jobs, betriebliche Gesundheitsvorsorge und ein Bonus-Malus-System.

Laut Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) wird das Arbeitsmarktpaket für Ältere, das dieses Monat im Parlament beschlossen werden soll, für eine Entspannung sorgen. Demnach werden in den nächsten drei Jahren 350 Mio. Euro zur Beschäftigungsförderung für die Generation 50+ bereitgestellt. Mittels Eingliederungsbeihilfen und der Stärkung des zweiten Arbeitsmarktes könnten 20.000 Menschen pro Jahr gezielt gefördert werden. Über 8.500 Personen werden im Anschluss einen fixen Arbeitsplatz mittels dieser Maßnahmen erhalten, so Hundstorfer heute.

Der Österreichische Zivil-Invalidenverband (ÖZIV) beobachte den Anstieg der Arbeitslosigkeit behinderter Personen im Februar um fast 30 Prozent mit großer Sorge, so ÖZIV-Präsident Klaus Voget in einer Presseaussendung. "Gebraucht werden mehr spezielle Angebote für diese Zielgruppe, um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen", fordert Voget. Dafür müssten auch mehr Mittel zur Verfügung gestellt werden. Um für die Arbeitgeber einen finanziellen Anreiz zur Einstellung behinderter Mitarbeiter zu bieten, müsse die Ausgleichstaxe dringend angehoben werden. "Ich denke dabei an die Höhe des durchschnittlichen Nettoeinkommens in Österreich", so der ÖZIV-Präsident.

Um das Problem der steigenden Arbeitslosigkeit nachhaltig zu lösen, sei die im Rahmen des Arbeitsmarktpakets beschlossene Senkung der Arbeitszusatzkosten um rund 200 Mio. Euro ein Signal in die richtige Richtung. "Die Entlastung des Faktors Arbeit schafft Wachstumsimpulse und erhöht die Wettbewerbsfähigkeit", betonte IV-Generalsekretär Christoph Neumayer. Gleichzeitig seien die Belastungen der Unternehmen durch das Abgabenänderungsgesetz jedoch eine Hypothek für Wachstum und Beschäftigung.

(Schluss) ggr/snu

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