25.05.2014 08:01:00

Arbeitslosigkeit 2 - AMS-Kopf: "Rucksack" je nach Region schwerer

Der Vorstand des Arbeitsmarktservice AMS, Johannes Kopf, sieht durch "massive Unterschiede" bei den Arbeitslosenraten in den einzelnen Bezirken auch die Chancen für Arbeitssuchende betroffen. "Der Rucksack für die Arbeitslosen ist in manchen Regionen viel schwerer", sagte Kopf im APA-Interview. Mehr räumliche, berufliche und auch geistige Mobilität erhöhe die Chancen bei der Jobsuche.

Die Ursachen für die großen Differenzen in der Arbeitslosenquote - von unter 3 Prozent in einem Bezirk in Oberösterreich bis zu weit über 10 Prozent in Teilen von Kärnten und Tirol - seien vielfältig, analysiert Kopf. So sei der Raum Oberösterreich besonders geografisch begünstigt und verfüge über schnelle Verkehrswege - von der Donau und der Westbahn bzw. der Westautobahn bis zu einem gut ausgebauten Straßennetz. Die Nähe zu Deutschland, insbesondere zum wirtschaftlich starken Bayern, wirke sich auch positiv aus. Der Großraum Linz-Wels-Traun sei schon zu einer einzigen Wirtschaftsregion verwachsen.

Dass der österreichische Spitzenreiter mit der niedrigsten Arbeitslosenquote, nämlich Rohrbach, eigentlich eine Grenzregion ist, widerlegt für Beobachter viele Vorurteile. Aus Rohrbach werde aber sehr stark nach Linz gependelt, erläutert Kopf. Überhaupt hätten Pendlerbezirke meistens niedrige Arbeitslosenquoten. Viele Unternehmen schätzten Pendler, weil sie ihnen hohe Arbeitsmotivation und Disziplin zuschrieben, und würden oft lieber Pendler aus ländlichen Regionen als Städter einstellen, berichtet Kopf aus der Praxis. Selber wolle er solche Vorurteile aber nicht vertreten.

Die Problematik in Kärnten, Osttirol und Tirol hänge teilweise sicher mit der Geografie zusammen - umringt von hohen Bergen seien die Verkehrswege länger und weniger ausgebaut. Gerade Kärnten leide unter der Abwanderung bzw. Schließung ganzer Industriezweige, vom Bergbau über Textil- und Schuhindustrie. Auch sei die Tourismus-Saison sehr kurz, der Sommertourismus beschränke sich meist auf zwei Monate.

Die Zuwanderung bringe in Ostösterreich ein deutlich höheres Angebot an Arbeitskräften, während es etwa im Süden Österreichs kaum Zuwanderung gebe. Der AMS-Vorstand verweist aber darauf, dass durch die Zuwanderung mittel- und langfristig Wachstum generiert werde. Wenn also in einer Region Zuwanderung fehle, sei dies für den Arbeitsmarkt letztlich kein gutes Zeichen. Deutschland, das Österreich demografisch gesehen etwa sieben Jahre voraus sei, werbe jetzt schon aktiv um Arbeitskräfte im Ausland und versuche deutsche Auswanderer zurückzuholen, etwa aus Österreich.

Das AMS wolle den hohen Arbeitslosenquoten in einigen Regionen natürlich gegensteuern und auch die Arbeitssuchenden in wirtschaftlich schwächeren Regionen unterstützen. Wichtig dafür seien aber auch die Bedingungen im Umfeld. So müssten mehr Angebote im öffentlichen Nahverkehr zur Verfügung stehen, damit etwa viele arbeitssuchende Frauen überhaupt einen Arbeitsplatz erreichen könnten - denn meistens gebe es in Familien nur ein Auto, mit dem dann der Mann zur Arbeit fahre. Auch sei ein flächendeckendes Angebot von Ganztags-Kinderbetreuung wichtig - auch wenn es vielleicht am Anfang in manchen Gemeinden nicht voll ausgelastet werde.

Das Problem in Österreich sei oft die geringe Mobilität, meint der AMS-Vorstand. So würden Städter geringe Bereitschaft zum Auspendeln zeigen - während Arbeitssuchende durchaus bereit wären, von Wolfsberg nach Graz zu pendeln, sei dies etwa umgekehrt kaum möglich. Mehr räumliche, berufliche und auch geistige Mobilität würde bei der Jobsuche helfen, das AMS versuche nach Kräften die Arbeitssuchenden dabei zu unterstützen. Darüber hinaus sei natürlich eine aktive Regional- und Förderpolitik notwendig, um eine Region aus der Strukturschwäche zu heben und in eine "dynamische Region" zu verwandeln.

(Schluss) gru/cri/snu

WEB http://www.ams.at

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