20.10.2017 11:38:00
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Arbeit für Internetplattformen bringt wenig Geld und viele Probleme
Etwa 18 Prozent der Österreicher haben schon einmal für ein Crowdworking-Plattform gearbeitet, sagte Stöger unter Verweis auf eine Umfrage am Freitag in einem Pressegespräch im Vorfeld der 10. Sozialstaatsenquete, die sich der "plattformbasierten Arbeit in Österreich und Europa" widmet. Einkommen daraus lägen unter 18.000 Euro im Jahr, also unter dem von den Sozialpartnern vereinbarten Mindestlohn. Wie viele Menschen für Plattformen arbeiten, gehe aus den Daten der Sozialversicherung nicht hervor, aber man wisse, dass 100.000 unselbstständig beschäftigte Menschen zusätzlich "in anderer Form" tätig sind. Das könne "ein Indikator dafür sein, dass man sich digital beschäftigt", so Biach.
Wer für so eine Plattform arbeitet, verdient in der Regel weniger als zehn Prozent seines Einkommens auf diesem Weg, ergänzte Ursula Huws, Professorin an der britischen Universität Hertfordshire, die in sieben EU-Staaten, darunter Österreich, eine Umfrage zu "Cloudwork" gemacht hat. Nur zwei Prozent der Österreicher erwirtschaften mehr als die Hälfte ihres Einkommens über solche Plattformen, sagte sie.
Die meisten Menschen haben es sich nicht freiwillig ausgesucht, für so eine Plattform zu arbeiten und sind aktiv auf der Suche nach einem sichereren und dauerhaften Job, sagte Huws. Abgesehen von der schlechten und unsicheren Bezahlung haben sie auch zahlreiche Probleme von Gesundheit über Sicherheit bis zu psychosozialen Themen. Nicht selten würden sie auch zu kriminellen Handlungen gedrängt, etwa Drogen auszuliefern.
Auffällig sei, dass Methoden von Online-Plattformen in anderen Wirtschaftszweigen übernommen werden. So greifen zunehmend Arbeitgeber in traditionellen Branchen auf Kundenbewertungen zurück, um ihre Mitarbeiter zu "disziplinieren" und Leistungsvorgaben zu erzeugen. Mitarbeiter werden per App auf neue Aufgaben hingewiesen und müssen ihre Arbeitszeiten aktiv online buchen. Die damit verbundenen Datenströme ermöglichen neue Bewertungskriterien und eröffnen Datenschutzfragen. Vor allem die junge Generation sei betroffen: "Die junge Generation tritt zu ganz anderen Bedingungen in die Arbeitswelt ein, als ihre Eltern", so Huws. Crowdworking stelle breite gesellschaftliche Fragen, weit über die für Plattformen arbeitenden Menschen hinaus.
Mit dieser Einschätzung lieg Huws nicht alleine. Für Stöger ist die Weiterentwicklung der Arbeitnehmerrechte "eine der zentralsten Fragen zur sozialen Sicherheit". Das Sozialrecht stelle noch auf industrielle Arbeitsformen ab, nun müsse man neu klären, wie Begriffe wie "Arbeitszeit" oder "Arbeitsort" zu definieren sind. Die Rollen von selbstständiger und unselbstständiger Arbeit seien neu festzulegen. "Wir wollen Vorreiter für eine Crowdworking-Richtlinie in der EU sein", so Stöger - insbesondere der EU-Vorsitz Österreichs in der zweiten Hälfte 2018 könne dabei helfen.
Auch Biach verweist darauf, dass zunehmend "Mischformen" zwischen selbstständiger und unselbstständiger Arbeit entstehen. 15 Prozent der Unternehmer seien auch unselbstständig gemeldet. Abgesehen davon, dass sich Fragen von der Arbeitszeit bis zum Kündigungsschutz stellen, sind diese Menschen auch mehrfach versichert und bekommen von mehreren Versicherungen Vorschreibungen. Die Sozialversicherung müsse darauf achten, das einfacher zu gestalten.
(Schluss) tsk/rf

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