Umbau geht weiter |
16.09.2014 13:17:31
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Airbus stellt Sparte Defence and Space neu auf
Auf der Verkaufsliste steht jetzt insbesondere das kommerzielle und halbstaatliche Telekommunikationsgeschäft, einschließlich Professional Mobile Radio und Satellitenkommunikationsdienst-Tätigkeiten für kommerzielle Kunden. Zudem strebt Airbus den Verkauf einiger Tochtergesellschaften und Beteiligungen an, darunter Fairchild Controls, Rostock System-Technik, AvDef, ESG und der Anteil am Joint Venture mit ThyssenKrupp, Atlas Elektronik. ThyssenKrupp teilte sogleich mit, beim Verkauf des Airbus-Anteils an dem Rüstungstechnik-Unternehmen mitreden zu wollen, äußerte sich aber auch auf Nachfrage auch nicht dazu, ob ThyssenKrupp den Airbus-Anteil an Atlas Elektronik übernehmen könnte.
Bis Jahresende will Airbus potentielle Käufer ausmachen, und bis Mitte 2015 sollen die Veräußerungen abgeschlossen sein. Bernhard Gerwert, CEO von Airbus Defence and Space, verwies auf die "angespannte Budgetsituation" in den Heimatländern und den zunehmenden Wettbewerb auf den Weltmärkten. "Das Portfolio-Review stellt eine wichtige Grundlage für die Weiterentwicklung unseres Verteidigungs- und Raumfahrtgeschäfts wie auch die Sicherung unserer Wettbewerbsfähigkeit dar", so Gerwert weiter.
Zu den Sicherheits- und Verteidigungselektronikgeschäften erklärte Airbus, der Konzern prüfe "Optionen für deren bestmögliche Entwicklung und Positionierung mit Blick auf künftiges Wachstum sowie Wertschöpfung".
Ob dieser Schritt Arbeitsplätze kostet, ließ Airbus offen. "Alle Entscheidungen werden naturgemäß unter Beachtung unserer nationalen Sicherheitsvereinbarungen getroffen sowie mit den Arbeitnehmervertretern offen und fair beraten", fügte Gerwert hinzu. Zum Airbus-Konzern gehören die Divisionen Airbus, Airbus Defence and Space sowie Airbus Helicopters.
Airbus forciert den Umbau des Geschäfts gut zwei Jahre nach den geplatzten Fusionsträumen mit dem britischen Wettbewerber BAE Systems. Durch den Zusammenschluss wäre Europas marktbeherrschender Luft-, Raumfahrts- und Rüstungskonzern entstanden, und ein noch mächtigerer Konkurrent für Boeing. Das Vorhaben scheiterte am Widerstand der deutschen Bundesregierung.
Nachdem Airbus die Fusion aufgeben musste, startete der Konzern einen große Überprüfung seiner Geschäfte, infolge derer er das Ziel über Board warf, dass die Verkäufe von Verkehrsflugzeugen sich mit Rüstungsaktivitäten die Waage halten sollten. Stattdessen konzentriert sich Airbus nun hauptsächlich auf die Passagiermaschinen, mit denen er den höchsten Umsatz erzielt. Auch Luft- und Raumfahrtgeschäfte, wie etwa der Bau von Helikoptern und die Beteiligung am Eurofighter Typhoon Kampfjet-Konsortium mit BAE Systems und Finmeccanica wurden beibehalten.
Tom Enders, Chef der Airbus Group, erklärte nun zu den Maßnahmen, die "Portfolio-Entscheidungen für Airbus Defence and Space sind die logische Konsequenz aus der Strategieüberprüfung von Airbus Group im vergangenen Jahr. Sie werden die Stärken der Division untermauern und damit zu einer noch klareren Fokussierung unseres Konzerns auf die Kernaktivitäten Luft- und Raumfahrt beitragen".
Die Airbus Group hatte zuvor im Zuge des Konzernumbaus die Zusammenlegung des Rüstungs- und Raumfahrtgeschäfts in die neue Einheit Airbus Defence und Space auf den Weg gebracht, um die Kosten zu verringern. Airbus Defence und Space umfasst nun die Geschäftsaktivitäten von Cassidian, Astrium und Airbus Military. Der Zusammenlegung fielen zahlreiche Arbeitsplätze zum Opfer. Airbus Defence und Space erzielt mit etwa 40.000 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von rund 14 Milliarden Euro.
Mit dem Umbau ist Airbus nicht allein, auch andere europäische Rüstungskonzern restrukturieren sich. BAE Systems beispielsweise ist wegen der schwachen Nachfrage aus einer Reihe von Geschäften mit gepanzerten Fahrzeugen ausgestiegen, während Finmeccanicas neuer CEO Mauro Moretti ebenfalls die Optionen prüft, in welche Bereiche investiert und welche abgestoßen werden sollten.
Der deutsche Panzerhersteller Krauss-Maffei Wegman und der französische Hersteller von gepanzerten Fahrzeugen Nexter kündigten in diesem Jahr angesichts der fallenden Rüstungsausgaben der Regierungen Europas eine Partnerschaft an.
Airbus dürfte mit den geplanten Verkäufen zwischen 1,5 und 2 Milliarden Euro einnehmen, schätzt Investec-Analyst Rami Myerson.
Der Konzern hat in diesem Jahr bereits den größten Teil seiner Beteiligung an einem französischen Prüf-Dienstleistungsgeschäft verkauft und will sich auch von seinem 46-prozentigen, nicht stimmberechtigten Anteil an der Dassault Aviation SA trennen. Die Aktionäre von Dassault Aviation stimmen im Laufe diesen Monats darüber ob, ob der Hersteller des französischen Kampfjets Rafale und des Geschäftsreiseflugzeugs Falcon einen Teil dieser Beteiligung kauft.
Als Airbus seine Ambitionen im Militärmarkt zurückschraubte, hat sich der Konzern auch von Plänen für große Zukäufe von Rüstungsgeschäften in den USA verabschiedet, um seine Geschäfte mit dem Pentagon auszubauen - ein sehr attraktiver Kunden, denn das US-Verteidigungsministerium verfügt über das höchste Budget der Welt.
Die Airbus-Sparte Defence and Space will sich nun auf Satelliten und Raketenwerfer konzentrieren. Das Unternehmen ist Partner beim europäischen Ariane-5-Trägerraketen-Projekt und baut etwa die Transportmaschine A400M und Raketen. In diese Geschäfte wird Airbus bei Bedarf investieren.
Um wettbewerbsfähiger zu werden, kündigte Airbus in diesem Jahr zudem an, seine Trägerraketen-Aktivitäten in Europa mit dem französischen Rüstungskonzern Safran zusammenzulegen und gemeinsam Raketen zu entwickeln und zu bauen. Dazu gehört die neue Raketengeneration Ariane 6, die die europäischen Regierungen bauen wollen.
Die am Dienstag angekündigten Änderungen dürften das Produktportfolio "bereinigen", sollten aber nur begrenzte Auswirkungen auf den Konzerngewinn haben, schrieben Analysten von RBC Capital an Investoren.
Airbus hat seinen Aktionären versprochen, die Profitabilität zu steigern, nachdem Investitionen in neue Flugzeuge jahrelang auf die Rendite drückten. Das Unternehmen geht davon aus, dass das noch unprofitable Großraumflugzeug A380 im kommenden Jahr die Gewinnschwelle erreicht, der Langstreckenflieger A350 soll vor Ende des Jahrzehnts zum Gewinn besteuern. 2015 soll die Rendite aus dem Umsatz bei 7 bis 8 Prozent liegen.
Der Verkauf der Verteidigungsassets dürfte allerdings nicht leicht werden, so Cunningham. Die Geschäfte "sind im besten Falle geringfügig profitabel", sagte er. Zudem könnte die deutsche Bundesregierung einige Käufer ablehnen.
DJG/cbr/jhe
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