29.11.2013 17:08:31

AUSBLICK/Nachrichtenreiche ThyssenKrupp-Bilanzvorlage erwartet

   Von Hendrik Varnholt

   Wenn ThyssenKrupp am Montag die Bilanz des vergangenen Geschäftsjahres vorlegt, dürften die Zahlen zur zweitrangigen Nachricht geraten: Der Konzern wird nach Einschätzung von Branchenexperten spätestens am Montag über den Verkauf seines Stahlwerks in den USA berichten. Analysten erhoffen sich von der Vorlage des Jahresabschlusses zudem Aufschluss über eine mögliche Kapitalerhöhung.

   Die hohen Erwartungen hat ThyssenKrupp selbst geschürt: Nur zwei Tage vor der zunächst für den 21. November vorgesehen Bilanzvorlage berichtete der Konzern von "exklusiven Verhandlungen" über den Verkauf seines US-Stahlwerks. Zugleich gab ThyssenKrupp die Verschiebung der Jahresabschluss-Präsentation auf den 2. Dezember bekannt. Analysten gehen seither davon aus, dass der Verkauf der Produktionsstätte nur noch eine Formalie ist. Auch mehrere mit den Verhandlungen vertraute Informanten berichteten dem Wall Street Journal Deutschland, das Geschäft stehe kurz vor dem Abschluss.

   Zwar machte ThyssenKrupp selbst keine Angaben darüber, welcher Bieter der verbleibende Gesprächspartner des Konzerns ist. Insider äußerten sich allerdings auch darüber: Nach ihren Angaben dürfte ein Konsortium aus ArcelorMittal und Nippon Steel das US-Werk übernehmen. Das Konsortium biete rund 2 Milliarden Dollar für die Produktionsstätte, berichteten die informierten Personen dem Wall Street Journal Deutschland vor anderthalb Wochen. In dieser Woche berichtete auch die japanische Wirtschaftszeitung Nikkei über den bevorstehenden Verkauf. Sie nannte ebenfalls ArcelorMittal und Nippon Steel als Käufer und bezifferte den Preis auf gleichfalls etwa 2 Milliarden Dollar.

   Mit dem Verkauf des Stahlwerks im US-Staat Alabama würde sich ThyssenKrupp neuen finanziellen Spielraum verschaffen. Einige Analysten halten das für dringend nötig: Der Konzern war Ende Juni mit 5,3 Milliarden Euro verschuldet. Die Verbindlichkeiten waren damit fast doppelt so hoch wie die Summe des Eigenkapitals. Wichtigster Grund für die enorme Verschuldung sind ThyssenKrupps Aufwendungen für die beiden amerikanischen Werke: Der Konzern hat für die Anlagen in Brasilien und den USA schon mehr als 12 Milliarden Euro ausgegeben. Die Produktionsstätten litten lange unter technischen Schwierigkeiten. Zudem entwickelten sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Amerika anders als von ThyssenKrupp erwartet. Die Anlagen stehen vor diesem Hintergrund nur noch mit 3,4 Milliarden Euro in den Büchern.

   Schon im Mai des vergangenen Jahres hat ThyssenKrupp deshalb beide Werke zum Verkauf gestellt. Mit dem nun erwarteten Abschluss erzielt Konzernchef Heinrich Hiesinger allerdings nur einen Teilerfolg: Die Produktionsstätte in Brasilien wird ThyssenKrupp nach den Angaben von Informanten behalten - und womöglich wieder als fortgeführte Aktivität in die Bilanz aufnehmen müssen. Die aktuellen Verhandlungen über das US-Werk beinhalteten "den Abschluss eines langfristigen Brammenliefervertrags", wodurch "eine wertsichernde Lösung für das brasilianische Stahlwerk erreicht würde", schrieb ThyssenKrupp denn auch am 19. November in einer Mitteilung. Offen sind allerdings die Konditionen einer solchen Abnahmeverpflichtung. Analysten warten deshalb mit Spannung auf entsprechende Angaben.

   Doch der Stahlwerksverkauf reicht möglicherweise noch nicht aus, um ThyssenKrupp die Zukunft zu sichern. Von der Bilanzvorlage am Montag versprechen sich Branchenexperten deshalb auch Informationen über eine mögliche Kapitalerhöhung. Konzernchef Hiesinger hatte einen solchen Schritt innerhalb der vergangenen Monate mehrmals als Möglichkeit bezeichnet. Sofern der ThyssenKrupp-Vorstand neue Aktien ohne allgemeines Bezugsrecht ausgeben will, setzt ihm ein Hauptversammlungsbeschluss allerdings Grenzen. Mit einer schnellen Kapitalerhöhung im kleinen Kreis lässt sich beim aktuellen Aktienkurs deshalb ein Erlös von höchstens rund 1 Milliarde Euro erzielen. Einige Analysten halten es daher für möglich, dass ThyssenKrupp deshalb zusätzlich eine Hybridanleihe begibt.

   Im vergangenen Jahr hat ThyssenKrupp aber nicht nur das Stahlgeschäft in den USA zu schaffen gemacht. Niedrige Preise schlugen sich auch in den europäischen Stahlwerken nieder. Unter anderem deshalb rechnen die Branchenexperten für das vierte Geschäftsquartal im Durchschnitt mit einem Rückgang des um Sondereffekte bereinigten Ergebnisses vor Zinsen und Steuern (bereinigtes EBIT) auf 258 Millionen Euro, nach 265 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz dürfte den Einschätzungen zufolge um 18 Prozent auf 9,5 Milliarden Euro zurückgegangen sein. Die Zahlen geben nur den Erfolg der bislang als fortgeführte Aktivitäten ausgewiesenen Geschäfte wieder. Es bleibt also die Stahlproduktion in Amerika außen vor.

   Beim Nettoergebnis der fortgeführten Aktivitäten hat ThyssenKrupp nach Einschätzung der Branchenexperten allerdings die Rückkehr in die Gewinnzone geschafft: Die Analysten gehen davon aus, dass der Konzern nach Steuern und Dritten zwischen Juli und September rund 45 Millionen Euro verdiente. Im Vorjahreszeitraum war ein Verlust von 461 Millionen Euro angefallen. Ursache dafür waren unter anderem Abschreibungen.

=== Auftrags- EBIT 4. Quartal eingang Umsatz EBITDA EBIT bereinigt

MITTELWERT 9.497 9.537 491 261 258 Vorjahr 11.557 9.970 351 -143 265

MEDIAN 9.310 9.469 490 265 257 Maximum 10.630 9.883 516 282 297 Minimum 8.929 9.191 477 235 228 Anzahl (1) 5 10 6 7 11

Erg nSt Erg/ 4. Quartal u.Dritten Aktie

MITTELWERT 45 0,09 Vorjahr -461 -0,90

MEDIAN 31 0,08 Maximum 112 0,22 Minimum -9,0 -0,02 Anzahl (1) 3 3 Kontakt zum Autor: hendrik.varnholt@wsj.com

   DJG/hev/sha/smh

   (END) Dow Jones Newswires

   November 29, 2013 10:35 ET (15:35 GMT)

   Copyright (c) 2013 Dow Jones & Company, Inc.- - 10 35 AM EST 11-29-13

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