06.10.2015 07:25:46

Bank of Japan denkt an neue Geldschwemme

   Von Takashi Nakamichi

   TOKIO (Dow Jones)-- In Japan könnten die Geldschleusen noch weiter geöffnet werden. Obwohl die Bank of Japan (BoJ) die Geldpolitik seit zweieinhalb Jahren aggressiv lockert, um das Volk zu einer Änderung seiner "deflationären Geisteshaltung" zu bewegen, scheinen die Maßnahmen nicht mehr zu greifen. Die enttäuschend ausgefallenen Daten zur Industrieproduktion vom Mittwoch legen nahe, dass das Land im Sommer wieder zurück in die Rezession gerutscht ist.

   Doch mit den jüngsten Zeichen einer möglichen Kontraktion im dritten Quartal ist es nicht genug, auch die Inflation bewegt sich weiter unter dem BoJ-Ziel von zwei Prozent. Im August rutschte ein weithin genutzter Maßstab für die Teuerung erstmals seit zwei Jahren ins Minus. Und BoJ-Chef Haruhiko Kuroda ist zudem zunehmend frustriert ob dem Widerwillen der Unternehmen, die Rekordgewinne in Form von Lohnerhöhungen weiterzugeben und so die Teuerung anzukurbeln.

   Bei der am Dienstag und Mittwoch stattfindenden Sitzung dürften die Notenbanker diskutieren, ob noch mehr Überzeugungsarbeit in Form von weiterer geldpolitischer Lockerung geleistet werden muss, wie aus dem Umfeld der Zentralbank verlautete.

   Weltweit sind die Zentralbanken unter Druck, den Auswirkungen durch die wirtschaftliche Verlangsamung in China und den Rohstoffpreisverfall Paroli zu bieten. Norwegen, Indien und Taiwan haben ihre Geldpolitik vor kurzem gelockert, die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte Markterwartungen zufolge Ende des Jahres nachziehen. Und die US-Notenbank hat bei ihrer Sitzung im September doch nicht an der Zinsschraube gedreht.

   Volkswirte gehen angesichts des überraschenden Rückgangs der japanischen Industrieproduktion im August zunehmend von einer weiteren geldpolitischen Lockerung aus. "Wir erwarten jetzt, dass die BoJ (am 30. Oktober) eine zusätzliche Lockerung bekannt geben wird", sagte Masaaki Kanno, Japan-Chefvolkswirt bei der J.P. Morgan Securities und ehemaliger BoJ-Mitarbeiter. "Wenn die BoJ den Markt jedoch überraschen will, wird sie nicht bis dahin warten, sondern schon am 7. Oktober handeln", sagte er.

   Es wäre die erste Ausweitung der quantitativen Lockerung seit Oktober 2014, als die BoJ ihr Kaufprogramm von Anleihen und Wertpapieren auf die derzeitigen 80 Billionen Yen (umgerechnet rund 594 Milliarden Euro) jährlich ausgeweitet hat.

   Viele Volkswirte gehen davon aus, dass die BoJ erst bei der Sitzung am 30. Oktober die Geldschleusen weiter öffnen wird. Denn dann dürfte die BoJ den Erwartungen zufolge auch die Inflationsprognose und den Wachstumsausblick für das im März endende Fiskaljahr zurücknehmen.

   Wie eine der Zentralbank nahestehende Person sagte, könnte die Inflationsprognose von derzeit 0,7 Prozent auf ein Niveau "sehr nahe dem in der Privatwirtschaft" gesenkt werden, das bei 0,2 Prozent liegt. Sollte die BoJ sich zum Handeln entschließen, wäre das nächste Gesprächsthema, ob das Kaufprogramm noch weiter ausgebaut oder etwas Neues ausprobiert werden sollte, sagte eine andere Gewährsperson.

   Aus anderen BoJ-nahen Quellen verlautete, dass einige der neun Ratsmitglieder als eine mögliche Option die Einführung von Negativzinsen sehen, wie es die EZB getan hat. Kuroda sagte vor kurzem vor dem Parlament, dass eine derartige Maßnahme das Wachstum ankurbeln könnte.

   Angesichts der mäßigen Erfolge ist unklar, inwieweit weitere Maßnahmen helfen. "Doch das bedeutet nicht, dass eine Zentralbank untätig bleiben kann", insbesondere angesichts der sich abschwächenden zugrundeliegenden Inflation, sagte eine der Gewährspersonen.

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